„Train of Hope Dortmund“: Flüchtlingsunterstützer wollen auf dem Friedensplatz ein Zeichen gegen Rassismus setzen

Fatma Karacakurtoglu und Justo Moret stellten die Aktion vor.
Fatma Karacakurtoglu und Justo Moret stellten im Café of Hope die Aktion auf dem Friedensplatz vor.

Hunderte Menschen engagieren sich seit September 2015 ehrenamtlich in der Initiative „Train of Hope Dortmund“. Die meisten von ihnen arbeiten hinter den Kulissen. Sie  – und viele andere ehren- und hauptamtliche HelferInnen  – sollen nun endlich mal ins „Rampenlicht“ gestellt werden.  Das ist die Idee der Aktion „Wir wissen: Wir sind die Welt!“

Zeitgleiche Aktionen in mehreren Drehscheiben-Städten

Die Drehscheiben-Städte Düsseldorf, Dortmund, Köln und Passau haben die bundesweite Aktion gegen diesen Rassismus und gegen das Versagen der europäischen Politik organisiert. Die Aktion „Wir sind die Welt!“ findet am Samstag um 14 Uhr auf dem Friedensplatz statt.

Die fremdenfeindlichen Vorfälle nicht nur in Sachsen machen ihnen zu schaffen. Ihnen klingen vor allem die „Wir sind das Volk“-Rufe in den Ohren. „Wir wollen zu diesen Vorfällen nicht schweigen“, betont Fatma Karacakurtoglu, die 1. Vorsitzende des Vereins.

Gesicht zeigen gegen Rassismus – drei Bands treten auf

„Wir wissen: Wir sind die Welt!“„Alle, die mit uns auf die Straße gehen wollen, sind herzlich eingeladen an diesem Tag mit uns gemeinsam die Stimme zu erheben und zu rufen „Ein paar Menschen denken ‚Wir sind das Volk‘, wir wissen: ,Wir sind die Welt!’“

Dies wollen die Aktiven des Vereins mit möglichst vielen UnterstützerInnen auf dem Friedensplatz deutlich machen. „Wir wollen Gesicht zeigen. Nur weil wir geschwiegen haben, heißt das nicht, dass wir nicht da sind“, betont Karacakurtoglu.

„Wir müssen Gesicht zeigen. Es gibt keinen Weg zurück“, ergänzt Vereins-Vize Justo Moret. „Man kann weder die Zeit zurückspulen noch wird es in einem Jahr mit dem Thema Flüchtlinge vorbei sein.“

Deutschland habe weltweit durch seine Willkommenskultur Schlagzeilen gemacht. Daran wollen die Aktiven anknüpfen – schließlich war der Verein genau aus dieser Hilfsbereitschaft heraus entstanden.

Um dieses Ansinnen zu unterstützen, werden auf dem Friedensplatz die drei Dortmunder Bands  – „Sara’s Wohnzimmer“, „Fitches“ und „Black Vulpine“ – auftreten.

Der Verein hat mittlerweile Vereinsstatus und Anerkennung als gemeinnützig

Mehr als 1000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer haben sich beim DKH registriert und helfen mit.
Rund 2000 Ehrenamtliche hatten sich beim DKH registriert und halfen im September 2015 mit.

Aus der Initiative „Train of Hope“ ist mittlerweile ein eingetragener und gemeinnütziger Verein geworden, der jetzt endlich auch Spendenquittungen ausstellen kann.

Damit kann die Arbeit der zahlreichen Ehrenamtlichen unterstützt werden. 15 Arbeitskreise gibt es: Herzstück sind die rund 100 Dolmetscher, die die zahlreichen Aktivitäten unterstützen.

Das erste war das Team, welches sich um das Sachspenden-Lager kümmert. Es hat mittlerweile in der Hannöverschen Straße ein neues Zuhause und beliefert zwölf Dortmunder Flüchtlingseinrichtungen.

Sehr gut läuft das „Café of Hope“ im Dietrich-Keuning-Haus. Von dienstags bis samstags von 10 bis 18 Uhr hat die zentrale Anlaufstelle in der Nordstadt geöffnet. Hier machen viele Arbeitskreise Angebote.

Es gibt Arbeitskreise zu Wohnungssuche, „Recht und Begleitung“, „Jugend & Freizeit“, „Kunst, Kultur und Sport“, „Sprache & Kommunikation“, „Bag of Hope“, Hygiene, den AK „Meine Stadt“, „Kind & Co“, den AK Trödelmarkt, die neue Gruppe „Mein Buch“ und die Gruppe „Geschmäcker der Welt“.

Vielfältige Arbeitskreise: Von „Kind & Co“ bis „Geschmäcker der Welt“

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft besucht das Dietrich-Keuning-Haus und bedankt sich bei den freiwilligen Helfern
Aus der improvisierten Kleiderkammer in der Schalterhalle ist mittlerweile eine feste Einrichtung geworden.

Die Gruppe „Kind & Co“ organisiert Unterstützungs- und Entlastungsangebote für Familien, dass beispielsweise Mütter an den ebenfalls gemachten Sprachangeboten teilnehmen können. In der Zwischenzeit werden die Kinder betreut.

