ver.di bestreikt tariflose Einzelhandelsunternehmen – Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge gefordert

Rund 300 Personen nahmen an der Kundgebung vor der Katharinentreppe an der Kampstraße teil und zogen dann als Demonstrationszug durch die Innenstadt. Fotos: Sascha Fijneman
Rund 300 Personen nahmen an der Kundgebung vor der Katharinentreppe an der Kampstraße teil und zogen dann als Demonstrationszug durch die Innenstadt. Fotos: Sascha Fijneman

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat Beschäftigte von Amazon, OBI, Douglas, dem TEDi-Lager (DLG), Smyths Toys sowie Porta Möbel Logistik am heutigen Mittwoch dazu aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Zu den Streikkundgebungen in Dortmund und Duisburg wurden etwa 600 Kolleginnen und Kollegen erwartet. Die Beschäftigten der sogenannten OT-Betriebe (ohne Tarif) streiken am Tag vor der ersten Tarifverhandlung der diesjährigen Lohn- und Gehaltsrunde Einzelhandel in NRW am 18. April dafür, dass ihre Unternehmen die Tarifverträge des Einzelhandels NRW unterzeichnen.

Positive wirtschaftliche Entwicklung sollte sich in den Tarifverträgen widerspiegeln

Die Landesbezirksfachbereichsleiterin und Verhandlungsführerin für den Handel in NRW, Silke Zimmer, die auch in Dortmund auf der Streikveranstaltung zu den Kolleginnen und Kollegen sprach, sieht in dem Arbeitskampf ein mutiges Signal:

Silke Zimmer machte den Streikenden Mut für den Tarifstreit.
Silke Zimmer machte den Streikenden Mut und formulierte deren Forderungen.

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„Die streikenden Kolleginnen und Kollegen in den OT-Betrieben erhalten weniger Entgelt als die Beschäftigten für die ein Tarifvertrag gilt. Sie wollen aber keine Beschäftigten zweiter Klasse sein. Sie fordern die Anerkennung der Tarifverträge des Einzelhandels NRW.“ 

In der Tarifrunde fordert ver.di 6,5 Prozent, mindestens 163 Euro bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Die Ausbildungsvergütungen sollen um 100 Euro steigen. Darüber hinaus wird die gemeinsame Beantragung der Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge des Einzelhandels gefordert. 

Zu den Verhandlungen erklärt Zimmer: „Ich erwarte ein Angebot, welches der positiven wirtschaftlichen Entwicklung im Einzelhandel Rechnung trägt. Alleine die Umsätze werden laut Handelsverband im zehnten Jahr in Folge steigen.“

Zimmer: „Tarifverträge müssen für alle Beschäftigten des Einzelhandels gelten.“

Der Arbeitgeberseite müsse klar sein: Ohne die Beschäftigten kein Geschäft! Sie seien es, die tagtäglich die Kunden bedienen, beraten und für volle Regale sorgen würden. Deshalb müsse sich die positive Entwicklung des Einzelhandels auch spürbar auf die Entgelte der Beschäftigten auswirken. 

„Stattdessen verschärft sich die Situation durch Tarifflucht und den zerstörerischen Konkurrenzkampf in der Branche. Die Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge (AVE) wirkt dem entgegen. Die Tarifverträge müssen wieder für alle Beschäftigten des Einzelhandels gelten“, so Zimmer kämpferisch.

An der Streikkundgebung nahmen in Dortmund rund 300 Personen teil. Vor der Rede von Silke Zimmer wurden die Streikenden musikalisch unterhalten und mit Getränken und Eintöpfen verpflegt. Die Band zog auch nach der Kundgebung mit den Streikenden über die Kampstraße Richtung Osten durch die Innenstadt.

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Reaktionen

  1. Erster Haustarifvertrag bei trans-o-flex abgeschlossen: Warnstreiks im Bereich der Speditionen, Logistik und Kurier-Express-Paketdienste gehen weiter (PM)

    Nachdem die Arbeitgeberseite vor einer Woche die fünfte Verhandlungsrunde für die Beschäftigten der Speditionen, Logistik und Kurier-Express-Paketdienste (KEP) NRW kurz vor einem Abschluss ohne Festlegung eines neuen Termins beendet hatte, konnte nun ein erster Haustarifvertrag bei trans-o-flex in NRW abgeschlossen werden. Auch beim Deutschen Paketdienst und bei Hermes ist es gelungen, eine Vereinbarung für alle NRW-Standorte zu treffen. ver.di setzt die laufenden Warnstreiks in der kommenden Woche fort, um die Verhandlungen für einen Flächentarifvertrag erfolgreich zu beenden.

    „Der erfolgreiche Abschluss bei trans-o-flex ist ein Schritt in die richtige Richtung“, erklärt ver.di-Verhandlungsführer Hermann Völlings. „Da es erste Reaktionen auf unseren offenen Brief gab und in einigen Unternehmen Gespräche geführt wurden, haben wir die Warnstreiks im kleinen Rahmen fortgesetzt. Wir halten allerdings weiter an den Maßnahmen fest, um auch in der Fläche zu einem Abschluss zu kommen. Trotz des unerwarteten Abbruchs durch die Arbeitgeber, sind wir weiter gesprächsbereit und inhaltlich nur noch wenige Meter von einem Ergebnis entfernt.“

    Der Haustarifvertrag bei trans-o-flex schließt die Standorte Köln, Hamm und Duisburg ein. Darin wurden die Eckpunkte der Tarifverhandlungen vom 12. November, eine weitere Erhöhung von 45 Euro für das dritte Jahr sowie eine zweite Erhöhung für die Auszubildenden um 40 Euro ab dem 1.1.2024 vereinbart. Der Haustarifvertrag hat eine auflösende Klausel, die greift, wenn ein Flächentarifvertrag abgeschlossen wird.

    In der vergangenen Woche waren bereits Beschäftigte von CS Parts in Hamm, t-log in Hamm und Frechen, Stute in Köln sowie Kühne&Nagel in Duisburg mehrtägig in den Streik getreten. In der kommenden Woche folgen weitere Betriebe der Speditions- und Logistikbranche.

    ver.di fordert eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 6 Prozent, mindestens aber 150 Euro, bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Für die gewerblich Beschäftigten soll ein neues Lohnsystem in sechs Stufen eingeführt werden. Die Ausbildungsvergütungen sollen pro Ausbildungsjahr jeweils um 80 Euro angehoben werden. Ausbildungsjahre in der Branche sollen zukünftig bei der Einstufung berücksichtigt werden.

    ver.di verhandelt mit den drei Arbeitgeberverbänden Spedition und Logistik Nordrhein-Westfalen (VSL), dem Verband Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen (VVWL) sowie dem Arbeitgeberverband für das Verkehrs- und Transportgewerbe im Bergischen Land e.V. (VBU).

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