Mehr als 6,9 Millionen BundesbürgerInnen über 18 Jahre sind überschuldet. Zu diesem Ergebnis kommen Untersuchungen, die für den „Schuldenatlas 2019“ angestellt wurden. Für die Bundesrepublik wurde eine Überschuldungsquote von 10 Prozent gemessen (2018 waren es 10,04 Prozent). In Nordrhein-Westfalen liegt die Schuldnerquote bei 11,72 Prozent (11,69 Prozent im Jahr 2018). Dortmund übertrifft diese mit 14,33 Prozent deutlich. Im Vergleich zum Vorjahr (14,44 Prozent) nimmt sie allerdings leicht ab.
Schuldenrückgang in Dortmund liegt über dem des Bundes
Im Vergleich zu benachbarten Städten landet Dortmund hinter Bochum und Essen mit Quoten von 12,68 beziehungsweise 14,23 Prozent. Schlechter stehen Duisburg mit 17,52 Prozent und Gelsenkirchen mit 17,97 Prozent da.
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„Offensichtlich machen sich die gute Beschäftigungslage und das Ansteigen der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in Dortmund auch in der Entwicklung der Schuldnerquoten bemerkbar, das ist sicher eine begrüßenswerte Entwicklung.
Insbesondere, dass der Schuldenrückgang in Dortmund noch über dem im Bund liegt, hat uns im Ergebnis sehr gefreut“, so Wolfgang Scharf, Geschäftsführer der Creditreform Dortmund/Witten.
Deutliche Kluft zwischen Arm und Reich innerhalb der Stadtgrenzen
In Dortmund sind laut der Untersuchung derzeit 70.321 Personen überschuldet (im Vorjahr waren es 70.847). „Überschuldet“ bedeutet laut Scharf, dass eine Person ihre fälligen Zahlungsverpflichtungen nicht begleichen kann – und dies auch in absehbarer Zeit nicht können wird.
Zur Deckung seines Lebensunterhalts stehen den Menschen, die überschuldet sind, weder Vermögen noch Kreditmöglichkeiten zur Verfügung. In Dortmund beobachten die Creditreform-ExpertInnen auch weiterhin eine deutliche geografische Kluft zwischen Armen und Reichen innerhalb der Stadtgrenzen.
So weisen viele südliche Stadtteile (PLZ-Gebiete 44229, 44267 und 44227) verhältnismäßig geringe Schuldnerquoten zwischen 5,76 und 6,93 Prozent auf. In nördlichen Stadtteilen wie Lindenhorst, Deusen oder der Nordstadt (PLZ-Gebiete 44147 und 44145) liegen die Werte hingegen zwischen 25,50 und 28,55 Prozent – und damit rund vier Mal so hoch.
Dortmunder Schuldner ist männlich und lebt in den nördlichen Stadtgebieten
Eine besonders erfreuliche Entwicklung nahmen seit der ersten Erhebung der Daten im Jahr 2004 die PLZ-Bereich 44229 (unter anderem Kirchhörde, Löttringhausen, Bittermark) und 44139 (unter anderem Kreuz- und Saarlandstraßenviertel). Hier wurde eine Überschuldungsquote von 5,76 beziehungsweise 8,55 Prozent ermittelt.
Im Vergleich zu 2004 nahmen die Werte um 0,51 beziehungsweise 0,44 Prozent ab. Im gleichen Zeitraum nahm die Verschuldung im PLZ-Bereich 44357 (u.a. Bodelschwingh, Nette, Oestrich und Westerfilde) allerdings mit 3,78 Prozent besonders stark zu.
Bei der Aufteilung nach Geschlechtern ist ebenfalls ein deutlicher Unterschied zu erkennen. So ist mit 10,91 Prozent (11,01 Prozent im Vorjahr) mehr als jede zehnte Dortmunderin, mit 17,70 Prozent (17,80 Prozent im Vorjahr) mehr als jeder sechste Dortmunder überschuldet. „Sehr vereinfacht könnte man zum Ergebnis kommen, dass der typische Dortmunder Schuldner zwischen 30 und 50 Jahre alt und männlich ist. Außerdem ist er eher im Norden als im Süden der Stadt beheimatet“, fasst Scharf zusammen.
Das Problem der Altersarmut ist weiterhin besorgniserregend
Eine besorgniserregende Entwicklung sieht der Experte im Bereich der Altersarmut in Deutschland. So ist die Anzahl der Überschuldeten über 70 Jahre um 118.000 Fälle im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Im Jahr 2019 sind nunmehr 381.000 Menschen dieser Altersklasse überschuldet.
Weitere Informationen:
- Der „Schuldenatlas 2019“ basiert auf Untersuchungen der Creditreform Dortmund/Witten in Zusammenarbeit mit der Boniversum GmbH und microm GmbH.
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