Von Joachim vom Brocke
Alles dreht sich um den Stuhl. Der mittelalterliche Kaiserthron ist zwar noch nicht da, dafür aber zum Beispiel der runde Kugelsitz aus Kunststoff, ein Stuhl ohne Beine, ein Po als Sitzmöbel, ein Besucherstuhl aus dem Konzerthaus. Mit Hochdruck arbeiten im Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) an der Hansastraße Studierende des Masterstudiengangs Kulturanalyse und Kulturvermittlung der tu Dortmund auf die Eröffnung am Donnerstag, 6. Dezember, 18 Uhr, hin. Sie findet im Rahmen der kulturwissenschaftlichen Museumstagung „Das Exponat. Ausstellungskomplex und Sammlungsforschung“ statt.
Objekte von über 60 Leihgebern aus aller Welt – Neongelbe Wegweiser führen durch die vier Etagen
Insgesamt 14 Monate haben sich Studierende intensiv vorbereitet. Beschäftigen sich damit, wie sich im Verlauf der Jahrhunderte das Sitzen zur Kulturform entwickelt hat. Projektleiter Dr. Jan C. Watzlawik hat mit drei Studierenden das Vorhaben gestartet: „Jetzt sind es über 60 Mitarbeiter geworden“, freut sich Watzlawik über das große Engagement.
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Gezeigt werden in den vier Museums-Etagen Objekte von über 60 Leihgeberinnen und Leihgebern aus der ganzen Welt sowie Spendern. Thema der Ausstellung, die bis zum 19. Mai 2019 zu sehen ist: „Auf Möbeln. SitzPolsterModen“.
Präsentiert werden die Sitzmöbel und das vielseitige Zubehör in den normalen Ausstellungsetagen. Neongelbe Wegweiser machen auf „SitzPolsterModen“ aufmerksam – ergänzt mit vielerlei Hinweisen und Erläuterungen. Dazu gibt es ein Interview mit Angela Merkel und eines mit der Stimme von Bart Simpson. Ja selbst eine Casting-Couch, auf der sich Marilyn Monroe rekelt, fehlt nicht.
Interessantes und nutzloses Wissen: 207 Euro verschwinden in acht Jahren in Sofaritzen
Polster, zum Beispiel, sind oberflächlich nur eine komfortable Nebensache. Doch sie sind kunsthistorisch und alltagskulturell von großem Interesse. Ihre sichtbare Oberfläche und unsichtbare Konstruktion sind Mittler zwischen Sitz und Sitzendem.
Ähnlich dem Körperkleid bilden sie – unter Verwendung textiler Techniken oder Materialien – ein Möbelkleid. So erfahren die BesucherInnen etwa, erklärt Dr. Jan C. Watzlawik, „dass innerhalb von acht Jahren etwa 207 Euro in den Ritzen von Polstermöbeln verschwinden“.
Formen, Materialien und Funktionen der Sitzpolstermöbel geben Hinweise auf den soziokulturellen Wandel und erlauben es, kollektive Geschichte und individuelle Geschichten nachzuzeichnen. Damit, so die Ausstellungsmacher, unterliegen Möbelmoden der Dynamik des Wechsels – ebenso wie bei Kleidermoden.
Besucherinnen und Besucher können sich mit eigenen Exponaten an der Ausstellung beteiligen. Unter den Titeln „Versteckt & Verloren“ und „Wäsche & Stuhl“ sind sie aufgerufen, in der Sofaritze verlorene Dinge einzusenden sowie Fotos zu schicken von „Modemöbeln“: Möbeln, die Kleidung tragen.
Mehr Informationen:
- Die Ausstellung „SitzPolsterModen“ wird am Donnerstag, 6. Dezember, 18 Uhr, eröffnet und ist bis zum 19. Mai 2019 im Museum für Kunst und Kulturgeschichte zu sehen.
- Führungen sind vorgesehen, die Termine werden später bekanntgegeben.
- Voraussichtlich im Februar scheint ein ausführlicher Katalog zur Ausstellung.