„Aus dem Alltagsleben – Fotografien von sechs Frauen“ heißt die neue Ausstellung im „Haus der Vielfalt“ in der Beuthstraße in Dortmund. Zu sehen sind die Ergebnisse des gleichnamigen Fotoworkshops, der im Rahmen des Tandem-Integrationsprojekts stattgefunden hat. Das Projekt soll Begegnungen zwischen den Menschen schaffen und Vorurteile gegenüber anderen Kulturen abbauen.
Die Frauen dokumentieren ihren Alltag und erzählen dadurch ganz persönliche Geschichten
Der Foto-Workshop wurde von Fotografin und Fotodesignerin Sabrina Richmann geleitet. Hierbei haben die sechs Frauen der Tandem-Gruppe zwischen 30 und 70 Jahren ihren Alltag mit einem Smartphone dokumentiert. Es gab regelmäßige Treffen mit der Fotografin, bei der eine Auswahl der Bilder getroffen wurde. Dabei war Richmann wichtig, dass alle Frauen ein Mitspracherecht bei ihren eigenen Bildern hatten.
Zunächst hat die Workshop-Leiterin den Frauen die Techniken beim Fotografieren erklärt. Später wurde deutlich, dass nicht jede Frau die Möglichkeit hat, eine richtige Kamera zu verwenden. Daher entschieden sie sich gemeinschaftlich, mit dem Smartphone zu fotografieren. Trotzdem konnten die Frauen, welche eine Kamera besitzen, von dem neu erlernten Wissen profitieren.
Fotografin portraitiert die sechs Frauen im Haus der Vielfalt, um die Geschichten der Damen zu komplettieren
Richmann hat auch als Kuratorin der Ausstellung „Aus dem Alltagsleben – Fotografien von sechs Frauen“ fungiert. Im Dezember 2017 hat die Fotografin die Teilnehmerinnen mit einer Visagistin portraitiert. Dadurch war das Ziel des Workshops, nämlich die Geschichten der einzelnen Damen zu erzählen, abgerundet, weil sie nicht nur Fotos von ihrem Leben gemacht hatten, sondern auch selbst fotografiert wurden.
Bei der Hängung der Werke in dieser Ausstellung ist der Gedanke auch deutlich geworden, da die Portraits immer abschließend als „Ende“ der Geschichte einer Frau hingen. Die Zusammenarbeit ging etwa über sechs Monate; dadurch ist die Gruppe sehr zusammengewachsen.
Als Ergebnisse des Workshops waren die unterschiedlichsten Leben und Eindrücke der Frauen zu sehen: Reisen zu Verwandten, das Leben in Dortmund und der „normale“ Alltag mit Kindern verschiedensten Alters.
Bei der Vernissage der Ausstellung gab es neben einem leckeren Buffet auch Geburtstagskuchen
Der Zusammenhalt dieser Frauen ist beeindruckend und schön anzusehen: Bei der Ausstellung wird sogar ein Geburtstag gefeiert. Die Frauen haben Kuchen mitgebracht, singen „Happy Birthday“ auf zwei Sprachen und feiern das 52-Jährige Geburtstagskind.
17 Frauen mit unterschiedlichsten Migrationshintergründen und verschiedensten Bildungsabschlüssen, von Analphabetikerinnen bis Akademikerinnen, bilden den immerkehrenden festen Kern von Tandem. Die Gruppe könnte kaum gemischter sein: Die Frauen gehören nicht nur unterschiedlichsten Religionen an, sie kommen auch aus den verschiedensten Ländern: beispielsweise aus Syrien, dem Irak, Sri Lanka, Iran, Palästina, aus Afghanistan, der Türkei und vielen mehr.
Projektleiterin Rojda Savas erklärt, dass die Integration der Familien im Vordergrund steht. Daher ist die gesprochene Sprache bei den Treffen, soweit es möglich ist, Deutsch. Savas berichtet außerdem, die Frauen seien inzwischen untereinander so gut vernetzt, dass sie sich gegenseitig immens unterstützen: Wenn beispielsweise ein Arztbesuch vorliegt oder etwas bei Ämtern geklärt werden muss, kommen andere Frauen der Gruppe mit, um zu übersetzen oder zu erklären.
Projektgarten im Unionviertel und Kinder-HipHop sind Tandem-Aktivitäten
Eine weitere Tandem-Aktion ist der Projektgarten im Unionviertel, bei dem Eltern und Kinder zusammenkommen, sowie Kinder-Hip-Hop: Die Kinder tanzen und die Eltern lernen sich kennen und tauschen sich aus. Darüber hinaus wird bei den Treffen zusammen gekocht, die Frauen gehen ins Kino oder machen Stadtteilspaziergänge, um Dortmund besser kennenzulernen.
Vor kurzem gab es auch noch einen Salsa- und Yoga-Workshop für die Frauen. Kulturbedingt seien häufig Frauen offener gegenüber den Projektangeboten, so Savas. Dennoch sind bei größeren Veranstaltungen meistens auch die Männer oder die ganze Familie dabei.
Das Tandem-Projekt ist ein Gemeinschaftsvorhaben vom Verbund der sozial-kulturellen MigrantInnen-Vereine in Dortmund (VMDO e.V) und der EWEDO GmbH, ein sozialer Dienstleister, welcher Unternehmen berät. Die Finanzierung für Tandem ist auf drei Jahre ausgelegt und läuft Ende Mai 2018 aus. Dennoch soll die Tandem-Gruppe bestehen bleiben – die Treffen werden weiterhin im Haus der Vielfalt stattfinden.
Weitere Informationen:
- Die Ausstellung kann montags bis donnerstags von 9 bis 16.30 Uhr und freitags von 10 bis 15 Uhr angeschaut werden.
- Die Fotografin im Netz: sabrinarichmann.de
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