Von Joachim vom Brocke
Der Wohnungsmarkt in Dortmund präsentiert sich rückblickend auf das Jahr 2014 als ausgeglichen. Noch. Doch das werde sich in den kommenden Jahren ändern. Davon sind Planungsdezernent Ludger Wilde, Thomas Böhm (Leiter des Amtes für Stadterneuerung und Wohnen) und Julia Meininghaus von der Wohnungsmarktbeobachtung des Amtes für Stadterneuerung und Wohnen fest überzeugt.
Einwohnerzahl in einem Jahr um 5600 Personen gestiegen
Das Trio legte im Rathaus den „Wohnungsmarktbericht 2015 mit den Ergebnissen des Wohnungsmarktbeobachtungssystems 2014“ vor. Ein 80-seitiges Dokument mit ganz vielen Zahlen und Statistiken.
Dortmund ist als Wohnort gefragt. Weiter angespannt hat sich die Situation bei preiswerten Wohnungen für Ein-Personen- und Familienhaushalte, das sich – so die Experten – in letzten Monaten „sogar noch weiter erhöht“ habe.
Ludger Wilde: „Innerhalb von einem Jahr stieg die Einwohnerzahl um rund 5600 Personen auf 589 283 und die Haushaltszahl um rund 4000 auf 315 752“. Dabei habe sich die Zahl der Menschen, die auf Grund ihrer Einkommenssituation auf preiswerten Wohnraum angewiesen sind, weiter erhöht.
Viele buhlen um eine preiswerte Wohnung
Unterschiedliche Personengruppen mit geringem Einkommen buhlen um eine günstige Wohnung: Seniorinnen und Senioren, Studierende, Single-Haushalte, Familien. Zusätzlich ist in Dortmund die Anzahl an Flüchtlingen enorm gestiegen, die ebenfalls bezahlbare Wohnungen suchen.
Die Anzahl an Wohnraumangeboten für diesen Personenkreis reiche nicht aus. Folgen: der notwendige Auszug aus Übergangseinrichtungen werde durchkreuzt und fordere die Schaffung weiterer Übergangskapazitäten.
Weitere Trends und Ergebnisse: Die Angebotsmieten für Bestandswohnungen verzeichneten im Vergleich zu 2013 einen deutlichen Anstieg. Der Mittelwert aller Internet-Wohnungsangebote (ohne Neubau) erhöhte sich von 5,50 Euro je qm netto kalt auf 5,83 Euro je qm.
Neubautätigkeit wird in Zukunft deutlich steigen
Die Neubautätigkeit hat sich auf dem Niveau von ca. 1000 Fertigstellungen und Genehmigungen stabilisiert. Die 2014 erteilten Baugenehmigungen für 1189 Wohnungen lassen für 2015 eine ähnliche Bautätigkeit erwarten – bei steigender Tendenz.
Die Experten gehen davon aus, dass sich die Neubaurate künftig mehr als verdoppeln werde. Bei Neubauten setzt die Verwaltung auf gemischte Strukturen. Ludger Wilde: „Es soll keine Wohnsiedlungen nur für Flüchtlinge geben“.
Mit rund 230 Hektar Wohnbauflächen für ca. 7700 Wohnungen in rechtsverbindlichen und in Aufstellung befindlichen Bebauungsplänen besteht in Dortmund ein vergleichsweise hohes Wohnbauflächenpotenzial – ohne mögliche Neuaufstellungen weiterer Bebauungspläne.
Ludger Wilde: „Aktuell entstehen im ersten Bauabschnitt über 200 Wohnungen in der Brechtener Heide und in Oespel in Lütgendortmund“. An der Brechtener Heide sei auch ein Geschosswohnungsbau möglich.
