Vor 70 Jahren fielen Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki: Dortmund gedenkt den Opfern am 6. August

Das Gedenken an die Opfer der Atombombenabwürfe in Japan hat in Dortmund Tradition. Archivbild: Alex Völkel
Das Gedenken an die Opfer der Atombombenabwürfe in Japan hat in Dortmund Tradition. Archivbild: Alex Völkel

Von Joachim vom Brocke

Mit einem Mahngang von der Reinoldikirche über den Hiroshima-Platz zur Gedenkstätte am Ginkgo-Baum und abschließender Gedenkstunde im Bürgersaal des Rathauses wollen die Dortmunder Friedensinitiativen am Donnerstag, 6. August, an den Atombombenabwurf auf die Städte Hiroshima am 6. und Nagasaki am 9. August erinnern. 70 Jahre sind seit der ersten atomaren Katastrophe vergangen, die Hunderttausende von Menschen das Leben gekostet hat.

Forderung: Atombomben und Atomwaffen gleichermaßen ächten

Die Deutsch-Japanische Gesellschaft und ihre Kooperationspartner haben die Gedenkfeier zum 70. Jahrestag organisiert. Foto: J.v.Brocke
Die Deutsch-Japanische Gesellschaft und ihre Kooperationspartner haben die Gedenkfeier zum 70. Jahrestag organisiert. Foto: J.v.Brocke

Die Deutsch-Japanische Gesellschaft NRW, Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, die Frauenfriedensinitiative, attac, Pax Christi und das Dortmunder Friedensforum laden zur Teilnahme ein.

Yoko Schlütermann, Vorsitzende der Deutsch-Japanischen Gesellschaft: „Anlässlich der 70 Jahre nach dem Atombombenabwurf über Hiroshima und Nagasaki wollen wir ein Zeichen setzen. Wir wollen Atomwaffen und Atomkraftwerke gleichermaßen ächten“.

Vor dem Hintergrund der folgenden Katastrophen im ukrainischen Tschernobyl (1986) und in Fukushima (2011) bedauern die Organisatoren, dass Lehren aus diesem Unheil noch immer nicht gezogen worden seien.

Yoko Schlütermann: „Das Gros der Japaner dachte vor dem Unfall: Atomwaffen sind schlecht, aber Atomkraftwerke sind gut“. Diese Ansicht sei kurz nach der Fukushima-Katastrophe bei vielen Menschen korrigiert worden. Noch bis vor zwei Jahren seien 70 Prozent der befragten japanischen Bürger für einen Ausstieg gewesen, doch im Juli 2015 waren lediglich 58 Prozent dafür.

Blume der Religionen aus 28 Personen öffnet sich

Im Bürgersaal des Rathauses inszeniert Leo Lebendig „world peace flower“. Mit 28 Personen will der Lichtmaler das Friedenslicht als Blume der Religionen im Oktogon im Zentrum der Bürgerhalle des Rathauses öffnen lassen. Außerdem wirkt das Posaunentrio Buccinate mit Rima Ideguchi, Thorsten Lange-Rettich und Fabian Liedtke mit.

Rima Ideguchi und Ehemann Fabian Liedtke haben beide Musik in Dortmund studiert. Der Großvater von Rima, Shigemi Ideguchi (1919 – 2001), hat den Atombombenabwurf auf Hiroshima am 6. August 1945 aus nächster Nähe erlebt. Seine sehr persönlichen Eindrücke und Erinnerungen an dieses Ereignis wurden 1989 in Japan in einem Buch veröffentlicht.

Buchvorstellung zum Jahrestag: „Bericht aus dem Zentrum der Atombombenexplosion“

Das Gedenken an die Opfer der Atombombenabwürfe in Japan hat in Dortmund Tradition. Archivbild: Alex Völkel
Seit Jahrzehnten wird in Dortmund den japanischen Opfern gedacht. Archivbild: Alex Völkel

Ende Juli erscheint anlässlich des 70. Jahrestages des Bombenabwurfs die von Enkelin Rima und Fabian Liedtke übersetzte deutsche Fassung. Titel des 104-seitigen Buches: „Singvögel und Raben waren auch nicht mehr da“ und dem Untertitel „Bericht aus dem Zentrum der Atombombenexplosion“.

Beide standen bei der Übersetzung aus dem Japanischen vor dem Problem „Wie drückt man Grauen ins Deutsche aus“. Für Rima und Fabian hat dieses Buch angesichts der zähen Verhandlungen über die Eingrenzung der Verbreitung von Atomwaffen nach wie vor nichts an Aktualität verloren. Ausschnitte werden auf der Gedenkfeier im Rathaussaal vorgestellt.

Weiter Mahnwachen gegen Krieg und Gewalt

Margret Ullrich und Renate Schmitt-Peters gehören seit Jahrzehnten zu den ersten Aktivisten gegen Atomnutzung. „Schon 1958“, erinnert sich Renate Schmitt-Peters, die kürzlich das 80. Lebensjahr vollendet hat, „habe ich an Sitzblockaden teilgenommen oder bei der NATO in Brüssel mit Generälen diskutiert“.

Immer noch beteiligen sich beide an den Mahnwachen gegen Krieg und Gewalt, die an jedem dritten Freitag im Monat vor der Reinoldikirche oder auf der Katharinentreppe stattfinden. „Leben achten – Kampfdrohnen ächten“ ist das aktuelle Thema.

Ihre Eindrücke hält Renate Schmitt-Peters in Gedichten fest. „Spuren meines Lebens“ ist der Titel eines Buches mit einigen gesammelten Gedanken und Erinnerungen.

Der Ablauf der Mahnstunde am 6. August:

  • 18 Uhr Mahngang. Treffen an der Reinoldikirche über den Hiroshima-Platz zur Gedenkstätte Ginkgo-Baum.
  • 19 Uhr Gedenkveranstaltung im Bürgersaal des Rathauses mit Vorstellung der Inszenierung von Leo Lebendig.
  • Musik: Posaunentrio Buccinate mit Rima Ideguchi, Thorsten Lange-Rettich und Fabian Liedtke.
  • Gedenkreden: Ullrich Sierau (OB Dortmund) und Yoko Schlütermann (Vorsitzende der Deutsch-Japanischen Gesellschaft in der Auslandsgesellschaft NRW.
  • Lesung aus dem Buch „Singvögel und Raben waren auch nicht immer da“.
  • Musik: Buccinate.
  • 20 Uhr Abschluss der Veranstaltung.

Reaktion schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert