100 Jahre Mitternachtsmission: Gottesdienst und Ausstellung zum Auftakt der Jubiläumsfeierlichkeiten in Dortmund

Die Mitternachtsmission ist seit 100 Jahren fester Bestandteil der Sozialarbeit in Dortmund.
Die Sozialarbeiterinnen Hanna Biskoping und Regine Reinalda und die Leiterin Andrea Hitzke (v. li.) werden während der Ausstellung zum Thema „Menschenhandel“ in der Berswordthalle Rede und Antwort stehen.

Von Heike Becker-Sander

Ihre Arbeit scheint nie ein Ende zu finden – aber immer neue Anfänge. Das Heer der Frauen, Kinder und Jugendlichen, die Opfer von Menschenhandel werden, die Zwang und (sexuelle) Gewalt alltäglich erleben,  wird nicht kleiner. Im Gegenteil. Der Einsatz der Dortmunder Mitternachtsmission, die im März 1918 als Verein gegründet wurde,  ist seit 100 Jahren fester Bestandteil der Sozialarbeit in unserer Stadt.

Gottesdienst am 19. April in der Reinoldi-Kirche

Und auch, wenn der Strom der Hilfsbedürftigen nicht abreißt und das Schicksal jeder Betroffenen eher traurig stimmt, soll das 100jährige Bestehen der Mitternachtsmission im Laufe des Jahres angemessen begangen werden. Offizieller Auftakt  des Jubiläumsprogramms ist ein Gottesdienst, der am 19. April um 17 Uhr in der Reinoldi-Kirche in der City stattfindet. „Hierzu sind alle Interessierten eingeladen“, betont Andrea Hitzke, Leiterin der Dortmunder Mitternachtsmission.

Besonders erfreut ist das Team der Fachberatungsstelle, dass die Wanderausstellung des bundesweiten „Koordinierungskreises gegen Menschenhandel“  aus Anlass des Jubiläums in Dortmund gezeigt werden kann. Vom 23. bis zum 27. April  ist in der Berswordthalle am Friedensplatz eine umfassende Information zum Thema Menschenhandel und Ausbeutung zu sehen.

Auch die Arbeit der Hilfseinrichtungen wie der Mitternachtsmission wird dargestellt, ebenso die verschiedenen Formen des Menschenhandels und die rechtliche Situation der Betroffenen. Neben Schautafeln bietet die Ausstellung auch Video- und Audiostationen an. Die Ausstellung ist an allen Tagen von 10 bis 16 Uhr geöffnet.

Ausstellung der Mitternachtsmission thematisiert auch das Problem der „Loverboys“

Die Linienstraße mit ihren Bordellen - hier ist Prostitution erlaubt.
Die Linienstraße mit ihren Bordellen – hier ist Prostitution erlaubt, die Betriebe sind angemeldet.

Ganz besonders wichtig ist dem Beratungsteam, dass im Rahmen der Ausstellung mit einem eigenen Bereich Themen angesprochen werden, die sich  an junge Leute wenden. Vor allem die Problematik der sogenannten „Loverboys“ soll hier dargestellt werden.  Männer, die sich das Vertrauen und die Zuneigung junger Frauen erschleichen, um ihre „Freundinnen“ anschließend als Prostituierte auszubeuten.

„Wir wünschen uns  sehr, dass wir für diesen und die anderen Themenbereiche auch das Interesse von Gruppen wecken“, so Hanna Biskoping, die sich als Sozialarbeiterin um den Bereich „Kinder und Jugendliche in der Prostitution“ kümmert. „Gerade für Schulklassen ab dem 7. Schuljahr kann die Ausstellung wichtig sein.“

Zusammen mit Regine Reinalda, die das Arbeitsfeld „Hilfen für Opfer von Menschenhandel“ betreut und anderen aus dem Team der Mitternachtsmission wird Hanna Biskoping an jedem Tag der Ausstellung vor Ort sein, um für Fragen und Informationen zur Verfügung zu stehen. Darüber hinaus werden für Gruppen gesonderte Führungen angeboten. Neben den Schulklassen, können sich auch Jugendgruppen, Migrationsdienste, Ehrenamtliche oder andere interessierte Gruppierungen hierfür anmelden (mitternachtsmission@gmx.de).

2017 wurden 350 Opfer von Menschenhandel betreut

Die Dortmunder Mitternachtsmission hat allein im Jahr 2017 350 Opfer von Menschenhandel betreut. „Im Rahmen unseres dezentralen Unterbringungskonzeptes und der intensiven psychosozialen Beratung und Betreuung für Opfer von Menschenhandel können wir überwiegend Frauen und Mädchen Schutz und umfassende Hilfe gewähren“, erläutert Andrea Hitzke.

Der Zustrom wird jedoch – anders als im Flüchtlingsbereich – nicht geringer. „Immer mehr von Menschenhandel Betroffene, insbesondere aus westafrikanischen Ländern wie Nigeria, suchen bei uns Zuflucht“, so Regine Reinalda. „Und die meisten kommen nicht allein.“ So wurden 2017 auch 221 Kinder, die häufig ebenfalls schwer traumatisiert sind, vom Team der Mitternachtsmission mitbetreut.

Schon 13-Jährige arbeiten als Prostituierte – und brauchen Hilfe

Nach der Schließung des Straßenstrichs ist die Linienstraße zentrale Anlaufstelle für Freier.
Nach der Schließung des Straßenstrichs ist die Linienstraße zentrale Anlaufstelle für Freier.

Auch von den 87 Kindern und Jugendlichen in der Prostitution (zwischen 13 und 18 Jahren), zu denen es 2017 Kontakt gab, wurden 39 als Opfer von Menschenhandel betreut. Die Gefahr, Opfer von Ausbeutung und Gewalt zu werden, ist gerade für die jungen Mädchen, die sich prostituieren, sehr hoch.

Viele der Jugendlichen werden durch die Streetworkerinnen erreicht, andere erfahren vom Hilfsangebot der Mitternachtsmission auch durch die intensive Präventionsarbeit, die zum Beispiel an Schulen geleistet wird.

Die engagierte Arbeit der Mitternachtsmission wird auch im Jubiläumsjahr nicht ohne Spenden auskommen. Nur 60 Prozent des Etats sind durch Fördermittel und Stiftungsgelder gedeckt. Die restlichen 40 Prozent müssen durch Spenden finanziert werden. Spendenkonto: Sparkasse Dortmund, IBAN: DE41 4405 0199 0151 0031 68, BIC: DORTDE33XXX.

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