„Blaues Rauschen“ in Dortmund: Neues Festival für experimentelle Musik macht Station im Evinger Schloss

Stellten das neue Festival Blaues Rauschen vor: Karl-Heinz Blomann, Eckard Waage (open systems), Burkhard Rinsche (Kulturbüro Dortmund), Richard Ortmann und Hans Schreiber (Archiv für populäre Musik).
Stellten das neue Festival Blaues Rauschen vor: Karl-Heinz Blomann, Eckard Waage (open systems),
Burkhard Rinsche (Kulturbüro), Richard Ortmann und Hans Schreiber (Archiv für populäre Musik).

Von Joachim vom Brocke

„Blaues Rauschen“ ist der Titel eines neuen Musikfestivals. Neben den Städten Herne und Essen gibt es am Samstag, 14. Oktober, ab 19.30 Uhr eine Veranstaltung in Dortmund – im Evinger Schloss (Nollendorfplatz 2) im Archiv für populäre Musik im Ruhrgebiet. „Blaues Rauschen“ beleuchtet an diesen Abenden aktuelle Sound-Konzepte zwischen Electronica, Klangkunst, Postdigitalia, Field Recording, Performance und Maschinen-Folk.

Archiv für populäre Musik hat noch viel vor

Seit vier Jahren ist das Archiv für populäre Musik im Ruhrgebiet im Schloß Eving untergebracht, einem ehemaligen Sozialgebäude der Zeche Minister Stein. Hans Schreiber, Soziologe und Ökonom, und der Musiker Richard Ortmann verfolgen seit 2008 die Bewahrung musikalischen Kulturguts im Ruhrgebiet.

Zunächst im Musik- und Kulturzentrum (MUK) an der Güntherstraße untergebracht, befindet sich das Archiv seit 2014 in großzügigen Räumen im „Evinger Schloss“. Zum Archivbestand gehören nicht nur Tonträger, sondern Filme, Fotos, Bücher, Zeitschriften, Magazine, Fanzines, Programmhefte, Tickets, Plakate schriftliche Aufzeichnungen, Noten, Instrumente, Briefwechsel sowie zahlreiche Memorabilien.

Auch Konzerte wurden bereits durchgeführt. So war unter anderem Judy Collins zu Gast, eine amerikanische Folksängerin, die längst sieben Lebensjahrzehnte überschritten hat.

Im Evinger Schloss wird ein interessanter Klangteppich zu hören sein

Blaues Rauschen„Es gibt wenig Spielorte für avantgardistisch-spirituelle musikalische Angebote“, sagt Hans Schreiber und freut sich: „Das ganze Haus wird am 14. Oktober mit einem Klangteppich erfüllt sein“. Er gibt zu, dass das Archiv in weiten Teilen noch nicht bekannt genug sei.

Die Teilnahme am Festival „Blaues Rauschen“ soll ein erster Anfang sein. Eckard Waage von open systems aus Essen, der unter anderem für die Programmzusammenstellung zuständig war, spricht von einem „ ersten kleinen Pflänzchen“. Sein Ziel ist es jedoch, das Festival demnächst auf zehn Spielorte in NRW auszuweiten.

„Blaues Rauschen“ möchte der Frage nachgehen, wie veränderte Technik kreatives Handeln beeinflusst. Gearbeitet werde von Künstlern unter anderem mit alten Tonbandgeräten und Kassettenrecordern.

Vier Künstler sind beim Dortmunder Konzert am 14. Oktober dabei

Beim Dortmunder Konzert am 14. Oktober sind vier Künstler dabei: Namia Leigh, eine aus Vietnam stammende Künstlerin, die an der Berliner Kunsthochschule im Bereiche Space Strategy tätig ist. „Vertõ i“ ist ein stiller Dialog einander unähnlicher visueller Sprachen: Licht und Zeichnung. Leigh macht daraus eine unhörbare Lichtmusik. Ihr spezieller Beat entsteht durch die Verbindung mit der extrem niedrigen Erdfrequenz (7,83 hz) als Impulsgeber für Lichtreflexe und einer spiegelnden Vinyl-Schallplatte.

Karl-Heinz Blomann und Richard Ortmann freuen sich auf das neue Festival.
Karl-Heinz Blomann und Richard Ortmann freuen sich auf das neue Festival.

„Reflect your Future“ nennen Bloort ihre analog/digitale Performance zum Strukturwandel im Ruhrgebiet. Die Künstler Karl-Heinz Blomann und Richard Ortmann arbeiten mit historischen Originalaufnahmen aus der Geschichte des Bergbaues sowie digital erzeugten Klängen. Tonbandgerät trifft Laptop – der Wandel weg von der Kohle hin zu den Creative Industries.

Balázs Kovács aus Ungarn betitelt seinen Beitrag mit „live“. Während seines Philosophiestudiums befasste sich der Künstler mit elektronischer Musik in Theorie und Praxis. Seitdem verwirklichte er zahlreiche Projekte mit Computerkünstlers, Musikern und Tänzern. In seinen Geräuschexperimenten arbeitet Balázs Kovács mit analogen Effekten und nutzt das Mischpult als Musikinstrument.

Hinter dem Pseudonym Massen Jules steht der Dortmunder Musiker und DJ Martin Juhls. Mit „Oktaf“ betreibt er ein Label für elektronische Musik. Als Musiker hat er sich unter zahlreichen Pseudonymen verschiedener Spielarten der elektronischen Musik angenommen – von Ambient über Dub-Techno bis zu Minimal House. In seinem für Blaues Rauschen entwickelten Projekt „Glast“ nutzt er per Mikrofon eingefangene Stimmsignale, Saitenklänge und auch Stille, verfremdet und nutzt sie als Basis für die Entwicklung einer Ambient-Drone-Klangskulptur.

Blaues Rauschen

Mehr Informationen:

  • Das Festival beginnt von Freitag, 6., bis Sonntag, 8. Oktober, mit einer Reihe musikalischer Veranstaltungen in den Flottmann-Hallen in Herne. Im Goethebunker in Essen findet am Donnerstag, 12. Oktober, ab 19.30 Uhr die zweite Veranstaltung statt. 
  • Der Eintritt für den Abend im Schloß Eving in Dortmund beträgt 12 Euro, ermäßigt 8 Euro.
  • Gefördert wird die Veranstaltung vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW, von WDR3, create musik, den Städten Herne, Essen und Dortmund, Regionalverband Ruhr, LEG.
  • www.blauesrauschen.de
  • www.miz-ruhr.de
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