Wo man hinschaut: Tornister und Fahrräder. Beim Betreten der Kinderglück-Halle in Holzwickede hält man unweigerlich die Luft an. Meter um Meter reihen sich Pappkartons mit roten, blauen, grünen, rosafarbenen Schulranzen. Mit Pferden drauf, mit Weltraum-Bildern und mit Tieren – für jeden Kindergeschmack ist was dabei. Am anderen Ende der riesigen Lagerhalle wird emsig geschraubt: Ehrenamtliche bauen Fahrräder zusammen, die entweder an Schulen oder an Kinder und ihre Familien direkt übergeben werden. Für die Gäste, die auf Einladung von Christiane Wurst und Heike Dahlheimer vom Dortmunder Spendenparlament Spendobel ins Haus kommen, ist es beeindruckend, zu sehen, was aus ihrer Unterstützung entstehen konnte – denn sie alle haben finanziell dazu beigetragen, die Arbeit zu finanzieren.
Spender:innen können sich von Sinnhaftigkeit überzeugen
Zweimal im Jahr buchen die Präsidentin und ihre Geschäftsführerin einen Bus. Einen großen Bus. Denn das Interesse der Bürgerinnen und Bürger, die regelmäßig Spendobel unterstützen, ist riesig.
Vor allem aber auch als Einladung, sich intensiver von der Bedeutung zu überzeugen, die eine Spende für eine Einrichtung, ein Projekt, und vor allem für die Menschen hat, die dadurch unterstützt werden.
Insgesamt sind es diesmal knapp 70 Mitreisende, die an zwei Abenden von Sebastian Balz und seiner Kinderglück-Kollegin Christina Häusler einen Eindruck in die Arbeit der Stiftung bekommen. Dabei geht es gar nicht nur um das WAS, sondern auch um das WIE.
Stiftung Kinderglück arbeitet für die Kids eher im Verborgenen
„Die Kinder wissen gar nicht, dass es uns gibt“, erläutert der Ehrenamtliche die Philosophie von Kinderglück.
Denn so schlimm es eh schon ist, dass in Dortmund unfassbare 4000 Erstklässler einen gespendeten Schulranzen bekommen, weil ihren Familien das Geld fehlt, einen zu kaufen:
Wüssten die Kinder, dass der Tornister gespendet wurde, wäre die Scham darüber vermutlich größer als die Freude.
Genau darum arbeitet Kinderglück im Verborgenen – soweit man das im Angesicht der gigantischen Lagerhalle, der Logistik und einer beeindruckenden Schar von 200 Ehrenamtlichen überhaupt so sagen kann. „Jedes dritte Kind in Dortmund wächst in einer prekären Familie auf“, erklärt Sebastian Balz den sichtlich betroffenen Gästen.
Grenzenlose Wärme: „Wir hatten einfach das Gefühl, etwas tun zu müssen…“
Armut in Deutschland spaltet die Gesellschaft, ehrenamtliche Projekte wie Kinderglück treten an, um die Chancengleichheit wenigstens ein bisschen zu verbessern.
Bei der Armut in anderen Ländern geht es um ganz andere Dimensionen, darüber erfahren die Spendobel-Mitglieder unterwegs und beim zweiten Zwischenstopp so manches.
Der Verein „Grenzenlose Wärme“ entstand vor acht Jahren, als die Bilder von ertrunkenen Flüchtlingskindern an den Griechischen Küsten um die Welt gingen. „Wir hatten einfach das Gefühl, dass wir was tun müssen“, erinnert sich Lukas Michel, der stellvertretend für die Ehrenamtlichen des Vereins im Bus sitzt und von seiner ehrenamtlichen Arbeit berichtet.
Mittlerweile verfügt der Verein über eine Lagerhalle im Dortmunder Hafen
Medikamente, Wolldecken, Hygieneartikel – einfach alles wurde benötigt. Und daran hat sich bis heute, mehrere Kriege später, eigentlich nichts geändert.
Und so haben Reichel und seine Mitstreiter:innen ein regelrechtes Logistikzentrum aufgebaut, in dem sie Spenden von der Matratze bis zum Rollstuhl, von Wasserhähnen über Campingkocher bis hin zu Jeanshosen annehmen, was Firmen und Privatpersonen gerade so entbehren können.
Palettenweise schaffen sie die Hilfsgüter dann gezielt an die Orte, wo sie gerade gebraucht werden. Kleidung, Verbandsmaterial und Nahrungsmittel werden dabei eigentlich immer gebraucht – die Spendobel-Gäste erfahren aber auch, dass sich Hafermilchtüten und Matratzen auf Reisen sehr gut kombinieren lassen.
Diakonie: Musik und Tanz tun der Seele gut – werden aber nicht finanziert
Beim letzten Halt in der Pauluskirche in der Nordstadt ist für die Rundreisenden Zeit für einen Zwischensnack, den sie bei einer Darbietung des inklusiven Tanzprojektes Dance In Dance Out genießen können.
Das Diakonische Werk hält dieses beliebte Angebot schon seit längerem vor – auf eigene Kosten, wie der Diakonie-Geschäftsführer Niels Back erklärt.
Denn so gut die Musik, der gemeinsame Tanz und das heilsame Miteinander den Menschen mit und ohne Beeinträchtigung auch tut – finanzielle Mittel sind dafür bei den Kostenträgern nicht vorgesehen.
Umso dankbarer zeigt sich Primaballerina und Therapeutin Monica Fotescu-Uta, die zwei stimmungsvolle und berührende Gruppentänze vorbereitet hat. Beim Zuschauen ist es nicht möglich, zu erkennen, wer krank an Seele oder belastet vom Leben ist – alle Tänzerinnen und Tänzer leuchten von innen und strahlen pure Freude aus.
Auch die Spendobel-Rundfahrt ist gut für die Seele
Es gibt ja so Tage; da ist alles deprimierend. Die Nachrichten senden nur Schlimmes, auf dem Weg zur Arbeit wird man angerempelt und die Kaffeemaschine im Büro ist auch kaputt.
Und hält man sich dann noch zu viel im Netz auf, oder schaut abends Talkshows, dann könnte man an der Welt verzweifeln. Doch ein Abend im Spendobel-Bus beweist das Gegenteil:
Es gibt so viele Menschen, die sich engagieren, so viele großartige Projekte, in denen nicht Egoismus, sondern Gemeinsinn im Mittelpunkt stehen. Davon können die Spendobel-Rundfahrer:innen nach diesem Ausflug durch das Dortmunder Ehrenamt reichlich berichten.
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Die Stiftung Kinderglück verteilt mehr als 4.000 Schulranzen für Erstklässler:innen
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