Für Betriebsräte und Stadtspitze ist die Schließung des Dortmunder Karstadt-Hauses noch keine beschlossene Sache. Gemeinsam will man – wie vor zwei Jahren – für den Erhalt des Hauses und seiner damit verbundenen 359 Arbeitsplätze kämpfen. Denn die angekündigte Schließung zum 31. Januar 2024 – andere Häuser soll bereits im Juni 2023 schließen – zeigt für die Dortmunder:innen, dass das Unternehmen offenbar so Druck auf den Vermieter machen will, kräftige Mietnachlässe zu gewähren.
OB „Sie haben sich nicht auf den Weg gemacht, wie man ein Warenhaus betreibt“
„Die Entscheidung ist in der Sache nicht nachvollziehen und vom Stil auch nicht“, kommentierte OB Thomas Westphal die Schließungsankündigung. In so einer Situation müsse das Unternehmen an die Mitarbeitenden denken, die schon mehrere Jahre verschiedene Runden von Lohnkürzungen und Kündigungen erlebt hätten – „So geht man mit dem Menschen nicht um.“
Außerdem sei die Ankündigung, 52 von 129 Standorten zu schließen, nicht das Ende: „Damit hat die Geschäftsführung das Ende von Karstadt beschlossen“, so Westphal. Er kritisierte, dass anhand der Liste der Schließungen kein Konzept, keine Strategie und kein Muster erkennbar sei. Offenbar sei einzig und allein die Höhe der jeweiligen Mietverträge ausschlaggebend.
Damit offenbare das Management, dass man sich weiterhin keine Strategie für das traditionsreiche Unternehmen entwickelt habe. „Sie haben sich nicht auf den Weg gemacht, wie man ein Warenhaus betreibt“, bedauert der Dortmunder OB. Ein solches Haus wäre auch in Zukunft in Dortmund machbar. „Aber dazu braucht man eine Idee von Einzelhandel. Aber die Idee hat keiner“, kritisierte er das Management.
Stadt sieht noch Chancen – Management spekuliere auf kräftige Mietnachlässe
Doch in der Konzeptlosigkeit liege eine Chance. Dass die Schließung für Januar 2024 angekündigt wurde und nicht für Juni 2023, ist für Westphal ein Indiz, dass es noch Spielraum gibt: „Daher glaube ich nicht, dass es das war. Es gibt noch Luft.“ Der lange Schließungszeitraum könne nur bedeuten, dass es noch Gespräche zwischen Management und Vermieter gebe.
„Wir können nur an alle appellieren, dass dieser Standort erhalten bleibt.“ Doch viel mehr als Appelle kann Westphal derzeit nicht senden. Denn mit dem Eigentümer, einer Fondsgesellschaft in Luxemburg, gibt es keine direkten Kontakte. Karstadt hatte seinerzeit die Immobilie verkauft und dann vom neuen Eigentümer zurück gemietet – allerdings zu überhöhten Kosten, die einen wirtschaftlichen Betrieb des Hauses unmöglich machen.
Am Donnerstag um 15 Uhr tagt der nächste Runde Tisch in Dortmund, um die Strategien zu besprechen. Einen Plan B für den Standort will Westphal noch nicht diskutieren, solange er noch eine Chance auf den Erhalt sieht. „Wir stehen an der Seite des Betriebsrats“, so Westphal.
Betriebsrat: „Eine zermürbende Zeit für die Mitarbeiter und keine schöne Situation“
In der Sitzung des Verwaltungsvorstands hatten die Betriebsräte Thomas Bader und Joffrey Kallweit die Situation im Unternehmen vorgestellt. „Wir haben nicht damit gerechnet. Wir wussten, dass 50 Filialen betroffen sind, aber nicht, dass Dortmund betroffen ist“, berichtet Joffrey Kallweit. „Das war ein Schlag ins Gesicht. Die letzten Tage schon sehr hart. Die Zitterpartie geht schon länger und macht was mit den Menschen.“
Doch aufgeben wollen die Betriebsräte nicht: „Wir werden nicht aufgeben, sondern uns gemeinsam Aktionen ausdenken und für den Erhalt des Hauses kämpfen“, so Kallweit. Das sei man auch den Kolleg:innen betroffen: „Es war ein ganz schrecklicher Tag. Viele Betroffene haben sehr emotional reagiert“, berichtete Thomas Bader.
Es sind viele Menschen betroffen: Unter Galeria haben 142 Menschen Festverträge, 33 haben befristete Verträge. Dazu gebe es noch fünf Aushilfen und neun Azubis – also 190 Menschen, die direkt für Karstadt arbeiteten. Insgesamt könnten von der Schließung aber 359 Menschen betroffen sein: Denn auch Lebensmittelmarkt, Frisör, Servicepoint, mehrere Shops und das Restaurant wären dann auch zu. Dort seien auch viele Fremdkräfte im Einsatz sowie Reinigungs- und Servicekräfte, die auch um ihren Job zittern müssen.
„Vor zwei Jahren hatten wir schon mal das Spiel, standen auf einer Schließungsliste und wurden dann gerettet“, so Bader. Daher wolle man kämpfen. Der Termin zur Schließung am 31. Januar 2024 sei eine lange Zeit: „Eine zermürbende Zeit für die Mitarbeiter und keine schöne Situation.“
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Reader Comments
Peter Hellweg
Westphal schwätzt mal wieder dummes Zeug. Der Galeria Betreiber setzt mal wieder auf öffentliche Gelder nach dem bekannten Prinzip Gewinn einstecken, Verluste sozialisieren. Dem nachzukommen heißt öffentliche Gelder einem Zocker in den Rachen zu werfen. Das ist keine angemessene Politik und dient auch nicht den Beschäftigten.