Erneut tödlicher Unfall in der Nordstadt: Radfahrer stirbt durch LKW – Aufstellung eines „Ghost Bikes“ geplant

Nach dem tödlichen Verkehrsunfall im November letzten Jahres erinnert ein „Ghost Bike“ an den damals getöteten Radfahrer.
Nach dem tödlichen Verkehrsunfall im November letzten Jahres erinnert ein „Ghost Bike“ an den damals getöteten Radfahrer.

In der Dortmunder Nordstadt ist es am Dienstagnachmittag (13. Februar 2018) erneut zu einem tödlichen Unfall mit einem Fahrradfahrer gekommen. Ein 63-Jähriger wurde auf der Bornstraße durch einen rechts abbiegenden LKW-Fahrer überfahren und starb noch an der Unfallstelle. Die Aufstellung eines Ghost Bikes in Gedenken an den tödlich verunglückten Radfahrer ist für den kommenden Montag geplant.

Bornstraße/Glückaufstraße – für den 63-jährigen Fahrradfahrer kommt jede Hilfe zu spät

Erst im November letzten Jahres war ein 11-jähriger Radfahrer in der Dortmunder Nordstadt durch einen ebenfalls nach rechts abbiegenden LKW-Fahrer überfahren worden und verstarb wenige Stunden später an den Unfallfolgen.

Jetzt wurde ein 63-jähriger Fahrradfahrer aus Dortmund bei einem Verkehrsunfall auf der Bornstraße tödlich verletzt. Der Führer eines LKWs hatte den Mann beim Abbiegen aus bislang ungeklärter Ursache übersehen und erfasst.

Der Unfall ereignete sich am Dienstag, den 13. Februar, gegen 14.50 Uhr an der Einmündung zur Glückaufstraße. Ein 32-Jähriger aus Herten wollte zu diesem Zeitpunkt – nachdem die Ampel seinen ersten Angaben zufolge auf Grünlicht gewechselt hatte – mit seinem Lastkraftwagen nach rechts abbiegen. Sein Fahrzeug erfasste den Radfahrer, der in diesem Moment die Straße an der Fußgängerfurt in Richtung Süden überquerte.

Der Mann geriet unter das Fahrzeug und wurde eingeklemmt. Von der Feuerwehr geborgen, verstarb der Velo-Führer noch an der Unfallstelle. Ein Rettungswagen brachte den Fahrer des LKWs mit einem Schock zur ambulanten Behandlung in ein Krankenhaus.

Die Glückaufstraße musste an der Kreuzung bis ca. 17.30 Uhr gesperrt werden. Ein Team des Verkehrsunfallopferschutzes der Dortmunder Polizei übernahm die Betreuung der Unfallbeteiligten und ihrer Angehörigen.

„Ghost Bikes“ an den jeweiligen Unglücksstellen: zum Gedenken an die Opfer und zur Mahnung

Nach dem tödlichen Verkehrsunfall erinnert ein „Ghost Bike“ an den getöteten elfjährigen Radfahrer.
Ein solches „Ghost Bike“ (wie hier Ecke Mallinckrodtstraße/Leopoldstraße) soll nun auch an den am Dienstag getöteten Radfahrer erinnern.

Nachdem erneut ein Fahrradfahrer Opfer eines abbiegenden LKWs wurde, wollen nun Dortmunder RadfahrerInnen ihre Anteilnahme mit den Angehörigen zum Ausdruck bringen: Am kommenden Montag, den 19. Februar, soll ein sog. „Ghost Bike“ am Unglücksort aufgestellt werden.

Die weiß lackierten Fahrräder werden seit 2003 weltweit und seit 2016 auch in Dortmund an Unfallorten in Gedenken an verstorbene RadfahrerInnen platziert. Sie sind eine Erinnerung daran, dass RadfahrerInnen ein Anrecht auf sichere Straßen haben und mahnen alle VerkehrsteilnehmerInnen zu einem rücksichtsvollen Umgang miteinander.

Das erste Dortmunder Ghost Bike steht an der Rüschebrinkstraße, das zweite an der Ecke Mallinckrodtstraße/Leopoldstraße.

Aufstellung des „Ghost Bikes“ für das Unfallopfer nach einer Gedenkfahrt am Montag

Um 17 Uhr soll auf dem Friedensplatz eine ruhige Gedenkfahrt starten, die das „Ghost Bike“ zur Unfallstelle begleitet. Um 17:30 Uhr wird es dann am Unglücksort im Rahmen einer Gedenkminute aufgestellt. Die Bevölkerung ist zur Teilnahme eingeladen. Um weiße oder schwarze Kleidung wird gebeten.

