Die Folgen des Klimawandels wirken sich in Städten besonders heftig aus. Dichte Bebauung, spärliches Grün und versiegelte Flächen können Hitze und Wassermassen wenig entgegensetzen. Mit welchen Strategien sich die Menschen dennoch gegen die Herausforderungen des Klimawandels wappnen können, untersucht das 2018 gestartete Verbundprojekt „iResilience“ unter Federführung der Sozialforschungsstelle der TU Dortmund (sfs). Die Forscher:innen haben nun ein „Drehbuch“ für andere Kommunen veröffentlicht. Zudem wird das Projekt demnächst international weitergeführt.
„Drehbuch“ für Reallobore nach Dortmunder und Kölner Vorbild
Unter Leitung von Stephanie Bund entwickelt die sfs zusammen mit den Städten Dortmund und Köln neue Praktiken und Technologien zur Verbesserung der urbanen, klimaangepassten Widerstandskraft – der Resilienz.
In den Reallaboren Köln-Deutz, Dortmund-Jungferntal und dem Dortmunder Hafen wurden Maßnahmen erprobt, um diese Quartiere klimarobuster zu gestalten – zum Beispiel mit Sensoren an Straßenlaternen, die Temperatur und Luftfeuchtigkeit messen, Aktionen zur Hitzevorsorge oder Urban-Gardening-Projekten.
Über die vergangenen Jahre wurden neben inhaltlichen Ergebnissen auch viele Erkenntnisse über Prozess und Aufbau von Reallaboren und kooperativer Zusammenarbeit gewonnen.
„Drehbuch“ kann online kostenlos heruntergeladen werden
Dazu gibt es ein „Drehbuch“. Es stellt die Anwendbarkeit von Reallaboren im Rahmen einer klimarobusten Quartiersentwicklung in den Vordergrund und richtet sich insbesondere an interessierte Kommunen.
Themen sind unter anderem Nutzen, Vorbereitung und Aufbau eines Reallabors, systematische Öffentlichkeitsarbeit, soziale Innovationen und intelligente Stadtinfrastrukturen sowie Formate zur digitalen Zusammenarbeit.
„Mit dem Drehbuch wollen wir anderen Kommunen bei der Beantwortung der Frage helfen, ob sich Reallabore auch für sie anbieten“, erklärt Stephanie Bund. Das Drehbuch kann auf der Projektwebsite gratis heruntergeladen werden.
Aus dem Projekt „iResilience“ wird „iResilience goes Europe“
Das Projekt „iResilience“ läuft noch bis Ende Juni dieses Jahres. Das Nachfolgeprojekt steht seitens der Stadt Dortmund bereits in den Startlöchern: Mit „iResilience goes Europe“ erfolgt ein internationaler Austausch zu Klimafolgeanpassung und Resilienz zwischen der Stadt Dortmund und der rumänischen Stadt Cluj-Napoca.
In nationalen wie internationalen Workshops werden die Partnerkommunen innerhalb der zweijährigen Projektlaufzeit Erfahrungen und Wissen zu verschiedenen Aspekten urbaner Resilienz austauschen. Themen können u.a. Klimafolgenanpassung, Digitalisierung sowie Smart and Sustainable Cities sein.
Aus den Ergebnissen, die in „iResilience goes Europe“ gesammelt werden, soll ein auf weitere europäische Städte übertragbares „Drehbuch“ entwickelt werden. Konkret: Wie partizipativ mit Praxisakteuren vor Ort an konkreten Themen urbaner Resilienz gearbeitet werden kann. Soziale Innovation und analoge Beteiligungsprozesse sollen mit digitalen Innovationen in der Stadtgestaltung verbunden werden.
Download des Drehbuchs: hier.
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Forschungsprojekt „iResilience“ veröffentlicht Handbuch „Hafenquartier – Auf Kurs zur coolen Klimaoase“! (PM)
Seit 2018 ist das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte „nordwärts“-Projekt „iResilience“ nun schon in Dortmund aktiv.
Zum Ende der Projektlaufzeit veröffentlicht das Dortmunder Projektteam ein Handbuch zu den Aktivitäten der letzten drei Jahre. Es richtet sich an alle Akteur*innen aus dem Hafenquartier und der Umgebung. Zentral sind das Zukunftsbild für eine klimarobuste Quartiersentwicklung und die einzelnen Ideen, welche den Weg dahin beschreiben können.
Das iResilience-Projekt war in Dortmund in zwei Reallaborquartieren unterwegs – Dortmund-Jungferntal und Dortmunder Hafen. Gemeinsam mit den vielen engagierten Menschen vor Ort, Vertreter*innen der Stadtverwaltungen sowie der Kommunalpolitik arbeitete das interdisziplinär zusammengesetzte Projektteam daran, die Stadtgesellschaft für die Herausforderungen des Klimawandels zu sensibilisieren und für die Durchführung von Anpassungsmaßnahmen an die Klimafolgen zu mobilisieren. In den letzten drei Jahren sind durch ganz unterschiedliche Veranstaltungen, Aktionen und Events viele Ideen und Maßnahmen für ein klimarobustes Hafenquartier zusammengekommen. Diese sind teilweise schon begonnen worden und gestalten das Zukunftsbild aus. So soll die Vision eines klimarobusten Hafenquartiers erreichbarer werden.
