Tour zu Entwicklungspotenzialen und „weißen Flecken“: Besuch auf Westfalenhütte und bei Hoesch-Spundwand

Die als Emscherschlösschen bezeichnete Werkstatthalle soll nach Möglichkeit erhalten bleiben.
Die als Emscherschlösschen bezeichnete Werkstatthalle soll nach Möglichkeit erhalten bleiben.

Von Alexander Völkel (Text und Fotos)

KommunalpolitikerInnen kennen sich zumeist gut in ihrer Stadt aus. Doch es gibt auch große Areale, die nicht öffentlich zugänglich und von hohen Werksmauern umgeben sind. Solche „weiße Flecken“ auf der Dortmunder Stadtkarte steuerte jetzt die CDU an. Es sind zugleich die größten Entwicklungsflächen der Stadt: das ehemalige Gelände von Hoesch Spundwand und das Areal der Westfalenhütte.

45 Hektar Entwicklungsfläche bei HSP – 450 Hektar auf der Westfalenhütte

Auf dem HSP-Gelände läuft der Rückbau der Anlagen auf Hochtouren. Foto: Alex Völkel
Der Rückbau der Anlagen läuft.

Mit 45 Hektar – das entspricht einer Größe von rund 63 Fußballfeldern – ist das Areal von Hoesch Spundwand im Moment die wichtigste innerstädtische Entwicklungsfläche. Nicht minder wichtig –  und sogar zehn Mal so groß – ist das Areal der Westfalenhütte. Hier entstehen derzeit tausende von Arbeitsplätzen im Logistikbereich. Grund genug, sich hinter den verschlossenen Werkstoren umzusehen.

„Es macht einen Unterschied, ob man die Planungen nur auf Plänen oder vor Ort sieht“, begründete CDU-Fraktionschef Ulrich Monegel die Rundfahrt, die Mitglieder von Partei und Fraktion auch in die Speicherstraße führte – das wichtigste Entwicklungsprojekt im Hafen.

Von allen drei Bereichen erwartet die CDU „erhebliche Impulse“: „Das sind Investitionen, die wir wollen und die die Stadt alleine nicht leisten kann“, so Monegel. Er wolle nicht das Lied „privat vor Staat“ anstimmen. Aber gerade Vorhaben wie auf dem ehemaligen HSP-Gelände zeigten, wie gut wirtschaftlicher Sachverstand eines Unternehmens und der stadtplanerischer Sachverstand der Verwaltung sich ergänzen könnten.

CDU erkennt eine „gedeihliche Zusammenarbeit“ zwischen Stadt und Investor

Die CDU-Fraktion sah sich das HSP-Gelände an.
Die CDU-Fraktion sah sich das HSP-Gelände an.

„Das scheint eine gedeihliche Entwicklung zu sein“, kommentierte der Fraktionschef die Zusammenarbeit zwischen der Stadt Dortmund und der Essener Thelen-Gruppe. Die hatte Planungsdezernent Ludger Wilde – er führte die CDU über die Flächen – in den höchsten Tönen gelobt.

Von Rivalität oder Frustration – die Stadt war beim Bieterverfahren um die HSP-Fläche nicht zum Zuge gekommen – war nichts zu spüren. Im Gegenteil: „Es gibt einen sehr angenehmen und intensiven Kontakt“, so Wilde.

Daher kam es auch nicht von ungefähr, dass Stefan Christochowitz als zuständiger Geschäftsführer bei Thelen die Gruppe führte. Dass die Interessen von Stadt und Investor nicht immer gleich sein müssen, ist selbstverständlich. Denn vor allem der erwünschte Erhalt von drei alten Hallen steht immer unter einem Finanzierungsvorbehalt.

Planungsdezernent strebt den Erhalt von städtebaulich interessanten Halle an

Auf dem HSP-Gelände läuft der Rückbau der Anlagen auf Hochtouren. Foto: Alex Völkel
45 Hektar groß ist das HSP-Gelände.

Insbesondere die Werkstatthalle im Südwesten des Areals – das sogenannte „Emscherschlösschen“ – hatte es nicht nur Wilde angetan. Eine Nutzung als Markthalle, aber auch für Gastronomie und Kultur, könnte er sich vorstellen. Auch „Haus-in-Haus“-Lösungen mit Ein- und Umbauten für Unternehmen seien vorstellbar.

Dies sieht er vor allem für die beiden anderen Hallen – die Feldherrnhalle im Westen und die Alte Dreherei im Osten – als Option. Das Thema Denkmalschutz ist in der Prüfung. Doch alle drei Hallen sind sehr baufällig.

Unstrittig ist hingegen der Abriss der „Grünen Wand“, der größten und längsten Halle auf dem Gelände. Sie verläuft entlang der Rheinischen Straße und wird schon seit Jahren nicht mehr genutzt. Allerdings ist sie aus Lärmschutzgründen stehen geblieben. Nach dem Ende der gewerblichen Fertigung und dem Ende der Abbrucharbeiten soll sie weg.

800 Wohneinheiten sollen auf dem südlichen HSP-Gelände entstehen

Auf dem HSP-Gelände läuft der Rückbau der Anlagen auf Hochtouren. Foto: Alex Völkel
Auf dem HSP-Gelände läuft der Rückbau der Anlagen auf Hochtouren. Fotos: Alex Völkel

Noch ist HSP damit beschäftigt, die Anlagen zurückzubauen. Im Oktober oder November will Thelen dann übernehmen und auch großflächig mit dem Abriss von Gebäuden und der Bodenaufbereitung beginnen.