Die zeitnahe Aufstellung ist möglich aufgrund der Zusammenarbeit von aktiven RadfahrerInnen unter anderem aus Critical Mass Dortmund, VeloKitchen Dortmund, Verkehrsclub Deutschland Dortmund (VCD) und VeloCityRuhr.

Die RadfahrerInnen fordern schon länger, dass die Bedingungen für den Radverkehr verbessert werden, damit es zu weniger Unfällen unter Beteiligung von Fahrrad-NutzerInnen kommt und mehr DortmunderInnen ihren Drahtesel ohne Angst durch den Straßenverkehr steuern können.

MedienvertreterInnen sind zur Teilnahme und Berichterstattung in Wort und Bild eingeladen. Die OrganisatorInnen bitten jedoch um Verständnis dafür, dass die Mahnwache kein Ort für Diskussionen über Ursachen der Unglücksfälle und mögliche Lösungen oder Forderungen ist.

Mehr dazu auf nordstadtblogger.de:

Nach dem tödlichen Verkehrsunfall erinnert ein „Ghost Bike“ an den getöteten elfjährigen Radfahrer in der Nordstadt

 

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Reaktionen

  1. Cornelia Wimmer

    Wieder ein schrecklicher Todesfall innerhalb kurzer Zeit. Vor allem die schwächeren unter den Verkehrsteilnehmern, Kinder und Ältere sind überproportional gefährdet. Fußgänger und Radfahrer sind, allen Mobilitätsplänen zum Trotz, zu einer Restgröße im Straßenverkehr geworden. Schwerlast- und Individualverkehr, mörderisch dicht, laut, stinkend und penetrant nah, vertreibt den nichtmotorisierten Menschen aus dem öffentlichen Raum, der ihm ja, als Bürger und Steuerzahler mit zusteht, Teil der Stadt und des städtischen Lebens sein sollte. Er ist es nicht mehr.
    Manche Städte, Essen zum Beispiel, gestehen immerhin ein, dass man nicht mehr weiter weiß und bemühen sich um einen modellhaften Versuch, wirklich den ÖPNV zum Rückgrat der innerstädtischen Mobilität zu machen. In Dortmund steht ein solches Eingeständnis bislang aus.
    Die Bornsttraße, Schauplatz des jüngsten Unfalls wird, wenn es nach den städtischen Plänen geht, demnächst mehr statt weniger Verkehr haben, auch wenn das manchem schon jetzt nicht mehr recht vorstellbar scheint. Ein großes Möbelhaus an der Juliusstraße ist vorgesehen. – Braucht es der Dortmunder Bürger? Laut Gutachten nicht. Es ist Teil eines unfeinen Wettbewerbs zwischen Ruhrgebietsstädten um Kaufkraft und damit Gewerbesteuer. Der nächste sogenannte Sachzwang mit mehr, zum Teil schwerem Verkehr für die ohnehin sehr betroffene Nordstadt. – Hier wäre eine Möglichkeit, städtischerseits „Nein“ zu sagen zu einer immer umfassenderen Katastrophe des Alltags. Es sieht nicht danach aus.

  2. Grünen-Fraktion Dortmund

    GRÜNE: Fahrradfahrer*innen besser schützen – Maßnahmen für Verkehrsplanung überprüfen

    Drei tödliche Radunfälle mit LKW in nur einem Jahr, dazu noch weitere Unfälle mit Schwerverletzen: Aus Sicht der GRÜNEN höchste Zeit für gründliche Unfallanalysen und die Frage, welche Maßnahmen in Dortmund ergriffen werden müssen, um die Unfallgefahr für Zweiradfahrer*innen zu senken. Eine entsprechende Forderung werden die GRÜNEN in den nächsten Verkehrsausschuss einbringen.

    Ingrid Reuter, Fraktionssprecherin der GRÜNEN im Rat: „Die Häufigkeit der schweren Unfälle mit tödlichen Folgen ist erschreckend und zeigt, dass in Dortmund dringend die Sicherheit für Radfahrer*innen verbessert werden muss. Insbesondere dort, wo Kinder auf Rädern an vielbefahrenen Straßen unterwegs sind, müssen Kreuzungen übersichtlicher werden. Die Zahl der verunglückten Radfahrer*innen steigt auch in Dortmund von Jahr zu Jahr. Diese Entwicklung darf nicht einfach als bedauerlich hingenommen werden. Wir werden die Verwaltung deshalb auffordern, die vermehrte Umsetzung sicherer Verkehrsführungen, wie beispielsweise vorgezogene Haltelinien, Fahrradweichen oder Radaufstellstreifen (ARAS) für Radfahrer*innen an besonders gefahrenträchtigen Stellen zu prüfen.“

    Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes kamen bundesweit im Jahr 2016 im Straßenverkehr 393 Menschen, die auf einem Fahrrad unterwegs waren ums Leben, darunter 62 auf einem Pedelec. Im Vergleich zu 2015 stieg damit die Zahl der verunglückten Fahrradbenutzer*innen (einschl. Pedelec) um 4,0 %. Bei den Fahrradfahrer*innen war ein Pkw der häufigste Unfallgegner (74,5 %), zu 80 % waren Güterkraftfahrzeuge Hauptverursacher des Unfalls.

