Vom Wunsch der ewigen Jugend: Dortmunder Sprechchor führt Oscar Wildes „Das Bildnis des Dorian Gray“ auf

Der Dortmunder Sprechchor in „Das Bildnis des Dorian Gray“.
Der Dortmunder Sprechchor in „Das Bildnis des Dorian Gray“. Fotos: Hupfeld/ Theater DO

Von Leonie Krzistetzko

Das Stück „Das Bildnis des Dorian Gray“ von Thorsten Bihegue nach Oscar Wilde feiert am Samstag, 18. Juni, um 19.30 Uhr Premiere im MEGASTORE in Hörde. Das Stück handelt, wie die Romanvorlage, von dem Wunsch nicht zu altern und den Konsequenzen, die dieser Wunsch für die Moral bedeutet.

Theaterstück des Dortmunder Sprechchors greift Literaturklassiker von Oscar Wilde auf

Der Dortmunder Sprechchor in „Das Bildnis des Dorian Gray“.Dorian Gray, ein attraktiver Jüngling aus London, wünscht sich nicht zu altern – und so geschieht es auch. Stattdessen altert sein Porträt, angefertigt von dem Maler Basil.

Doch Dorian ahnt noch nicht von den Konsequenzen, die dieser Wunsch mit sich bringt – ein ewiges Versteckspiel, dass letzten Endes zu seinem eigenen Zerfall führt.

„In dem Stück sind viele Original-Passagen aus dem Roman von Oscar Wilde zu hören, die vor allem dadurch bestechen, dass sie viele Aphorismen enthalten. Allerdings erwartet den Zuschauer ein Intermezzo aus Wildes Bezug zum Thema und den Profilen einiger unserer Akteure“, so Thorsten Bihegue, Autor und Regisseur des Stücks.

Vor der Zusammenarbeit an dem Stück wurden 25 Choristen zu den Themen Schuld und Begehren befragt. Denn dies seien, so Bihegue, das Äquivalent zum Mord, der vor allem im Roman thematisiert wird, in heutiger Zeit.

Auch hatten die Befragten die Aufgabe ihr Gesicht zu beschreiben – eine Aufgabe, die man nicht oft machen muss und deshalb für viele Beteiligten schwierig war.

All dies sind Themen, die der irische Schriftsteller Oscar Wilde bereits 1890 in seinem Roman niederschrieb.

„Das Bildnis des Dorian Gray“ macht den Dortmunder Sprechchor zu seinem Protagonisten

Der Dortmunder Sprechchor in „Das Bildnis des Dorian Gray“.Insgesamt 77 Akteure des Dortmunder Sprechchors, der annähernd 100 Mitglieder umfasst, werden bei der Inszenierung auf der Bühne stehen. 10 von ihnen spielen den Protagonisten des Stücks, Dorian Gray.

Begleitet wird die Inszenierung zum ersten Mal mit einer Videoinstallation, die das Gemälde des Protagonisten darstellt und seinen Verfall in einen dynamischen Kontext setzt.

Mit „Das Bildnis des Dorian Gray“ ist es nun bereits das vierte Mal, dass der Sprechchor der große Protagonist des Stückes ist. Der Sprechchor – der liebevoll als das 17. Ensemblemitglied des Theaters bezeichnet wird, existiert seit Mai 2011.

In den letzten Fünf Jahren er rund 200-mal auf der Bühne und begeisterte das Publikum zuletzt in den Stücken „Das phantastische Leben der Margot Maria Rakete“ von 2013 und „Kaspar Hauser und Die Sprachlosen aus Devil County“ von 2015, in dem der Kindersprechchor zum ersten Mal auf der Bühne zu sehen war.

Dortmunder Sprechchor als fester Bestandteil des Dortmunder Kulturangebots

Der Dortmunder Sprechchor in „Das Bildnis des Dorian Gray“.„Der Dortmunder Sprechchor ist ein Projekt, dass seit fünf Jahren wächst und aus dem kulturellen Dortmund nicht mehr wegzudenken ist.“, so Bihegue.

„Der Sprechchor ist ein Kunstprojekt mit einer großen sozialen Komponente“, ergänzt Alexander Kerlin. Zusammen mit Bihegue ist er Regisseur des Stücks.

„Das Bildnis des Dorian Gray“ ist bereits ihre dritte Zusammenarbeit. Über die letzten fünf Jahre sei die Gruppe immer weiter zusammengewachsen und treffe wöchentlich zu den Proben. Organisatorisch gebe es keinen Sprecher, die Gruppe treffe alle Entscheidungen zusammen.

