Der Dortmunder Ortsteil Dorstfeld wird am Freitagabend wieder ein größeres Demonstrationsgeschehen erleben: Auf dem Wilhelmplatz werden aber nicht die Neonazis stehen, sondern die Zivilgesellschaft. Gleich zwei Kundgebungen sind dort angemeldet. Die Neonazis werden stattdessen durch Unterdorstfeld ziehen.
Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus lädt auf den Wilhelmplatz ein
Unter dem Motto „ Kein Nazikiez – nirgendwo!“ ruft der Dortmunder Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus am kommenden Freitag, den 18. November um 18.30 Uhr, zu einer Aktion auf dem Dorstfelder Wilhelmplatz auf. Hintergrund sind mehrere von Neonazis angekündigte Aufmärsche, mit denen die Rechten Dorstfeld als ihren „Kiez“ markieren wollen.
„Der Arbeitskreis will mit dieser Aktion gleich zum Auftakt der angekündigten Nazi-Aufmärsche deutlich machen, dass die absolute Mehrheit der Dorstfelder Bürgerinnen und Bürger für ein friedliches und tolerantes Miteinander in ihrem Stadtteil und unserer Stadt steht und sich den öffentlichen Raum nicht von anmaßenden Neonazis streitig machen lässt“, heißt es in dem Aufruf.
Ab 18.30 Uhr wird es auf dem Wilhelmplatz Musik, Reden, Aktionen und auch Wärmendes für Körper und Seele geben. Der Arbeitskreis empfiehlt eine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln über die Wittener Straße.
„Uns reicht’s!“: Auch das „BlockaDO“-Bündnis mobilisiert zum Wilhelmplatz
Ebenfalls zum Wilhelmplatz aufgerufen hat das Bündnis „BlockaDO“, um gemeinsam mit der Dorstfelder Bevölkerung und dem Arbeitskreis ein deutliches „Uns reicht’s!“ Zeichen zu setzen. Nach zwei größeren Demonstrationen gegen die Nazi-Gewalt durch die Kampagne „Es reicht“ gehen die Aktionen vor Ort weiter.
In den letzten Jahren seien Nazis aus dem gesamten Bundesgebiet nach Dorstfeld gezogen, um dort eine „National befreite Zone“ zu schaffen. „Neben ihrer rassistischen und nationalistischen Hetze verbreiten sie hier Gewalt und Terror gegen alle, die nicht in ihr Weltbild passen. Im Sommer gipfelte dies in einer Kette zahlloser rechter Überfälle in Dorstfeld, aber auch darüber hinaus“, schreibt das Bündnis.
„Wir wollen die Dorstfelder*innen nicht alleine lassen, die tagtäglich den Nazis im Stadtteil begegnen müssen! Gegen all die Einschüchterungsversuche, gegen die ständigen Überfälle und die Gewalt durch die Rechten! Wir wollen keinen Nazi-Scheiß! Weder in Dorstfeld, noch anderswo!
Kommt alle am 18. November (Freitag) um 19 Uhr auf den Wilhelmplatz“, heißt es in dem Aufruf.
Neonazis reagieren mit Mahnwachen und Demos auf Polizeidruck
Die Neonazis reagieren mit ihrem „Demo-Marathon“ auf den deutlich erhöhten Druck durch die Polizei. Doch ein „Umdenken“ durch die bisher insgesamt neun angemeldeten Demos und Mahnwachen – unter anderem an Heiligabend – sei dadurch bei der Polizei nicht zu erreichen.
„Die mehrfachen Versammlungen der Rechtsextremisten werden uns definitiv nicht von unserer Präsenz in Dorstfeld abbringen“, betont Polizeipräsident Gregor Lange. „Diese Maßnahme bedeutet einen echten personellen Kraftakt für uns, wir wollen und können den Extremisten aber nicht das Feld dort überlassen.“
„Der Kontrolldruck scheint ihnen gewaltig auf die Nerven zu gehen. Damit unterstreicht man ja, dass man Raumbeanspruchung betreibt und mit der Polizei konkurriert. Daher werden wir so lange polizeilich aktiv, wie es nötig ist. Deren Versammlungen sind erst recht Bestätigung für unsere polizeilichen Maßnahmen“, so Lange.
Neonazi-Aufzug führt durch Unterdorstfeld – Arminiusstraße im Mittelpunkt
Um die Beeinträchtigungen zu minimieren, habe Polizei die Route des Neonaziaufmarschs – erwartet werden 100 TeilnehmerInnen – nicht zuletzt wegen des angemeldeten Gegenprotests deutlich reduzieren können. Zudem seien der Wilhelmplatz und die bekannten Orte der Wohngemeinschaften von der Route ausgenommen worden.
Der Neonazi-Aufzug beginnt um 19.30 Uhr an der Arminiusstraße Ecke Helmutstraße, führt durch die östlichen Seitenstraßen und dann zurück zur Arminiusstraße. Der Abschluss ist dann noch etwas weiter südlich als der Auftaktort – also unterhalb des Wilhelmplatzes.
„Wir können Beeinträchtigungen durch die rechtsextremistische Demonstration für die Dorstfelder leider nicht ausschließen. Wir werden aber auch in höchstem Maße bemüht sein, berechtigte Interessen der Menschen zu ermöglichen. Damit sich alle auf diese Situation einstellen können, starten wir heute mit einer sehr personalaufwendigen Informationskampagne“, kündigte Lange an.
Polizei verteilt 14.000 Flugblätter – Kommunikationsteams sind vor Ort
14.000 Flugblätter werden im Bereich Dortmund-Dorstfeld und in Wischlingen verteilt. Das Bürgertelefon wird am heutigen Mittwoch von 10 bis 18 Uhr, Donnerstag von 08 bis 20 Uhr und am Freitag ab 8 Uhr unter der Rufnummer 0231/132-5555 erreichbar sein.
Am Mittwoch und Donnerstag von 10 bis 18 Uhr besetzen die Beamten des Teams „Kommunikation“ Informations-Punkte am Wilhelmplatz und am Parkplatz des Discountmarktes an der Arminiusstraße 51.
Auch am eigentlichen Einsatztag werden Kommunikationsbeamte in Dorstfeld unterwegs sein. Die Polizei informiert zusätzlich zu den Presseveröffentlichungen auch über die Sozialen Medien.
Lange bedauert die Beeinträchtigungen für die Dorstfelder Bevölkerung, verweist allerdings auf das Verursacherprinzip: Ausgangspunkt seien die antidemokratischen und rassistischen Aktionen der Neonazis und Rechtsextremisten.
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DSW21
Beeinträchtigungen auf den Linien 447, 465 und 466 sowie U44
Aufgrund von Demonstrationen kommt es nach jetzigem Stand ab dem Nachmittag bis in den späten Abend im Bereich Dorstfeld zu Behinderungen auf den Linien 447, 465 und 466 sowie je nach Verlauf auch auf der Linie U44. Die betroffenen Buslinien werden Umleitungen fahren müssen, wo möglich, werden dabei vorgesehene Haltestellen angefahren.
Die genauen Beeinträchtigungen und ihre Dauer hängen vom Verlauf der Demonstration(en) ab, kurzfristige Änderungen sind dabei jederzeit möglich.
Aktuelle Informationen finden Sie auf http://www.bus-und-bahn.de (mobil: bub.mobi) auf der Startseite bzw. unter dem Menüpunkt Aktuelles/Verkehrshinweise. Bitte nutzen Sie sich auch die Kommunikationskanäle der Polizei.