Führt die Verwaltung ein Eigenleben? In Sachen Nordbad könnten Betrachter fast zu dem Eindruck kommen. Zwei Beispiele: Die in die Jahre gekommene Außenfassade des Dietrich-Keuning-Hauses (DKH) wird in Kürze gestrichen. Allerdings nur der Teil, den die Kulturbetriebe verantworten. Die im Haus integrierten Teile des Nordbades – sie gehören zur Abteilung Sport- und Freizeit – nicht. Außerdem wird das Hallenbad jetzt eingezäunt, was ebenfalls nicht auf Begeisterung stößt.
Politik forderte, die Saufgelage vor dem Nordbad zu unterbinden und Spanner zu vertreiben
Rückblick: am 28. September 2011 hatte die Bezirksvertretung Handlungsbedarf angemeldet, weil sich direkt vor den Fenstern des Bades – hübsch warm und überdacht – Saufgelage abspielten und es sich auch häufiger Spanner dort gemütlich machen. Die Nordstadt-Politiker baten um Lösungsvorschläge, zum Beispiel einen Bewuchs der Emporen, so dass sich dort niemand mehr hinsetzen kann.
Mehrfach kam das Thema auf die Tagesordnung der Bezirksvertretung (BV), zuletzt im Mai. Über anstehende Planungen und Fortschritte wurden sie jedoch nicht informiert. Plötzlich wird mit dem Aufbau eines hohen Gitterzauns begonnen. Weder das Haus noch die Politik wurde informiert. Ganz angesehen davon, dass ihn auch niemand haben will. Nicht nur, dass durch den Zaun die Optik des Gebäudes in Mitleidenschaft gezogen würde. Dahinter würde sich der Müll sammeln. Reinigungskräfte kämen nicht mehr dran.
Kritik an Sport- und Freizeitbetrieben
Ebenfalls nur Kopfschütteln gibt es für die Nicht-Kooperation bei der Renovierung: Das Keuning-Haus schließt in Kürze, um während der Sommerpause eine aufwändige Brandschutzsanierung zu realisieren. Zudem wird die in die Jahre gekommene Fassade aufgehübscht – die grünen Metallteile werden neu gestrichen. Allerdings nicht – wie Politiker und Besucher glaubten – in Gänze. Die besonders schäbigen Außenbereiche des ins Keuning-Haus integrierten Nordbads werden beim Streichen ausgespart. Denn hier haben nicht die Kulturbetriebe, sondern „Sport und Freizeit“ das Sagen.
Schon länger gibt es Kritik, dass „Sport und Freizeit“ nicht den nötigen Nachdruck bei der Pflege des Hauses an den Tag lege. So ist eine große Scheibe neben dem Eingang des Keuning-Hauses seit mehr als einem Jahr kaputt. Ausgetauscht wurde sie trotz mehrfacher Appelle nicht. Auch kümmern sich – anders als das Team des DKH – die Bad-Beschäftigten nicht um das, was vor der Tür passiert.
Bezirksbürgermeister Jörder: Ämter sollen miteinander reden
nordstadtblogger.de fragte daher bei den zuständigen Dezernaten und in der Politik nach: „Man könnte meinen, dass die Ämter nicht mit einander reden“, kritisiert der neue Bezirksbürgermeister Dr. Ludwig Jörder und fordert eine Überprüfung durch die Dezernate ein. Das Haus solle in Gänze gestrichen werden.
Die Lösung mit dem Zaun stößt auf wenig bis keine Gegenliebe: „Haben wir das so beschlossen? Wohl nicht“, kritisiert Gerda Horetzky (CDU). „Das ist eine katastrophale Umsetzung eines guten Ansinnens“, kommentiert Thomas Bahr, der frühere CDU-Fraktionschef in der BV und neuer Ratsvertreter. „Das sieht scheiße aus.“ Auch sein Nachfolger als Fraktionsvorsitzender, Dorian Marius Vornweg, hält dies für eine wenig gelungene Lösung, weil sich dahinter der Müll sammeln werde. Damit ist einer Meinung mit der SPD-Fraktionsvorsitzende Brigitte Jülich. „Es gibt schönere Lösungen. Das kann keinesfalls so kommen.“
Umstrittener Zaun: Stüdemann und Zoerner lassen Arbeiten stoppen
Wird es nun auch nicht. Denn auch der für Kultur zuständige Stadtdirektor Jörg Stüdemann und die für Sport und Freizeit zuständige Dezernentin Birgit Zoerner haben die Arbeiten nach Nachfrage von nordstadtblogger.de mittlerweile stoppen lassen. Sie wollen sich nun erst einmal informieren lassen sowie die Vorgänge und Alternativen prüfen.
Ein politisches Nachspiel wird das Thema ohnehin haben: Die Fraktionsgemeinschaft von Linken und Piraten in der Nordstadt will in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung am 2. Juli geklärt haben, wieso mehr als 2,5 Jahre nichts geschehen sei, dann Stüdemann in der BV am 7. Mai 2014 die Fraktionen aufgefordert habe, Ideen einzureichen und dann mit dem Setzen der Zaunpfähle begonnen worden sei – ohne die Ideen zu berücksichtigen oder zu diskutieren.