    Ingrid Reuter: „Sicherheit beim Radfahren wird zukünftig eine noch größere Rolle spielen, weil die langjährige GRÜNE Forderung, den Anteil des Radverkehrs in der Stadt deutlich zu erhöhen, auch im Masterplan Mobilität verankert wurde. Auf den zunehmenden Radverkehr und die immer häufiger genutzten schnellen Pedelecs muss die Verkehrsplanung in Dortmund reagieren. Insbesondere im Zusammenhang mit einem gleichzeitig ansteigenden Anteil von LKW-Verkehren durch vermehrte Logistik-Ansiedlung muss der Schutz der umweltfreundlichen, schwächeren Verkehrsteilnehmer*innen an erster Stelle stehen.“

  3. Hendrik müller

    Mit seinem unstrukturierten Radwege-Konzept reiht sich Dortmund bei anderen Ruhrgebiets-Städten ein:
    Die Strecken für Radfahrer sind meist nur Abschnittsweise oder im Kreuzungsbereich geplant und teilweise in abenteuerlichem Zustand.
    Zu schmal, schlechter Erhaltungszustand, Zickzackparcours, als Parkflächen für Autos genutzt, vor Blumenkübeln oder Litfass-Säulen endend, gern auch im rechten Winkel auf den laufenden Verkehr geführt, mit Oberflächen versehen die bei Feuchtigkeit keinen Halt für Reifen bietet, häufig in deutlicher Konkurrenz zu Fussgängern geplant zwingen diese Wege geradezu auf die Straße wenn man schneller als Schritt-Tempo fahren möchte.
    Das Erscheinungsbild einer Wegeplanung die bei Bauprojekten den Radverkehr als Feigenblättchen führt, im Hinterkopf aber immer noch die Autofreundliche Stadt der Siebziger im Hinterkopf hat.
    Der Stadtbeauftragte für Radwege ist ein zahnloser Tiger und erfüllte bisher eher dekorative Funktionen.
    Ich fahre seit 40 Jahren Fahrrad in Dortmund und konnte Lernen das kein Autofahrer überhaupt mit Fahrrädern rechnet, bzw. sie überhaupt im Straßenverkehr wahrnehmen kann.
    Eine gute Schule für Leute, die auch in Wuppertal oder Köln Rad fahren wollen, leider aber tödlich für all jene die des Schutzes bedürften den eine gute und gewollte Wegeplanung bieten kann.

  4. Wolf- Dieter Schmidt (Dortmund)

    Den Hinterbliebenen gilt an erster Stelle mein aufrichtiges Beileid. Ich kannte den verunglückten 63 jährigen Radfahrer. Er war der Vater der Verlobten meines Sohnes. Wir sind alle sehr betroffen da wir solch ein Ereignis zum zweiten mal durchstehen müssen.
    Am 09. September 1991 ist mein ältester Sohn bei einem identischen Unfall,wie er am 13. Februar passiert ist, in Marl ums Leben gekommen. Er wurde auch von einem „Rechtsabbiegenden LKW“ übersehen und ist dabei zu Tode gekommen. Auch heute; 27 Jahre danach ist es für uns sehr schmerzhaft wenn wir von einem derartigen „Unfall“ hören, bzw. diesmal wieder selbst betroffen sind.
    Ich war auch über 10 Jahre LKW- Fahrer und habe vorm „Rechtsabbiegen“ immer riesigen Respekt und „Bammel“ gehabt,wenn Fussgänger und Radfahrer wie ich „Grün“ hatten! Warum kann man den Fussgängern und Radfahrern nicht ca. 30 Sekunden früher grün geben bevor die „Rechtsabbieger“ grün haben? Technisch ist das möglich!!!

    • Norbert Paul

      Mein Beileid. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien alles Gute!

      Technisch ist das möglich, aber die Fachverwaltung lehnt das ab, da dies die Kapazität mindert, und politische Mehrheiten für getrennt Grünphasen sehen wir in Dortmund bisher nicht.

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