LITFASS Bücher und Medien: Der Nordstadt-Buchladen schafft den Spagat zwischen Tradition und web 2.0 

Mitarbeiter des Buchhandels Litfass an der Münsterstraße. Foto: Klaus Hartmann
Mitarbeiter des Buchhandels Litfass an der Münsterstraße. Foto: Klaus Hartmann

1982 fasste sich Diplom-Ingenieur Wolfgang Thönes ein Herz und machte sich selbstständig. Völlig abweichend zu seiner Ausbildung als Raumplaner eröffnete er mit einem Studienkollegen einen politisch-alternativen Buchladen in der Nordstadt. „Wir haben uns damals bewusst für dieses lebendige Viertel entschieden, in dem viele junge Leute lebten.“

Litfass beschäftigt mittlerweile 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Schnell war klar, dass für eine dauerhafte Etablierung der Buchhandlung an diesem Standort ein weiteres Standbein nötig sein würde. „Denn der Standort gab nicht das her, was wir uns erwartet hatten. Die Studenten blieben aus“, erinnert sich Wolfgang Thönes.

Die Buchhändler reagierten auf die Marktsituation. „Wir haben uns von Beginn an weitere Standbeine geschaffen, die uns tragen“, erklärt Wolfgang Thönes. Heute sind 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei LITFASS beschäftigt. Einige sind fast von Anfang an dabei. Darunter sind auch einige Kolleginnen und Kollegen, die hier ihre Ausbildung zum Buchhändler gemacht haben.

Eine Kollegin und ein Kollege kümmern sich vorrangig um die Kunden, die in das Geschäft in der Münsterstr. 107 kommen. Und da viele Kundinnen seit langer Zeit kommen, wissen die beiden Buchhändler, welcher neue Krimi welcher Kundin gefallen könnte und legen schon mal eine Neuerscheinung zurück.

Die anderen Beschäftigten sind in den Bereichen einsetzt, die nach und nach zum klassischen Buchverkauf im Laden hinzugekommen sind. So hat sich LITFASS auch als Fachbuchhandlung einen Namen gemacht.

Die Kundschaft wird weit über die Nordstadt hinaus auch persönlich beliefert

Buchhandlung Lifass ergänzt ihr Angebot mit Medien von zweitausendeins. Katharina Iven von Litfass
Buchhandlung Lifass ergänzt ihr Angebot mit Medien von zweitausendeins. Katharina Iven von Litfass

Zwei Mitarbeiter steigen täglich aufs Fahrrad oder ins Auto. Ein wichtiges Standbein ist die Belieferung von Kunden, weit über die Nordstadt hinaus. Beliefert werden Firmen und Kanzleien, Bibliotheken und Schulen ebenso wie private Kunden. Wolfgang Thönes: „Die Kunden mögen es, dass wir selbst kommen statt eines Paketdienstes und ggf. sofort vor Ort etwas mit uns besprechen können.“

Die Lieferung von Büchern und Medien wie Hörbüchern, Filmen und Musik-CDs ist das eine, umfassende Service-Dienstleistungen rund um Medien sind das andere. Das sind z.B. bei einigen Kunden Informationen über fachspezifische Neuerscheinungen. Bei anderen Kunden steht der elektronische Datenaustausch im Vordergrund. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei LITFASS erfüllen die unterschiedlichen Anforderungen ihrer Kunden.

„Bei uns erreicht der Kunde immer seinen persönlichen Berater. Wir sind kein Call-Center. Das wird anerkannt“, sagt der Chef.

Der Buchladen ist einer der kulturellen Ankerpunkte in der Nordstadt

Eine Online-Buchhandlung ist LITFASS ebenfalls. „Nicht nur bei einer großen amerikanischen Firmen, sondern auch bei uns kann jede Frau und jeder Mann jedes Buch versandkostenfrei übers Internet bestellen“, betont Wolfgang Thönes. Im Online-Shop sind über eine Million Titel gelistet. Geliefert wird i.d.R. am nächsten Tag, nachdem die Ware am nächsten Morgen in den 120 Quadratmeter großen Räumen hinter dem Ladengeschäft bearbeitet worden ist.

Dabei wird das Ladengeschäft nicht vernachlässigt. Gerade die zahlreichen Stammkunden schätzen die fachkundige Beratung und betrachten LITFASS als kulturellen Ankerpunkt in der Nordstadt. Auch für diese Kunden geht es nicht mehr nur ums gute Buch: Hörbücher, E-Books, DVDs oder auch Games werden zunehmend nachgefragt.

„Bereut habe ich meinen Entschluss von damals nie“, bilanziert  Wolfgang Thönes. Trotz ökonomisch nicht einfacher Bedingungen sei man der Nordstadt treu geblieben, LITFASS gehöre hier hin. Und auch wenn sich die Bevölkerungsstruktur geändert  habe, sei die Nordstadt weiterhin ein interessantes und vielleicht das lebendigste Viertel in der Stadt.

 

 

HINWEIS:

Nordstadt-Logo farbig

– Der Artikel von Claudia Behlau ist ein Beitrag aus dem Buch “Wir: Echt Nordstadt”.

– Das Buch mit 106 Gruppenportraits ist kostenlos beim Quartiersmanagement Nordstadt, Mallinckrodtstraße 56, 44147 Dortmund, erhältlich. (Mail: info@nordstadt-qm.de)

– Eine große Ausstellung mit Bildern und Texten zu  “Wir: Echt Nordstadt” ist bis Ende September 2015 am Big Tipi im Fredenbaumpark zu sehen.

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