Alljährlich zeichnet die World Press Photo-Foundation die besten Pressefotos der Welt aus. Die Nominierten des diesjährigen Wettbewerbes wurden nun offiziell bekannt gegeben. Vom 6. bis 28. Juni 2020 werden die preisgekrönten Bilder mit Unterstützung der Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH (DEW21) im Kulturort Depot in Dortmund zu sehen sein. Das Depot in der Nordstadt ist einer der ersten Ausstellungsorte weltweit, welcher die neue World Press Photo Ausstellung 2020 präsentieren wird.
Neben Pressefoto und Fotostory des Jahres werden Bilder in acht Kategorien ausgezeichnet
2020 wurden aus 73.996 Fotos von 4.282 Fotograf*innen aus 125 Ländern 44 Fotograf*innen aus 24 Nationen für den World Press Contest ausgewählt. Neben dem Pressefoto und der Story des Jahres umfasst die Ausstellung prämierte Serien und Einzelbilder aus acht Kategorien: ___STEADY_PAYWALL___
Allgemeine Nachrichten, Spot-News, Zeitgenössische Themen, Das tägliche Leben, Portraits, Natur, Sport und Langfristige Projekte. Die Ausstellung wird im Verlauf eines Jahres in 120 Städten und 50 Ländern gezeigt und von mehr als 5 Millionen Menschen besucht.
Eine unabhängige Jury aus 17 FotografInnen unter dem Vorsitz von Lekgetho Makola wählte die besten Bilder und Geschichten aus, die 2019 von Bedeutung waren. Der Protest und die Rolle der Jugend bei der Aktivierung des Wandels wurden von der Jury als wiederkehrendes Thema in den Beiträgen hervorgehoben.
Sechs Nominierungen für das World Press Photo des Jahres 2020
Die herausragende Bedeutung der Umwelt spiegelt sich auch in der diesjährigen Auswahl wieder. So ist dieses Thema auch außerhalb der Kategorie Umwelt vertreten, in den zeitgenössische Themen, Natur und Spot-Nachrichten und macht übergreifende Zusammenhänge sichtbar.
Die unabhängige Jury hat sechs Nominierte für das World Press Foto des Jahres 2020 ausgewählt. Das Titelbild des Artikels stammt von Farouk Batiche und zeigt eine Szene während einer Studentendemonstration gegen die Regierung in Algier, Algerien, vom 21. Mai 2019 und trägt den deutschen Titel „Zusammenstoß mit der Polizei während der Demonstration gegen die Regierung“.
„Gerade Stimme“ von Yasuyoshi Chiba aus Japan zeigt eine Szene aus Khartum, der Hauptstadt des Sudan. Ein junger Mann skandiert Proteste-Parolen während eines Stromausfalls. Die Demonstrant*innen forderten die Herrschaft des Bürgertums statt einer militärischen Übergangsregierung, nachdem Machthaber und Diktator Omar al-Bashir nach 30 Jahren Herrschaft durch einen Militärputsch gestürzt worden war.
Ebenfalls nominiert „Relative Trauer Flug ET 302 Absturzopfer“ von Mulugeta Ayene. Das Foto zeigt Trauerende nach Boeing-Absturz bei Addis Abeba, Äthiopien, im März 2019, bei dem 157 Menschen ums Leben kamen. Untersuchungen ergaben, dass der Absturz wahrscheinlich auf schadhafte Software zurückzuführen sei. Piloten hatten Boeing im Vorfeld bereits auf das Problem aufmerksam gemacht.
Eine weitere Nominierung geht an Ivor Prickett, Irland, für seine Aufnahme „Verletzter kurdischer Kämpfer erhält Krankenhausbesuch“. Es zeigt den 18-jährigen Ahmed Ibrahim, Soldat der Syrian Democratic Forces, der in Auseinandersetzungen mit der türkischen Armee schwere Brandverletzungen erlitten hat und von seiner Freundin in einem Krankenhaus in Al-Hasakah besucht wird.
Als fünftes ist das Foto mit dem Titel „Erwachen“ vom polnischen Fotografen Tomek Kaczor nominiert. Zu sehen ist Ewa, ein armenisches Mädchen, das kürzlich aus dem durch das Resignation-Syndrom hervorgerufenen katatonischen Zustand aufgewacht ist. Sie sitzt in einem Rollstuhl, der von ihren Eltern flankiert wird, in einem Flüchtlingsaufnahmezentrum in Podkowa Leśna, Polen.
Das Resignation-Syndrom (RS) macht Patienten passiv, unbeweglich, stumm, unfähig zu essen und zu trinken, inkontinent und unempfindlich auf körperliche Reize. Es betrifft häufig psychisch traumatisierte Kinder inmitten langwieriger Asylprozesse und scheint am häufigsten bei Roma- und Yazidi-Kindern sowie auf dem Balkan aufzutreten.
Die letzte Nominierung geht an Nikita Teryoshin aus Russland für sein Bild mit dem Titel „Nichts Persönliches – das Back Office des Krieges“. Zu sehen ist ein Geschäftsmann, der am Ende eines Ausstellungstages auf der Internationalen Verteidigungsausstellung und -konferenz (IDEX) am 18. Februar in Abu Dhabi, Vereinigte Arabische Emirate, zwei Panzerabwehrgranatenwerfer wegsperrt.
Die IDEX ist eine der größten Waffenmessen der Welt. Zu den Teilnehmern zählen Verteidigungsminister, militärische Stabschefs und wichtige Entscheidungsträger der Regierung, die in Konferenzsälen, gesellschaftlichen Veranstaltungen und Backoffice-Meetings interagieren. Krieg wird in einer künstlichen Umgebung inszeniert, in der Mannequins und Bildschirmbilder den Platz realer Menschen einnehmen, und mit Demonstrationen im Freien und täglich choreografierten Kampfvorführungen auf dem Wasser.
Nominierungen für die World Press Photo Story des Jahres 2020
2019 hat die World Press Photo Foundation dem jährlichen Fotowettbewerb eine neue Auszeichnung zur Seite gestellt: die World Press Photo Story des Jahres. Es werden FotografInnen geehrt, deren visuelle Kreativität eine Story hervorbringt, welche ein Ereignis oder ein Thema von großer journalistischer Bedeutung im Jahr 2019 erfasst. In diesem Jahr sind nominiert:
- Nicolas Asfouri, Dänemark, Agence France-Presse, „Unruhen in Hongkong“
- Mulugeta Ayene, Äthiopien, Associated Press, „Ethiopian Airlines Flug 302 Absturzstelle“
- Romain Laurendeau, Frankreich Kho, „Die Entstehung einer Revolte“
Der World Press Photo Award ist international der wichtigste Preis für Pressefotografie und weltweit der größte Wettbewerb seiner Art. Er wurde dieses Jahr zum 63. Mal vergeben.
Im Laufe der Jahrzehnte hat sich World Press Photo zu einer international anerkannten Plattform für Fotojournalismus entwickelt und verfolgt das Hauptziel, hohe professionelle Standards im Fotojournalismus aufrechtzuerhalten und für einen freien und uneingeschränkten Informationsaustausch einzutreten. World Press Photo ist eine unabhängige Non-Profit-Organisation mit Sitz in Amsterdam, wo sie 1955 gegründet wurde. In der Bundesrepublik ist die WPP-Ausstellung auch in Jena, Oldenburg, Berlin und Flensburg zu sehen.
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