„Dunkle Geschichten aus Dortmund“: Katrin Pinetzki berichtet von den düsteren Seiten der Stadt

Katrin Pinetzki hast das Buch "Dunkle Geschichten aus Dortmund" geschrieben. Foto: Oliver Schaper
Katrin Pinetzki hast das Buch „Dunkle Geschichten aus Dortmund“ geschrieben. Fotos (3): Oliver Schaper

Von Leonie Krzistetzko

Ob „nachts im Museum“ oder abends im Zoo. Dortmund hat viele dunkele Ecken. Von einigen berichtet Katrin Pinetzki. Die Pressesprecherin der Stadt Dortmund hat im Herbst 2017 ihr erstes Buch veröffentlicht. „Dunkle Geschichten aus Dortmund“, heißt das 80-seitige Sammelsurium aus journalistischen Texten, das vom Wartberg Verlag publiziert wurde. Insgesamt 14 schaurige Geschichten finden sich in dem Buch wieder. Nur eins haben die Geschichten gemein: sie sind dunkel in jeder Hinsicht.

Es gibt viele Themen – aber:„Kein Buch über Dortmund ohne den BVB“

„Es geht in dem Buch aber nicht nur um Kriminalität, sondern auch Dunkelheit im generellen Sinne, wie Mystisches oder Blindheit“, erzählt die 42-Jährige. Seit zwei Jahren arbeitet Katrin Pinetzki als Pressesprecherin für den Kulturbereich in Dortmund, schaut regelmäßig hinter die Kulissen von Kulturbetrieben wie Museen oder Konzerthäusern.

Das ermöglichte ihr zeitweise auch, die Arbeit am Buch mit Dienstterminen zu verbinden. „Dunkle Geschichten aus Dortmund“ ist ihr erstes freies Projekt seit ihrer Arbeit bei der Stadt. Rund ein halbes Jahr hat sie daran gearbeitet, am Wochenende oder nach Feierabend.

Wer fiktionales Geschehen erwartet, der wird bei „Dunkle Geschichten aus Dortmund“, nicht fündig. Stattdessen trifft der Leser auf wahre Begebenheiten, wird in die düsteren Seiten der Stadt eingeführt: ins Mittelalter, in die Welt des Bergbaus oder in die Kanalisation. Auch begleitet Katrin Pinetzki eine Blinde ins Dortmunder Stadion. Conny Dietz, so heißt ihre Protagonistin, ist Mitglied des BVB-Fan-Clubs „Blind Date“, für Menschen mit Sehbehinderung. Der Fan-Club wurde 2002 gegründet. Pinetzki wollte „kein Buch über Dortmund ohne den BVB“ schreiben.

Auch berichtet sie über das Spirit, den Kult-Club an der Helle 9. Für den Artikel hat sie sich mit dem Kult-DJ Mimmi unterhalten, über seine Vergangenheit als fester Ankerpunkt des Dortmunder Nachtlebens. „Ich dachte, wenn ich schon über das Nachtleben schreibe, dann auf jeden Fall über das Spirit. Das gab es immer und wird es auch immer geben“, sagt Katrin Pinetzki. Außerhalb von Recherchen war sie das letzte Mal vor zwei Jahren dort. Sie erinnert sich vor allem an eines: „Die furchtbaren Toiletten.“ Im vorherigen Sommer wurde das Spirit aus finanziellen Gründen geschlossen, um schon zwei Monate später wieder aufzumachen.

Die Wahl-Dortmunderin wohnt seit Studienzeiten in der Nordstadt

Katrin Pinetzki kommt gebürtig aus Gelsenkirchen, wegen ihres Journalistik-Studiums ist sie nach Dortmund gezogen. Hier lebte sie fast die ganze Zeit über in der Nordstadt.

Ihr gefällt die zentrale Lage, die Nähe zum Bahnhof aber auch die Möglichkeit, schnell in den Park gehen zu können. „Hier sind auch die spannenderen Locations, wenn ich jeden Abend in die Südstadt fahren würde, würde ich nicht so viel mitkriegen“, erzählt sie.

