NRW-Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur hat den Vertreter:innen des Wasserstoffzentrums Hamm (WZH) einen Förderbescheid über 17,5 Millionen Euro überreicht. Mit der Zuwendung sichert die Landesregierung die Realisierung des Wasserstoffzentrums und unterstützt den Ausbau einer nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft im nördlichen Ruhrgebiet. Das Wasserstoffzentrum Hamm ist damit eines der ersten Wasserstoff-Projekte in Nordrhein-Westfalen, das mit Fördermitteln ausgestattet wird. Die Dortmunder Stadtwerke AG (DSW21) ist mit 20 Prozent am WZH beteiligt.
Ministerin betont Vorbildcharakter des Projekts für das ganze Land
„Das Erreichen der Klimaziele ist nicht nur eine große Herausforderung, sondern auch eine Verpflichtung nachfolgenden Generationen gegenüber. Die Stadt Dortmund hat als Zielmarke für Klimaneutralität das Jahr 2035 ausgerufen. Das ist ambitioniert, und natürlich sehen wir uns als kommunale Unternehmensgruppe ganz besonders in der Verantwortung“, sagt Heike Heim, Vorstandsvorsitzende von DSW21.
„Im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeits- und Dekarbonisierungsstrategie, die wir zurzeit entwickeln, ist das Wasserstoffzentrum Hamm ein wichtiges Puzzleteil. Mit grünem Wasserstoff betriebene Busse sind eine von vielen Nutzungsmöglichkeiten, über die wir konkret nachdenken. Angesichts der hohen Investitionskosten freuen wir uns, dass das Land NRW uns finanziell unterstützt. Ohne Bundes- und Landesmittel können Städte und ihre kommunalen Versorger die Transformation nicht stemmen.“
Ministerin Neubaur betonte bei der Übergabe den Vorbildcharakter des Projekts für das ganze Land: „Der Ausbau einer Wasserstoffwirtschaft, die maßgeblich auf den Einsatz erneuerbarer Energien setzt, gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Energiewende. Es erfüllt mich mit Stolz, dass wir in NRW kommunale Unternehmen haben, die ihre Innovationskraft unter Beweis stellen und mit gutem Beispiel vorangehen. So wird es uns gelingen, unsere selbstgesteckten und ambitionierten Klimaschutzziele zu erreichen.“
Förderung als Anerkennung des regionalen Pioniergeistes
Das Wasserstoffzentrum Hamm wurde 2021 von der Stadtwerke-Kooperation Trianel und der Stadtwerke Hamm GmbH gegründet, um den Wasserstoffhochlauf in der Region voranzutreiben.
Unter der Koordination der Trianel GmbH soll am Standort des Trianel Gaskraftwerks im Hamm-Uentrop ein kommunaler Gemeinschaftselektrolyseur mit 20 MW Leistung entstehen, der bei geplanten 4.000 Volllaststunden bis zu 1.500 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren kann.
An dem Projekt sind neben den Gründungsgesellschaftern Trianel und Stadtwerke Hamm auch die Stadtwerke Bochum Holding GmbH sowie die DSW21 Stadtwerke Dortmund AG beteiligt.
„Mit diesen Fördermitteln kommen wir unserem Ziel, grünen Wasserstoff für die Region zu produzieren, einen Schritt näher,“ sagt Reinhard Bartsch, Geschäftsführer des Wasserstoffzentrums Hamm und der Stadtwerke Hamm GmbH. „Unser kommunaler Pioniergeist wird damit honoriert. Ohne grünen Wasserstoff wird die Energiewende nicht gelingen. Gerade im Verkehrssektor kann grüner Wasserstoff entscheidend zur Dekarbonisierung beitragen.“
Meilenstein für das ambitionierte Gemeinschaftsprojekt
„Wir freuen uns sehr, den nächsten Meilenstein dieses Gemeinschaftsprojekts erreicht zu haben,“ freut sich Hamms Oberbürgermeister Marc Herter. „Mit diesen Fördermitteln schaffen wir es, in die nächste Projektphase einzusteigen. Unser ehrgeiziges Ziel, Hamm zu einer regionalen Wasserstoff-Drehscheibe zu entwickeln und den Wirtschaftsstandort zukunftsfest zu stärken, rückt damit ein großes Stück näher.“
Für die Gesellschafter des Wasserstoffzentrum ist der Zugang zu grünem Wasserstoff entscheidend:
Bei zunehmender Nachfrage nach grünen Alternativen ist die Sicherung von grünen Wasserstoffmengen ein bedeutender Wettbewerbsvorteil für die Wirtschaftsstandorte Ruhrgebiet und Westfalen und Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität.
Mit ihrer Beteiligung sichern sie sich Wasserstoffmengen zur Dekarbonisierung ihrer Busflotte und Abfallwirtschaft sowie für die Versorgung der lokalen Wirtschaft.
„Der Elektrolyseur ist ein entscheidender Faktor, um die Wasserstoff-Produktion dezentral in die Fläche zu bringen,“ ergänzt Sven Becker, Sprecher der Geschäftsführung der Trianel GmbH. „Das ist dringend erforderlich, damit wir in Sachen Wasserstoff endlich ins „Machen“ kommen. Daher sind wir der Landesregierung sehr dankbar, dass sie dieses Vorhaben unterstützt. Mit diesem Projekt sammeln wir wertvolle Erfahrungen für eine perspektivische Skalierung des Wasserstoffzentrums“.
Noch in diesem Jahr soll der Baubeschluss herbeigeführt werden und das Vergabeverfahren für die einzelnen Komponenten starten. Mit dem geplanten Baubeginn 2025 und dem kommerziellen Produktionsstart 2026 ist das Wasserstoffzentrum Hamm Vorreiter bei der Implementierung des Wasserstoffhochlaufs in Nordrhein-Westfalen.
