Verbraucherzentrale warnt vor Schuldenfalle: Günstige Finanzierungen beim Händler sind auch Kredite

Die Verbraucherzentrale besteht in Dortmund seit 50 Jahren.
Die Verbraucherzentrale gibt seit 50 Jahren in der Dortmunder Innenstadt. Foto: Klaus Hartmann

Von Joachim vom Brocke

Es klingt verführerisch und geradezu verlockend: Null-Prozent-Finanzierung für die neue Küche, den Großbild-Fernseher, den modernen PC, die neue Waschmaschine oder das neue Schlafzimmer. „Erfüllen Sie sich Ihre Wünsche – sofort“ – so oder ähnlich wird in den Geschäften um Kunden geworben.

Kein Konsum zum Nulltarif: Günstige Angebote können teure Fallstricke bergen

Warnen vor zu sorgloser Kreditaufnahme: Annette von Hadel und Uta Petzolt, Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberaterinnen bei der Verbraucherzentrale in Dortmund. Foto: Joachim vom Brocke
Warnen vor zu sorgloser Kreditaufnahme: Annette von Hadel und Uta Petzolt. Foto: J.v.Brocke

Der Kauf mit einem Sorglos-Kredit soll richtig schmackhaft gemacht werden. Für die geplante Anschaffung sparen? Das war von gestern.

Lieber gleich mitnehmen ist die Devise. „Ratenkauf gehört heute zum Lifestyle“, sagt die Verbraucherberatung: „Das ist längst nicht mehr verpönt“.

Doch Uta Petzolt und Annette von Hadel, Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberaterinnen bei der Dortmunder Verbraucherzentrale an der Reinoldistraße, warnen: „Die günstigen Finanzierungsangebote direkt vom Händler sind immer ein Kredit. Und kein Kredit ist geschenkt“.

Anlässlich des Weltspartags (am Freitag) empfehlen die Expertinnen deshalb alle Verbraucher zum Nachdenken oder Umdenken. Denn die vermeintlich günstigen Angebote können kostenträchtige Fallstricke bergen.

Zunächst den Bedarf der Anschaffung klären

Sie empfehlen dringend, „zunächst erst einmal den Bedarf der Anschaffung zu klären“ und dann „die finanzielle Belastung auszuloten“. Bei den Ratenzahlungsangeboten der Händler handele es sich immer um Kreditangebote einer Bank, wissen Petzolt und von Hadel.

Ratenzahlung solle deshalb nur genutzt werden, wenn das eigene Budget vorher auf die zusätzliche Belastung abgeklopft wurde und der Kredit zur Not auch über Rücklagen getilgt werden kann.

„Konsumfinanzierung wird zu einer teuren Angelegenheit, wenn die Raten nur aus dem Dispokredit des Girokontos gezahlt werden können“, mahnt Annette von Hadel.

Grundsätzlicher Rat: Das Kleingedruckte durchlesen und prüfen

Verbraucherzentrale feiert fünfzigjähriges Jubiläum in der Reinoldistraße. Marlies Berndsen ist in den neuen Räumlichkeiten zu Besuch. Beratungssituation
Die Beraterinnen und Berater der Verbraucherzentrale sind in der Reinoldistraße zu finden.

Vor allem sollten sich Verbraucher vom Verkäufer nicht durch geschickte Argumente unter Druck setzen lassen, wenn zum Beispiel ein teureres Angebot vorgeschlagen wird.

„Entweder ist bei einem teureren Produkt die Rate höher, die Laufzeit länger – oder sogar beides“, erklärt Uta Petzolt und empfiehlt, auf Zusatzverträge zu achten.

Häufig würden bei einem finanzierten Kauf Restschuld-/Ratenversicherungen oder Garantieverträge/-verlängerungen angeboten.

„Da ist genau zu überlegen, ob sie im Einzelfall wirklich sinnvoll sind. Häufig sind sie überteuert oder überflüssig“.

Viele junge Leute geraten in die Schuldenfalle

Weiterer Tipp: unbedingt das Kleingedruckte prüfen. Mitunter werde gerne eine kostenpflichtige Kreditkarte untergeschoben. Manchmal sei der günstige Zinssatz nur für eine begrenzte Zeit gültig oder die vereinbarte (Mindest-)Rate reiche nicht aus, um den Kredit innerhalb dieser Zeit abzustottern.

Konsumschulden, so wissen die Mitarbeiterinnen der Verbraucherzentrale, nehmen immer mehr zu und machen mittlerweile einen Anteil von 60 Prozent an allen Insolvenzfällen aus.

Selbst 25-Jährige seien zum Teil hochverschuldet, weil sie mit 18 Jahren allzu sorglos teure Handys oder andere modischen Geräte aus der Unterhaltungsindustrie angeschafft haben.

Mehr Informationen:

  • Bei der Verbraucherzentrale in Dortmund (Reinoldistraße 7) gibt es die Information „Was tun, um Ärger beim kreditfinanzierten Kauf zu vermeiden?“
  • Unter dem Motto „Vorsicht: Das ist ein Kredit!“ wird ab Montag, 9. November, eine Telefonhotline geschaltet.
  • Unter ☎︎ (0231) 72 09 17 03 gibt es dann zwischen 10 und 12 Uhr Beratung bei Fragen und Problemen mit Finanzierungen auf Raten.

Reaktionen

  1. Verbraucherzentrale

    Telefonhotline der Verbraucherzentrale – 
Vorsicht: Das ist ein Kredit!

    Unsicher, ob Fernseher, Smartphone oder Sofa in Raten oder besser bar bezahlt werden sollen? Überrascht, dass in der Werbung von Null-Prozent-Finanzierung die Rede war, aber im Vertrag ein hoher Zinssatz auftaucht? Irritiert, dass mit dem Händlerkredit plötzlich auch noch eine Kreditkarte ausgestellt wird? Kreditangebote zur Finanzierung von Konsumwünschen bergen manche Stolperfalle.

    Mit einer Telefonhotline 09.11.2015 von 10-12 Uhr hilft die Verbraucherzentrale in Dortmund Tücken zu erkennen und finanzielle Belastungen richtig einzuschätzen.

    Die Verbraucherschützer zeigen auf, worauf bei der Kreditaufnahme unbedingt zu achten ist und helfen beim Check, ob das Haushaltsbudget den Kredit überhaupt verkraftet. Aber auch, wer eine Anschaffung über den Händler finanziert hat, kann auf Unterstützung zählen: Beim jeweiligen Kreditvertrag wird geprüft, ob er Stolperfallen enthält und wie mögliche negative Folgen abgemildert werden können. Nicht zuletzt: Wenn es schwer fällt, die vereinbarten Raten für den Anschaffungskredit pünktlich zu bezahlen und der Dispokredit genutzt werden muss, werden mögliche Auswege aufgezeigt.

    Unter dem Motto „Vorsicht: Das ist ein Kredit!“ hat die Verbraucherzentrale in Dortmund am 09.11.2015eine Telefonhotline geschaltet:  Unter 0231 72091703 gibt es dann zwischen10 und 12 Uhr Beratung bei Fragen und Problemen mit Finanzierungen auf Raten.

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