Nun verabschiedet sich das Forschungsprojekt aus dem Quartier – die Ideen aber bleiben! Damit die bisher mit oder von den Bürger*innen begonnenen und angedachten Aktivitäten nicht verloren gehen, dokumentiert das iResilience-Team sie in dem Handbuch „Hafenquartier – Auf Kurs zur coolen Klimaoase“. Die „Pfade“ nachzuahmen oder weiterzuentwickeln ist ausdrücklich erlaubt und gewünscht! Der Bericht kann ab sofort unter http://www.iresilience-klima.de oder http://www.dortmund-nordwaerts.de heruntergeladen werden.
EU-Projekt „Evolving Regions“: Sozialforschungsstelle der TU Dortmund macht NRW-Landkreise fit für eine klimarobuste Zukunft (PM)
Vor vier Jahren haben sich sieben nordrhein-westfälische Landkreise und zwei niederländische Gemeinden auf den Weg gemacht, klimarobust zu werden. Mit Hilfe der Sozialforschungsstelle (sfs) und des Instituts für Raumplanung der TU Dortmund haben sie innovative Lösungen erarbeitet, um die Folgen des Klimawandels für ihre Regionen abzufedern. Bei der Abschlussveranstaltung des von der EU geförderten Projekts „Evolving Regions“ zog das Team im Februar Bilanz.
„Sich als ländliche Region für zukünftige Ereignisse wie Hitze, Starkregen, Hochwasser oder Trockenheit zu wappnen, bedeutet eine große Kraftanstrengung“, betont Jürgen Schultze, Wissenschaftler der sfs und Projektleiter von Evolving Regions. Zum Projektstart im Jahr 2019 waren vor allem ländliche Regionen in NRW noch nicht weit gekommen bei der Klimaanpassung. Hier setzte Evolving Regions an: Zunächst analysierte das Institut für Raumplanung unter der Leitung von Prof. Stefan Greiving die möglichen Auswirkungen des Klimawandels in den jeweiligen Regionen.
Auf dieser Grundlage setzten sich dann in den sieben Regionen jeweils knapp 100 Akteur*innen – aus Kreisverwaltungen, Städten und Gemeinden, Politik, Verbänden, Unternehmen und Bildungseinrichtungen – rund anderthalb Jahre lang intensiv mit dem Thema Klimaanpassung auseinander. Ergebnis der gemeinsamen aktiven Arbeit aller Akteur*innen war in jeder Region eine umfassende „Raodmap“: ein konkreter Plan mit Maßnahmen und Zuständigkeiten, der sogar politisch beschlossen wurde.
Die umfangreiche Methode „Evolving Roadmapping“ war zuvor von der sfs entwickelt worden. „Ein wichtiges Ziel dabei war es, die Regionen selbst zu befähigen, klimarobust zu werden“, erklärt Katharina Schrot von der sfs. „Dazu haben wir Kooperationen initiiert, umfangreiches Klimawissen erarbeitet, neue Dialogformate und Netzwerkstrukturen etabliert.“
Zu den rund 25 Maßnahmen, die jede Region für sich erarbeitet hat und die nun umgesetzt werden, gehören beispielsweise Checklisten für die Bauleitplanung, Aktionswochen zur Klimaanpassung, um Bürger*innen für das Thema zu sensibilisieren, oder ein umfassendes Wassermanagement mit Rückhalt und Flächenentsiegelung. Dass es auch nach Abschluss des Projekts weitergeht, zeigt sich daran, dass bereits jetzt die Personalstellen für Klimaanpassung in allen Regionen verstetigt wurden.
Von den Erfahrungen der Projektregionen sollen weitere Kreise profitieren: So gab es etwa Lernwerkstätten für interessierte Kommunen aber auch Schulungsangebote für externe Berater*innen. Die Roadmaps stoßen auch auf internationales Interesse. „Ländliche Regionen in ganz Europa stehen vor den Herausforderungen eines sich verändernden Klimas“, sagt Schultze, der die Erkenntnisse des Projekts bereits auf internationalen Konferenzen vorgestellt hat. „Schon jetzt arbeiten wir an einem weiteren EU-Projektantrag zum Thema Klimaanpassung, denn Bedarf und Interesse sind vorhanden.“
Die Partner im Projekt
Zu den Partnerregionen gehören die Kreise Wesel, Steinfurt, Siegen-Wittgenstein, Soest, Minden-Lübbecke, Coesfeld und Lippe sowie die niederländischen Gemeinden Zwartewaterland und Kampen. Neben der TU Dortmund mit der Sozialforschungsstelle und dem Institut für Raumplanung sind außerdem folgende Institutionen beteiligt: Deutsches Institut für Urbanistik, PrognosAG, BEW Bildungszentrum, Universität Twente und ZDF Digital.
Zur Projektwebsite: https://evolvingregions.com/