Wegen eventuell steigender Nachfrage: NGG-Dortmund warnt vor prekären Arbeitsbedingungen bei Essenslieferdiensten

Viele Fahrradkuriere arbeiten zu schlechten Bedingungen. Ihre Lage könnte sich jetzt verschärfen. Foto: NGG

Während gegenwärtig bundesweit alle Restaurants für den üblichen Publikumsverkehr geschlossen sind, strampeln sie auf einem Drahtesel durch die Städte, damit bei anderen eine warme Mahlzeit vor der Wohnungstür steht: In Dortmund könnten sich die Arbeitsbedingungen der radelnden Essenskuriere im Zuge der Corona-Krise verschärfen. Davor zumindest warnt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).

„Gegen die magere Bezahlung und den Stress … helfen langfristig nur der Betriebsrat und die Gewerkschaft“

„Wenn Restaurants geschlossen und Kontakte eingeschränkt sind, bleibt oft nur das Bestellen bei den Lieferdiensten. Der ohnehin schon stressige Job als Essenskurier könnte noch anstrengender werden“, sagt Torsten Gebehart von der NGG-Region Dortmund.

Der frisch gebackene NGG-Sekretär Torsten Gebehart kürzlich im Gespräch mit Nordstadtblogger. Archivfoto: Klaus Hartmann

Zwar fielen den sogenannten Plattformbetreibern wie Lieferando durch Restaurantschließungen auch Partner weg. Umso mehr dürften die Anbieter jedoch auf Gaststätten setzen, die weiterhin „Essen to go“ anbieten, so Gebehart. ___STEADY_PAYWALL___

Der Gewerkschafter fordert, auf die genaue Einhaltung der Hygiene-Standards zu achten: „Die Fahrer setzen sich gesundheitlichen Risiken aus. Die Anbieter müssen jetzt dafür sorgen, dass ausreichend Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel da sind. Die Essensübergabe sollte immer kontaktlos sein – genauso wie die Abholung im Restaurant.“

Die NGG appelliert an die Fahrer, Missstände nicht einfach zu akzeptieren. Auch wer den Lieferservice nur kurzfristig als Aushilfsjob mache, solle nicht alles hinnehmen. „Gegen die magere Bezahlung und den Stress beim Ausliefern helfen langfristig nur der Betriebsrat und die Gewerkschaft“, weiß Gebehart aus seiner hinlänglichen Erfahrung.

„Flaschenpost“ versuchte in NRW, die Wahl von Betriebsräten zu verhindern – und scheiterte gründlich

Allerdings versuchten viele Lieferdienste, den Arbeitnehmervertretungen Steine in den Weg zu legen. „Der Getränke-Lieferdienst Flaschenpost etwa wollte in Nordrhein-Westfalen die Wahl von Betriebsräten verhindern. Doch die Beschäftigten haben sich zusammen mit der Gewerkschaft durchgesetzt. Flaschenpost scheiterte vor Gericht“, kann der frisch gebackene Dortmunder NGG-Sekretär und Nachfolger von Manfred Sträter einen Erfolg vermelden.

Die Arbeitsbedingungen der Essens- und Getränkelieferdienste stehen seit längerem in der Kritik. Die Fahrer arbeiten für Stundenlöhne meist um die zehn Euro. Eine App schreibt ihnen Routen und Arbeitszeiten vor. Marktführer Lieferando hat seit dem Beginn der Coronakrise nach eigenen Angaben bundesweit mehr als 2.500 neue Restaurants hinzugewonnen. Gleichzeitig sollen jedoch Tausende Restaurants, die die Plattform nutzten, den Betrieb eingestellt haben.

 

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