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Ein großer Schritt zur Klimaneutralität: WEW eröffnet einen Produktionsstandort in Dortmund
Reader Comments
Dr. Thomas Mitra
Schön, dass es das Wasserstoffzentrum in Hamm bald geben wird. Mit den 1500 t H2 könnte man dann sehr sinnvolle Sachen machen (Stahl herstellen, chemische Grundstoffe usw.).
Schade ist nur, dass die DSW21 Wasserstoff (den Champagner der Energiewende) in Brennstoffzellenbussen verschwende möchte. Die elektrische Energie, die pro Jahr in Hamm eingesetzt wird (80 Mio. kWh) würde für ca. 80 Mio. km mit elektrischen Linienbussen reichen. Der Wasserstoff, den man damit erzeugen kann (1500 t) reicht aber nur für ca. 13 Mio. km mit Brennstoffzellenbussen. Dazu noch der riesige Aufwand der Umwandlung.
Viele Grüße
Dr. Thomas Mitra
PS:
Wer gerne selber nachrechnenen möchte, hier die Quellen für den Energieverbrauch von E-Bus (1 kWh/km) und H2-Bus (114 g/km).
https://www.greengear.de/elektrobus-batteriebetrieben-vollelektrisch-stadtbus-uebersicht-liste-vergleich/
https://infoportal.mobil.nrw/technik/busse-mit-elektrischem-antrieb/brennstoffzellen-linienbus.html
Hans Wiesner, Mschinebauing.
Es ist unfassbar, dass Investitionen solchen Ausmaßes nicht dafür genutzt werden die industriellen Bereiche zu decarbonisieren, die nicht elektrifizierbar sind. Stattdessen werden öffentliche Mittel verschwendet um ineffiziente Technologien (Wasserstoffbusse) einzuführen, für die zusätzlich noch Fachkräfte und neue Infrastrukturmaßnahmen gebraucht werden.
Und sicherlich sollen wir auch noch total ineffizient mit Wasserstoff heizen. Es wird Zeit, dass wissenschaftlich nachweisbare Effizienz gefördert wird. Die Zielsetzung der Stadtwerke / DEW etc. geht in die völlig falsche Richtung und zu Lasten von uns Verbrauchern.
Achtung Kostenfalle: Wasserstoff nicht verheizen, Herr Westphal! (PM)
Das Klimabündnis Dortmund, Greenpeace Dortmund und Parents for Future Dortmund warnen in einem offenen Brief an den Dortmunder Oberbürgermeister davor, in der nun anstehenden kommunalen Wärmeplanung auf die Scheinlösung Wasserstoff zu setzen.
Der offene Brief wendet sich an alle Bürgermeister:innen Deutschlands, wurde vom Umweltinstitut München initiiert und bundesweit von mehr als 200 zivilgesellschaftlichen Gruppen unterzeichnet.
Dazu sagt Peter Silberg vom Klimabündnis Dortmund: „Grüner Wasserstoff bleibt ein sehr rares und teures Gut. Während die Gaslobby in den Kommunen dafür wirbt, einen Großteil der bestehenden Gasnetze auf Wasserstoff umzustellen, drohen uns Verbraucherinnen und Verbrauchern doppelt so hohe Kosten durch das Heizen mit Wasserstoff als beim Heizen mit einer Wärmepumpe. Wir appellieren an Herrn Westphal: Gehen Sie der Gaslobby nicht auf den Leim! Entscheiden Sie sich bei der kommunalen Wärmeplanung im Interesse der Bürgerinnen und Bürger und der Stadt für einen zuverlässigen Ausstieg aus der fossilen Wärme – und gegen die Scheinlösung Wasserstoff zum Heizen!”
Dortmund muss bis spätestens 2026 eine kommunale Wärmeplanung vorlegen. Die Stadt wird dabei in Wärmenetzgebiete, Gebiete mit dezentraler Versorgung oder Wasserstoffnetzgebiete eingeteilt.
Gaslobbyverbände wie Zukunft Gas versprechen hohe Verfügbarkeiten und niedrige Wasserstoffpreise in der Zukunft. Ein breiter Konsens in Wissenschaft und Verbraucherschutz zeigt hingegen: Wasserstoff wird langfristig knapp und teuer bleiben und nicht für die Wärmeversorgung ausreichen, da die Herstellung sehr energieintensiv ist und er in der Industrie dringend gebraucht wird. Und in der Industrie fehlen meist die Alternativen, anders als beim Heizen.
Ein Vergleich der Gesamtkosten fürs Heizen mit Wasserstoff oder mit einer handelsüblichen Wärmepumpe ergab etwa doppelt so hohe Heizkosten bei der Wasserstoffheizung. Investitionen in Wasserstoff für die Wärmeversorgung drohen somit zur Kostenfalle zu werden.
Weitere Informationen:
Pressemitteilung der Umweltverbände zum offenen Brief:
https://umweltinstitut.org/pressemitteilung/wasserstoff-nicht-verheizen-verbaende-appellieren-an-deutschlands-buergermeisterinnen/
Brief an die Bürgermeister:innen. Der Brief im Originaltext: https://umweltinstitut.org/wp-content/uploads/2024/03/Offener-Brief_Kostenfalle-Wasserstoff_05.pdf
Hintergrund Wasserstoff in der kommunalen Wärmeplanung. Viele Kommunen planen, teuren Wasserstoff ineffizient zu verheizen. Warum das keine gute Idee ist, erklärt das Umweltinstitut München hier: https://umweltinstitut.org/energie-und-klima/wasserstoff/kein-wasserstoff-waermeplanung/