Sie hießen „Krukendiek, Vegetasche, Schmidt und Plattfuß“ und waren Töpfer aus dem Dortmunder Ortsteil Groppenbruch. Sie stellten Tongefäße her, die in vielen Dortmunder Haushalten des Mittelalters verwendet wurden. Zahlreiche archäologische Funde belegen dieses Handwerk, das vielen Groppenbruchern als Nebenerwerb zur Landwirtschaft diente.
Alltägliche Dinge können viel über Lebensbedingungen und die Gewohnheiten erzählen
Die ehemalige Stadtarchäologin und Leiterin der Denkmalbehörde, Dr. Henriette Brink-Kloke, hat im Laufe ihrer mehrjährigen Tätigkeit unzählige Gefäßen und Töpfen aus den Böden unserer Stadt geborgen.
Anlass genug, die inzwischen elfte Ausgabe der Dortmunder Denkmalhefte den Gegenständen zu widmen, die seit jeher zu unserem Alltag gehören. Gerade diese alltäglichen Dinge können uns sehr viel über die Lebensbedingungen und die Gewohnheiten der früheren Bewohner*innen Dortmunds erzählen.
So waren die Tongefäße aus Groppenbruch zwar sehr beliebt, jedoch eigneten sie sich ausschließlich zur Benutzung als Koch- und Essgeschirr, denn sie waren feuerfest, aber aufgrund ihrer Wasserdurchlässigkeit nicht dafür geeignet Flüssigkeiten aufzunehmen.
Krüge und Becher bezogen die Dortmunder aus den rheinischen Töpfergebieten, da im Westerwälder und im Siegburger Raum flussmittelreiche Tone die Herstellung von sogenanntem Steinzeug ermöglichten. Dieses war wasserdicht, aber nicht feuerfest.
Mit Beginn der Neuzeit wurde die Gestaltung des Tischgeschirrs aufwändiger. Farbige Bemalungen und eingeritzte Strukturen gaben der irdenen Ware eine schöne Optik. Besonders wertvolle Gefäße wurden oft über Generationen weitergegeben und zieren womöglich noch heute unsere Wandregale.
Ende des 19. Jahrhunderts machte das Gießverfahren dem Töpfergewerbe ein Ende
Das Handwerk des Töpfers war auch noch im 19. Jahrhundert in Alt-Dortmund zu finden. Mit Beginn der Industrialisierung und den schnell wachsenden Bevölkerungszahlen war die Produktion vor Ort weiterhin lohnenswert. Erst ab Ende des 19. Jahrhunderts machten im Gießverfahren hergestelltes Steinzeug, Emaillegeschirr, Einmachgläser und Konservendosen dem Töpfergewerbe ein Ende.
Lediglich die Ziegelproduktion erlebte weiterhin ständige Nachfrage. Ziegeleien vor den Toren der Stadt bedienten den Bedarf nach Backsteinen und Dachziegeln als robuste Baustoffe für die Industrie- und Wohngebäude der wachsenden Stadt. An mehreren Stellen konnte die Dortmunder Stadtarchäologie die im Boden erhaltenen Reste dieser frühen Betriebe nachweisen.
In weiteren Kapiteln des Heftes beleuchtet Dr. Heinrich Tappe „Von Kraft und Nutzen des Biers“; Christiane Althoff beschreibt im „Jahr ohne Sommer“ das Wetter und seine Auswirkungen auf das Leben als schon immer wiederkehrendes Gesprächsthema. Auch dürfen wir als „Pottkieker“ gemeinsam mit Dr. Henriette Brink-Kloke einen Blick auf die Essgewohnheiten der früheren Bewohner*innen Dortmunds werfen.
Heftreihe macht Expertenwissen zugänglich und wirbt für Denkmalschutz
Die Heftreihe „Bausteine und Fundstücke – Dortmunder Denkmalhefte“ macht Expertenwissen zugänglich und trägt das Anliegen von Denkmalschutz verstärkt in das Bewusstsein der Öffentlichkeit. Gleichzeitig sollen die Veröffentlichungen ein Dankeschön sein für das beeindruckende Engagement der vielen interessierten und zahlreich ehrenamtlich historisch aktiven Bürger*innen und Denkmaleigentümer*innen.
Das Heft wird kostenlos ab sofort von der Denkmalbehörde im Stadtplanungs- und Bauordnungsamt, vom Museum für Kunst und Kulturgeschichte und vom Stadtarchiv ausgegeben – solange der Vorrat reicht. Alle älteren Hefte stehen ebenfalls wieder zur Verfügung und können auch auf der Internetseite denkmalbehoerde.dortmund.de heruntergeladen werden.
Hier gibt es das aktuelle Heft als PDF zum Download: Bausteine_Fundstücke_Heft11_WEB