Das „Horrorhaus“ Kielstraße soll wie geplant abgerissen werden
Sehr günstige Fördermittel von Bund und Land (Stichwort: RL Flü) sollen den Bau von Wohnraum für Flüchtlinge beschleunigen – darauf machte Thomas Böhm aufmerksam. Eine Broschüre sei in Vorbereitung. Doch auch schon jetzt gebe es für Interessierte Informationen bei den Mitarbeitern im Amt für Stadterneuerung und Wohnen.
Eine Wiederherstellung des sogenannten „Horrorhauses“ an der Kielstraße werde es nicht geben: „Das Hochhaus wird wie geplant abgerissen“, sagte Planungsdezernent Ludger Wilde, ohne jedoch auf einen Zeitpunkt einzugehen.
Bei einer Modernisierung würden alle Verhandlungen in den letzten Jahren umsonst gewesen sein: „Außerdem gibt es nur für den Abriss einen Zuschuss“.
Info:
- Der Wohnungsmarktbericht 2015 steht auf der Internetseite des Amtes für Wohnen und Stadterneuerung unter www.wohnungsamt.dortmund.de → Wohnungsmarktbeobachtung als Download zur Verfügung.
Reaktionen
Mieterverein Dortmund
„Der Wohnungsneubau und die Sanierung von Bestandswohnungen mit Fördermitteln des Landes NRW sind für den Dortmunder Wohnungsmarkt von sehr großer Bedeutung. Dies liegt an der damit verbundenen Mietpreisbindung. Damit kann damit das Angebot im niedrigen Preissegment erweitert bzw. erhalten werden“, kommentierte Dr. Tobias Scholz, wohnungspolitischer Sprecher des Mietervereins Dortmund die Ergebnisse des neuen Dortmunder Wohnungsmarktberichtes.
„Die städtischen Neubaupläne über die Dortmunder Stadterneuerungsgesellschaft begrüßen wir daher. Eine dezentrale Unterbringung der Flüchtlinge kann über die eine ‚mittelbare Belegung‘ in bestehenden Wohnungen, z.B. der DOGEWO21, ermöglicht werden. Positiv sehen wir auch die 2014 vom Rat der Stadt Dortmund beschlossene 25%-Quote für den sozialen Wohnungsbau bei der Entwicklung neuer Baugebiete und der Veräußerung städtischer Liegenschaften“, sagte Dr. Tobias Scholz weiter.
Der Mieterverein Dortmund sieht jedoch auch die großen, häufig börsennotierten Wohnungsunternehmen in der Pflicht. „Diese machen derzeit mit Übernahmen und neuen Kampfangeboten bundesweit Schlagzeilen. Dieser Handel mit Wohnungen im großen Stil bringt jedoch keinen Neubau von Wohnungen mit sich.
Vor Ort haben die Mieter häufig mit hohen Mieterhöhungen nach Modernisierungen zu kämpfen. So nehmen beispielsweise LEG, Vonovia und auch Vivawest bei laufenden und geplanten Vorhaben in der Regel keine Fördermittel des Landes für Bestandssanierungen in Anspruch. Preisgünstige Wohnungen ‚verschwinden’ dadurch vom Markt“, erklärte Dr. Tobias Scholz.
Stadt DO
Stadt sucht Wohnungen für Flüchtlinge
Eine eigene Wohnung ist ein wichtiger Faktor bei der Integration von Flüchtlingen. Daher unterstützt die Stadt Dortmund geflüchtete Menschen bei ihrem Umzug in die eigenen vier Wände. Das Angebot an freien Wohnungen ist allerdings begrenzt. Der Fachbereich Liegenschaften der Stadt freut sich daher über Wohnungsangebote privater Vermieter.
Wer die Integration der Neu-Dortmunder unterstützen möchte und eine Wohnung zu vermieten hat, kann sich telefonisch melden unter (0231) 50 -2 37 00 oder auch per Mail: wohnungen-fuer-fluechtlinge@stadtdo.de. Auf den Webseiten der Stadt Dortmund können sich Interessierte über die Voraussetzungen und weitere Details informieren: http://www.fluechtlinge.dortmund.de