Statt einer großen Fluktuation gebe es im Sprechchor einen großen Stamm der erhalten bleibt: Die Hälfte der Darsteller sei seit Anbeginn mit dabei gewesen, so Kerlin.

„Dieses Mal waren wir zum ersten Mal in kleinere Gruppen zusammengefasst, was ein anderes aber wirklich gutes Gefühl war. Man spürt direkt, wenn eine Person fehlt“, so Lea Sofie Wesner, eine der zehn Akteure der Rolle des Dorian Gray.

Der Dortmunder Sprechchor hat vier Generationen von AkteurInnen in seinen Reihen

Der Dortmunder Sprechchor in „Das Bildnis des Dorian Gray“.„Das Ensemble besteht aus Laien arbeitet aber immer und hochprofessionellen Bedingungen“, so Kerlin. Vor allem besonders ist die Altersspannweise der Mitglieder des Dortmunder Sprechchors.

„Bei uns liegt die Altersspannweite zwischen nun bereits 91 Jahren und acht Jahren – dementsprechend stehen bei uns vier Generationen von Menschen auf der Bühne“, ergänzt der Regisseur. Bei Auftritten des Dortmunder Sprechchors stehen somit um die 5000 Lebensjahre gemeinsam auf der Bühne.

„Das faszinierende an den Stücken des Sprechchors ist, dass man nie genau weiß, wohin man als Betrachter schauen soll- es ist ein sehr aktives Handeln des Zuschauers, wenn er sich eine Menschenmasse ansieht, die zusammen eine Person spielt“, so Bihegue.

„Es ist zugleich wunderschön die vielen Gesichter zu betrachten“, ergänzt Kerlin.

„Das Bildnis des Dorian Gray“ lädt Zuschauer in interaktiven Beautysalon ein 

Die Zuschauerinnen und Zuschauer erwartet ein 15-Minütiger Prolog, der eine Live- Installation enthält. Währenddessen können die Gäste einen interaktiven Beautysalon besuchen und sehen, wie sich die Darsteller des Dorian Gray zurechtmachen.

Doch auch die Zuschauer selber haben in dieser Zeit die Chance, sich die Nägel lackieren zu lassen oder auch die Haare gekämmt zu bekommen und tief in das Thema von Schönheit und Alterslosigkeit einzutauchen.

Nachdem der Chor in den letzten Jahren auf Studiobühnen auftrat, steht ihm nun im MEGASTORE mehr Platz zum Spielen zur Verfügung.

Das Dortmunder Stück verwebt die Literatur Wildes mit den Akteuren

Der Dortmunder Sprechchor in „Das Bildnis des Dorian Gray“.
Der Dortmunder Sprechchor in „Das Bildnis des Dorian Gray“.

„Wir haben bemerkt, dass wir uns in einer Sackgasse befanden. Zum einen auf die Studiobühnen bezogen, zum anderen aber auch auf die Collagenarbeit bezogen, die die Stücke immer dominierte. Dieses Mal gibt es wirkliche Figuren und ein Thema, das direkt etwas mit den Choristen zu tun hat und direkt aus ihnen herauskommt“, so Kerlin.

Das Altern sei in der aktuellen Zeit ein besonders wichtiges Thema und bedeute auch dem Sprechchor viel, da ein Großteil der Choristen über 50 Jahre alt sei. Deshalb war es beiden Regisseuren wichtig die Geschichte des Dorian Gray zu behandeln und sie mit den Akteuren zu verweben.

„Dieses Mal war die Arbeit ein wenig komplizierter, da der Text bereits fertig war und wir das Stück nicht mehr nach der Methode ,Work and Progress‘ entworfen haben. Die Rollen standen bereits fest“, so Bihegue.

„Ich habe besonders versucht für Brüche zu sorgen und die einzelnen Figuren zuzuspitzen“, ergänzt der Autor. Aktuell ist die Premiere ausverkauft. Für die zweite Vorstellung am Sonntag, den 26.Juni, sind noch Restkarten vorhanden.

Die Initiatoren raten allen Interessierten es auch bei der Premiere an der Abendkasse zu versuchen, da die Chance groß sein könnte noch ein paar Restkarten abzugreifen. Das Stück ist ebenfalls fest in der neuen Spielzeit des Dortmunder Theaters eingeplant. Es hat eine Spieldauer von ca. 90 Minuten.

Alle Termine im Überblick:

  • Premiere: Samstag, den 18.Juni 2016
  •  Sonntag, den 26.Juni 2016
  • Mittwoch, den 05.Oktober 2016
  • Mittwoch, den 16. November 2016

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