Engagement gegen Abschiebung nach Afghanistan: Über zweitausend DortmunderInnen setzen sich für Najib ein

Obwohl Najib Mohammady alleine seinen Vater pflegt, beim er als einziges Familienmitglied keinen Schutz.
Obwohl Najib Mohammady alleine seinen Vater pflegt, bekommt er als einziges Familienmitglied keinen Schutz.

Von Mariana Bittermann

Obwohl Najib Mohammady nur knapp einer Entführung durch die Taliban entkommen ist, soll er zurück nach Afghanistan – als einziges Mitglied aus seiner Familie. Die Flüchtlingspaten Dortmund e.V. haben dagegen fast 2200 Unterschriften gesammelt, die sie am jetzt über den Petitionsausschuss des Landtages an Ministerpräsident Armin Laschet übergeben haben.

Najibs Ablehnung „ist empörend“: Trotz Verfolgung durch die Taliban muss er zurück

Unterschriftensammlung: Initiatorin der Petition Birgit Körner Herwig, Sigi Czyrt und Najib beim Münsterstraßenfest.
Erfolgreiche Unterschriftensammlung: Die Initiatorin der Petition Birgit Kröner Herwig mit Sigi Czyrt und Najib beim Münsterstraßenfest.

Hart traf Najib Mohammady die Entscheidung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge. So hart, dass er eine Woche ins Krankenhaus musste. Der Stress und die Angst, jederzeit abgeschoben zu werden, lösten bei ihm psychosomatische Herzprobleme aus.

„Wir haben direkt die Petition gestartet und ihm unsere Unterstützung zugesichert“, erzählt Prof. Dr. Birgit Kröner Herwig, die für Flüchtlingspaten zusammen mit ihrem Mann Prof. Dr. Heinz Herwig die Petition gestartet hat. „Ich fand die Entscheidung einfach so empörend, gerade unter diesen Rahmenbedingungen.“

Er ist der einzige aus der Familie, dessen Asylantrag abgelehnt wurde, und dass, obwohl er nur knapp einer Entführung durch die Taliban entkommen konnte und momentan alleine seinen schwerkranken Vater pflegt.

Ein Ausbildungsplatz bringt einem Afghanen keine Gewissheit

Flüchtlingpatin Sigi Czyrt mit Najib, seinem Vater und Flüchtlingpate Helmuth Ruckdeschel.
Flüchtlingpatin Sigi Czyrt mit Najib, seinem Vater und Flüchtlingpate Helmuth Ruckdeschel.

Ohne staatliche Unterstützung hat er es außerdem geschafft, auf B1-Niveau im Deutschen zu kommen und eine Ausbildung zu finden, die ab dem 1. August anfängt.

Sicheren Schutz vor einer Abschiebung nach Afghanistan bringt ihm das aber nicht. Sollte er seinen Ausbildungsplatz verlieren oder nicht innerhalb eines halben Jahres nach Abschluss einen Beruf in seinem Ausbildungsbereich finden, wird er trotzdem nach Afghanistan abgeschoben.

Konkret heißt das, dass er eine Woche in einer Unterkunft verbringt und dann auf sich allein gestellt wäre. Arbeit oder Anschluss zu finden ist unter diesen Bedingungen schwer, weshalb sich die Spuren von vielen abgeschobenen Afghanen schnell verlieren.

Abschiebestopp nach Afghanistan ist nur temporär

Erst am 1. Juni hatte der Dortmunder Stadtrat – initiiert durch Flüchtlingspaten e.V. – über Anträge diskutiert, Abschiebungen nach Afghanistan zu stoppen. Zufällig fiel der Termin der Ratssitzung mit der Entscheidung der Bundesregierung zusammen, nach dem Anschlag auf die deutsche Botschaft in Kabul nur noch Straftäter, terroristische Gefährderer und Asylbewerber, die eine Identitätsfestellung verweigern, nach Afghanistan abzuschieben.

Allerdings gilt diese Regelung nur bis zu einer neuen Lageeinschätzung.  Für viele afghanische Flüchtlinge wie Najib heißt das, in ständiger Unsicherheit leben zu müssen.

„Ich habe jetzt aber viel Hoffnung“, sagt Najib, „die Petition zeigt, dass das Thema den Deutschen auch wichtig ist, und ich möchte mich bei jedem bedanken, der unterschrieben hat.“

Mehr zum Thema auf nordstadtblogger.de:

Dortmunder Stadtrat setzt ein Zeichen gegen Abschiebungen nach Afghanistan – Kundgebung der Flüchtlingspaten

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Reaktionen

  1. IKUZ

    Veranstaltung „Afghanistan – ein sicheres Herkunftsland?“

    Wir laden ganz herzlich zu der Veranstaltung „Afghanistan – ein sicheres Herkunftsland?“ ein. Obwohl das Auswärtige Amt vor „lebensbedrohenden Situationen“ warnt, werden immer wieder Sammelabschiebungen nach Afghanistan veranlasst. Seitens der Bundesregierung wird argumentiert, dass es auch sichere Gebiete gäbe.

    Wir freuen uns darauf, eine fachliche Einschätzung der Sicherheitslage in Afghanistan zu erhalten. Die Referentin Friederike Stahlmann ist Mitarbeiterin des Max-Planck-Instituts für ethnologische Forschung in Halle und als Gutachterin in Asylverfahren zu Afghanistan an britischen und deutschen Gerichten tätig.

    Die Integrationsagentur und das Interkulturelle Zentrum laden zu einem Vortrag mit anschließendem Fachgespräch ein!

    Wann: Dienstag, den 05. Dezember 2017, 18:00 Uhr
    Wo: Interkulturelles Zentrum der AWO UB Dortmund, Blücherstr. 27, 44147 Dortmund
    Der Eintritt ist frei.
    Aus organisatorischen Gründen bitten wir um Anmeldung bis zum 04. Dezember 2017 unter: ikuz@awo-dortmund.de

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