Von Simone Melenk
Samir trägt heute wieder seine blonde Perücke. In Afghanistan hatte er volles schwarzes Haar, hier in Deutschland sind sie ihm ausgegangen. „Der Stress, das Wetter“, vermutet der 20-Jährige, der älteste in der Gruppe. Endlich ist auch mal wieder Helen da, die zierliche Schönheit aus Eritrea. Im Winter kommt sie abends schlecht weg von Sölde.
Das Theaterensemble gibt jungen Menschen aus aller Welt eine neue Heimat
Dagegen hat Yacouba, die „Quasselstrippe“ von der Elfenbeinküste, noch keine Probe verpasst. Der 19-Jährige ist von Anfang an dabei. Was für ein Anfang? Von welcher Geschichte?
Labsa, das „Labor für sensorische Annehmlichkeiten“, ist ein gemeinnütziger Dortmunder Verein, der sich der Kunst, dem Menschen und der Natur verschrieben hat.
Er gründete vor zwei Jahren auch das Transnationale Ensemble Labsa – junge Menschen aus aller Herren Länder, die allein nach Deutschland, nach Dortmund kamen, die Gemeinschaft suchen und kreativ sein wollen.
Sie kommen aus Afghanistan und Eritrea, Sierra Leone oder dem Kosovo.
Das Transnationale Ensemble Labsa bringt mittlerweile die dritte Produktion auf die Bühne
Jeden Mittwoch treffen sich die Schülerinnen, der angehende Krankenpfleger, der Abiturient oder Fliesenleger im alten Straßenbahndepot im Dortmunder Norden.
Sie spielen Theater und tanzen. Es entstehen Performances mit Live-Musik, Songs, musikalische Lesungen, Texte und neuerdings auch Kurzfilme.
Emilia Hagelanz und Lena Tempich sind die künstlerischen Leiterinnen und führen Regie, kooperiert wird mit Künstlern der Stadt. Unterstützung findet die junge bunte mitunter 20-köpfige Truppe von der gemeinnützigen GrünBau-Gesellschaft im Rahmen der Jugendhilfe.
Am 5. März steht die mittlerweile dritte Produktion von „Labsa“ auf dem Premierenplan. „Place To Be“ ist der vielsagende Titel. Woher wir kommen, wohin wir gehen, wo wir sind: der „Place To Be“ als Ort zwischen neuer und alter Heimat, als Sehnsuchtsort, Ort der Erinnerung und Hoffnung, aber auch ein Ort, an dem sich neue Fragen stellen.
Am Sonntag den 5. März ist Premiere mit Dokumentarfilm und Kuchen aus Eritrea
Nicht nur Yacouba, der gerade fürs Abi lernt, sucht vor allem einen Ort des Zusammenseins, der Freunde, der Familie. „Labsa“ – jeden Mittwochabend – ist so ein „Place To Be“: „Hier bin ich immer glücklich, hier hole ich mir die Energie für die ganze Woche.“
Premiere: „Place to be“: Sonntag, 5. März, 17 Uhr.
Ort: Theater im Depot, Immermannstraße 29, Dortmund.
Tickets: Tel. 0231/9822336 oder unter tickets@theaterimdepot.de
Im Vorprogramm: 15 Uhr Dokumentarfilm „Revolution mit bloßen Händen“, Le Burkina Faso mit Regisseur Hans-Georg Eberl. 16 Uhr Kaffee und Kuchen aus Eritrea mit Helen Negasi Tsegai.
Im Anschluss: Publikumsgespräch zum Stück.
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