Es ist keine Massenbewegung. Doch die Ostermärsche haben in diesem Jahr – trotz des teils schlechten Wetters – wieder mehr Menschen auf die Straße gebracht. Allerdings gerade angesichts der weltweiten Kriege, Vertreibung und Flucht nicht genug, machte Mitorganisator Willi Hoffmeister beim Abschluss des Ostermarschs in Dortmund deutlich.
Einsatz für friedliche Lösungen: Forderung nach einem strikten Waffenembargo
„Fluchtursachen erkennen, zivile Lösungen für Konflikte schaffen“ – unter diesem Leitthema stand der Ostermarsch Rhein/Ruhr, der am Ostersamstag am Kuhtor in Duisburg startete und Ostermontag im Kulturzentrum Wichern an der Stollenstraße in Dortmund endete.
„Die pure Verzweiflung treibt Flüchtlinge in unser Land“, sagte Joachim Schramm. Für den Organisator sind nicht die Flüchtlinge Schuld an den Verhältnissen, vor denen sie fliehen: „Die Ursachen sind die fortgesetzten Kriege in Somalia, Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien oder Diktaturen wie in Eritrea“.
Eine zentrale Forderung der Ostermarsch-Organisatoren: Zurücknahme aller Genehmigungen für Rüstungsexporte in den Nahen und Mittleren Osten und von der EU ein striktes allgemeines Waffenembargo.
„Jede Waffe, die aus Deutschland geliefert wird, heizt kriegerische Auseinandersetzungen in der Region weiter an“, heißt es unter anderen im Aufruf.
Zur Lösung des Ukrainekonfliktes wird „eine vollständige Demilitarisierung aller Konfliktparteien unter gemeinsamer Kontrolle der Vereinten Nationen und der OSZE“ gefordert.
Appelle gegen Rechtsextremismus und Gedenken an Thomas Schulz
An den drei Ostertagen gab es 13 Auftakt-, Zwischen- und Abschlussveranstaltungen.
Dabei traten Rednerinnen und Redner aus der Friedensbewegung, der Antifa-Bewegung, aus Kirchen, aus der Anti-Atombewegung und den Gewerkschaften auf.
In Dortmund richtete sich – nicht nur bei der Zwischenkundgebung auf dem Wilhelmplatz in Dorstfeld – der Fokus zudem auf die heimische Neonazi-Szene.
Dort – und später an der U-Bahnstation Kampstraße in der City -gedachte man Thomas „Schmuddel“ Schulz.
Der Punker war genau vor elf Jahren – am 28. März 2005 – von einem Neonazi in der U-Bahnstation Kampstraße erstochen worden. Einen politisch motivierten Mord konnte das Gericht bei der Bluttat jedoch nicht erkennen.
Erneut Abschlussveranstaltung im Wichernhaus in der Nordstadt
An der Bahnstation in der City hatten sich am Jahrestag viele Punker versammelt, um an Thomas Schulz zu erinnern. Sie mussten dafür erneut auf eine improvierte Gedenktafel zurückgreifen.
Denn auch elf Jahre nach der Tat ist die von der Bezirksvertretung Innenstadt-West beschlossene Installation einer Gedenktafel noch nicht erfolgt.
Die Abschlusskundgebung fand – nach Zwischenkundgebungen in Marten, Dorstfeld und der City – traditionell in der Nordstadt statt.
Im Wichernhaus konnten sich die völlig durchnässten Teilnehmerinnen und Teilnehmer stärken und aufwärmen. Dort gab es unter anderem Musik der Microphone Mafia.
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Friedensversammlung Rhein Ruhr
Ostermarsch Rhein/Ruhr 2016: Friedensgruppen ziehen Bilanz
Die Friedensversammlung Rhein Ruhr hat auf ihrem Treffen in Essen ein positives Resümee des Ostermarsch Rhein Ruhr gezogen. Die Zusammenarbeit zwischen den Friedensgruppen der beteiligten Orte verlief ausgesprochen konstruktiv, das Programm war vielfältig und das Thema Fluchtursache Krieg brandaktuell. „Uns ist es gelungen, die deutsche Mitverantwortung an Kriegen in der Welt als Fluchtursache in der Öffentlichkeit deutlich zu machen“, betonte Willi Hoffmeister vom Ostermarsch Rhein/Ruhr.
Einzig die fast schon alljährlichen Störungen durch Nazis in Dortmund Dorstfeld trübten das Gesamtbild. Kritisch merkten die Verantwortlichen an, dass man seitens der Polizei deutlich mehr Unterstützung erwartet hätte. Dies wurde inzwischen dem Dortmunder Polizeipräsidenten in einem ausführlichen Gespräch vermittelt.
„Es kann niemand verstehen, warum Nazis von einem Polizeisprecher als Teilnehmer einer Friedensdemo wahrgenommen werden, während bei Nazi-Aufmärschen weiträumig Platzverbote gegen Demokraten ausgesprochen werden“, so Felix Oekentorp, einer der Sprecher des Ostermarsch Rhein Ruhr.
„Nach diesem Gespräch sollte es künftig möglich sein, dass der Ostermarsch so nicht mehr von den als gewaltbereit bekannten Dortmunder Nazis gestört wird“ hofft Joachim Schramm.
Die Friedensversammlung Rhein Ruhr kam aber nicht nur zum Rückblick zusammen, es wurden weitere gemeinsame Aktivitäten verabredet. Dazu zählen die Proteste gegen die NATO-Kommandozentrale in Kalkar und die Kriegsvorbereitungskonferenz JAPCC in Essen im Oktober.