Zu ihren Lieblingsorten gehört unter anderem das Depot: „Was andere Kleinstädte nicht über die Stadt verteilt bieten, gibt es hier“, sagt sie. Für Pinetzki ist es wichtig „Impulse von außen“ mitzunehmen, jeden Tag „ein bisschen schlauer zu werden“, auch in ihrer Arbeit.  Von 2008 bis 2011 lebte sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Österreich, und hat dort unter anderem für die ZEIT publiziert.

Pinetzki ist eine Print-Frau. In einem anderen Medium wollte sie nie arbeiten, ihren Fernseher benutzt sie lediglich für den Tatort. In ihre Texte steckt die 42-Jährige viel Arbeit.  Von 1994 bis 2000 hat sie Journalistik in Dortmund studiert, später arbeitete sie unter anderem als freie Autorin und Kulturredakteurin bei den Ruhr-Nachrichten. Sie hat zwei Stadtführer geschrieben und ein Buch über die Pubertät.

Wenn Texte lebendig werden

Ihr liegt das wahre, das non-fiktionale Geschehen. „Ich bin einfach Journalistin. Als Kind habe ich gedacht, dass ich Astrid Lindgren werde, weil ich immer viel und gerne gelesen habe. Aber das ist einfach nicht mein Ding. Ich bin eine Vermittlungsfrau“, sagt sie.

Pinetzki möchte ihre Themen den Menschen näherbringen, sie leicht und verständlich ausdrücken.  Besonders fasziniert ist sie vom Theater, davon „wie man Worte auf die Bühne kriegt“. Die 42-Jährige lässt sich davon gefangen nehmen, wie es gelingt, Texte lebendig werden zu lassen. Ihre journalistische Ader hat sich schon im Kindesalter entwickelt.

„Letztens ist mir aufgefallen, dass ich, als ich gerade schreiben konnte, immer schon Gespräche mitprotokolliert habe, wie bei einem Interview“, erzählt Pinetzki und lacht. Sie hat eine Szene vor Augen, wie sie im Schneidersitz vor der Wohnzimmertür ihrer Eltern sitzt, und mitschreibt, was die Erwachsenen sich erzählen.

Dortmund ist die „Kernkompetenz“ der Journalistin und Pressesprecherin

Auch wenn sie selbst am liebsten über reale Ereignisse schriebt, liest Pinetzki überwiegend Belletristik. Sie liest selber gerne „stundenlang“. In der Stadt- und Landesbibliothek leiht sie sich gerne die aktuellen Bestseller aus.

Besonders „4321“ vom US-amerikanischen Schriftsteller Paul Auster, hat ihr gut gefallen: „Ich mag gerne Bücher, die oszillieren. Das sind Bücher, die in einer Welt spielen, die wir kennen, sich aber trotzdem in der Schwebe befinden. Es treten Phänomene auf, die nicht real sind.“ Aktuell liest sie „Der letzte Granatapfel“ von Bachtyar Ali. Der Schriftsteller ist Träger des Nelly-Sachs-Preises von 2017.

Die meisten ihrer eigenen Texte hat Katrin Pinetzki über Dortmund verfasst, sie bezeichnet es als ihre „Kernkompetenz“. Ob sie für immer in Dortmund bleiben will, weiß sie noch nicht: „Ich sage immer: Ich werde hier nicht sterben, weil ich eigentlich sehr gerne am Wasser bin.“

„Dunkle Geschichten aus Dortmund“: Lesung im Juni

Im Oktober hatte Katrin Pinetzki eine Lesung in der Mayersche Buchhandlung Dortmund: „Ich war total aufgeregt, aber es war schön, dass ich, immer wenn ich hochsah, in die Gesichter von Bekannten blicken konnte“, erzählt sie. Es habe erstaunlich gut funktioniert nicht-fiktionale Texte vorzulesen.

Ihre nächste Lesung findet am Montag, den 18. Juni 2018 um 19.30 Uhr statt, dieses Mal in der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund.

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