Der Arbeitskreis „Geschmäcker der Welt“ bietet einmal im Monat ein gemeinsames Kochen von Flüchtlingen und hier lebenden Menschen an, damit sich die Menschen besser kennenlernen können und die Vielfalt genießen.

„Ich als Spanier bin der Meinung, dass die Kultur in der Küche beginnt. Am Esstisch sieht man die Gesichter – sie ist ein Forum des Austauschs“, betont Justo Moret.

Arbeitskreis „Mein Buch“ baut derzeit eine mobile Bibliothek auf

Neu ist der AK „Mein Buch“. Die Aktiven bauen eine mobile Bibliothek auf, um den Flüchtlingen in Sammelunterkünften Lesestoff zu bringen. „Die Nächte sind das Schlimmste. Dann kommen die Geister“, so Moret.

Großraumunterkünfte mit wenig Privatsphäre, nächtlichen Diskussionen, Weinen, Alpträumen. Je nach Unterbringungsart fänden viele Flüchtlinge nur schwer in den Schlaf. „Mit den Büchern kann man in die Phantasiewelt flüchten, bis der Schlaf kommt“, macht der engagierte Flüchtlingshelfer deutlich.

Großer Unterstützerkreis will Kontakte in die Mehrheitsgesellschaft ermöglichen

Die vielen Ehrenamtlichen des Vereins „Train of Hope" tragen maßgeblich zur Realisierung bei.
Die vielen Ehrenamtlichen des Vereins „Train of Hope“ tragen maßgeblich zur Realisierung des Cafés bei.

Gemeinsam wollen sie den Geflüchteten das Ankommen und die Integration erleichtern. Der Verein selbst hat zwar „nur“ 90 Mitglieder.  „Aber die Gruppe der Helferinnen und Helfer ist viel viel größer“, betont Fatma Karacakurtoglu.

800 UnterstützerInnen gibt es auf der Facebook-Seite des Vereins. Bei der ursprünglichen Facebook-Gruppe der Initiative gibt es über 3000 Interessierte und UnterstützerInnen.

Nicht zu vergessen die rund 100 DolmetscherInnen, die viele Aktivitäten erst möglich machen und auch bei der Drehscheiben-Funktion entscheidend und hilfreich waren.

Aktivierung der Flüchtlinge  – Übernahme von Verantwortung

Doch damit ist die Arbeit nicht beendet: Gemeinsam wollen sie Hilfe auch nach dem Auszug aus der Einrichtung bieten, damit sie nicht alleine stehen.

„Wir wollen die Leute aus der Isolation herauszuholen. Auch hier im Café haben wir viele Tandempartnerschaften vermittelt“, so die Vorsitzende. Vor allem wollen sie die Flüchtlinge selbst wieder aktivieren.

Justo Moret wird die Ehrenamtlichen des Vereins Train of Hope koordinieren.
Justo Moret hat die Ehrenamtlichen des Vereins Train of Hope auch bei der Drehscheibe koordiniert.

„Die Menschen dürfen fast nichts machen. All diese Energie, sich auf den Weg nach Deutschland zu machen, wird hier abgeschaltet und auf Eis gelegt“, kritisiert Moret.

„Das ist nicht gut für die Integration und fördert Parallelgesellschaften. Daher zeigen wir ihnen andere Beteiligungsmöglichkeiten auf.“

Das sind in der Regel Wege, die in die Mehrheitsgesellschaft führen können. Flüchtlinge werden in die ehrenamtliche Arbeit einbezogen und können hier auch Verantwortung übernehmen.

„Das Ziel ist, sie zu Scouts auszubilden, dass Flüchtlinge für andere Flüchtlinge Verantwortung übernehmen. Nur so können sie wachsen und als Multiplikatoren fungieren“, erklärt Moret.

Ziel: Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe schaffen

Viele andere Vereine arbeiten dabei mit dem „Train of Hope“ zusammen. Gemeinsam mit dem Stadtsportbund haben sie eine Fragebogenaktion organisiert, um die Wünsche und Bedarfe von Flüchtlingen zu erheben. Ein Schachverein bietet mittwochs Schach im Café an und lädt in den Verein ein.

Außerdem werden jugendliche Flüchtlinge am dreitägigen Pfingstcamp der Naturfreunde teilnehmen. Weitere Aktivitäten – unter anderem mit den Falken – sind in Arbeit. Ziel ist, demokratische Vereine kennenzulernen und Beteiligungsmöglichkeiten zu schaffen.

Spendenkonto ist eingerichtet – Unterstützungsmitglieder sind willkommen

Wer sich selbst engagieren will, kann sich bei den Facebook-Gruppen melden oder via Internet Kontakt zum Verein aufnehmen: www.trainofhope-do.de

Mitglieder und Spender sind willkommen. Der Vereinsbeitrag beträgt drei Euro im Monat – aber mehr geht immer. Mittlerweile gibt es ein Spendenkonto. Auf der Webseite soll in Kürze auch Spenden via Paypal möglich sein.

Spendenkonto bei der Sparkasse Dortmund:

Train of Hope Dortmund e.V. – IBAN: DE54440501990911014521

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