Dem Unternehmen schwebt auf dem südlichen Areal vor allem Wohnungsbau vor – 800 Wohneinheiten könnten hier entstehen. Das Besondere: Die Thelen-Gruppe will nicht nur planen und bauen, sondern die Wohnungen anschließend auch selbst vermieten.

Klarheit soll auch hier die in Arbeit befindliche Machbarkeitsstudie liefern: „Sie ist für uns ein ganz wichtiges Element“, so Thelen-Geschäftsführer Christochowitz. „Wir wissen, wo wir hinwollen. Ob es funktioniert, ist noch unklar. Am Ende des Tages muss es sich rechnen.“

Dreiklang: Urbanes Wohnen, Grüngürtel und gewerbliche Weiternutzung

Die Huckarder Straße unterquert das Werksgelände - im Bild der Union-Gewerbehof.
Die Huckarder Straße unterquert das Werksgelände – im Bild der Union-Gewerbehof.

Auf dem HSP-Gelände soll es nach dem Ende der Spundwand-Fertigung einen Dreiklang geben: Neben dem urbanen Wohnen im Süden (entlang der Rheinischen Straße) soll es einen Grüngürtel geben und dahinter  – im Norden – Logistik- bzw. gewerbliche Flächen. Hier liegen Gleise und das Areal grenzt an das Hafengebiet an.

Ein Ziel der Planungsverwaltung ist, das Werksgelände nicht nur sprichwörtlich aufblühen zu lassen. Denn der grüne Kern und das Emscherufer sollen Teil eines Projektes für die Internationale Garten-Ausstellung (IGA) werden, die 2027 im Ruhrgebiet stattfinden wird. Das Projekt ist bereits angemeldet und hat einen Zuschlag bekommen.

Der Grüngürtel soll von der Rheinischen Straße bis zum Deusenberg bzw. der Kokerei Hansa führen. Das Element Wasser wird hier ebenfalls eine Rolle spielen. Doch ohne öffentliche Förderung würde dieses Mammutvorhaben nicht realisiert werden können. „Da kommt uns die IGA entgegen“, machte Wilde den KommunalpolitikerInnen deutlich.

Das Vorhaben passt natürlich als eines der großen Projekte in das Dekaden-Projekt „Nordwärts“. Es ist allerdings kein Schnellschuss, sondern eher ein Dauerläufer-Vorhaben: In fünf bis acht Jahren könnte der Wohnungsbau beginnen. Die Nutzung der gewerblichen Flächen im Norden  – rund 20 Hektar – könnte schon früher beginnen. Hier ist weniger Arbeit für den Rückbau nötig.

Die als Emscherschlösschen bezeichnete Werkstatthalle soll nach Möglichkeit erhalten bleiben.
Die als Emscherschlösschen bezeichnete Werkstatthalle soll nach Möglichkeit erhalten bleiben.

CDU erwartet von der Speicherstraße große Impulse für die Stadt

Auch in der Speicherstraße machte die CDU-Fraktion Station.
Auch in der Speicherstraße machte die CDU Station.

In vollem Gange ist der Kanalbau in der Speicherstraße. Es ist der erste Schritt auf dem Weg zur völligen Neuentwicklung im Bereich das Stadt- und Schmiedinghafens. „Ich erwarte mir hier erhebliche Impulse“, betonte Monegel beim Ortstermin.

Der geplante „Heimathafen“ – eine Anlaufstelle vor allem für Zuwanderer und Flüchtlinge – stößt bei der CDU zwar nicht auf ungeteilte Zustimmung. Aber Monegel erkennt die Notwendigkeit an. „Der Strukturwandel der Bevölkerung ist da. Das muss sich auch bei solchen Planungen abbilden“, so der CDU-Fraktionschef.

„Wir müssen da vorurteilsfrei drangehen – es geht ja vor allem um das Abgreifen von Fördermitteln“, so Monegel. Etwas positiver und enthusiastischer hatte Wilde das Vorhaben vorgestellt, für das mehr als drei Millionen Euro an Landesmittel nach Dortmund fließen werden. Deutlich mehr Begeisterung lösen bei der CDU die Planungen zum GründungsCampus sowie den möglichen privaten Investitionen entlang der Speicherstraße aus.

Westfalenhütte gehörte zu den größten Entwicklungsflächen in Europa

Die Westfalenhütte ist wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt. Archivbild: Alex Völkel
Das Areal der Westfalenhütte ist wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt. (Archiv)

Ähnlich sieht es bei den Entwicklungen auf der Westfalenhütte aus: Viele der Teilnehmenden waren erstmals auf dem Areal bzw. sahen erstmals die neuen Logistikhallen aus der Nähe. Mit 450 Hektar Größe gehört die Westfalenhütte zu den größten innerstädtischen Entwicklungsprojekten in Europa.

ThyssenKruppSteel will sich zwar nicht zurückziehen, braucht aber bei weitem nicht mehr so viel Platz. Daher gibt es Zug um Zug neue Entwicklungsflächen. Nach dem Garbe-Logistikpark – hier sind unter anderem Amazon und Decathlon heimisch geworden – stehen nun weitere Flächen an.

Obwohl die Fläche der ehemaligen Sinteranlage noch erschlossen wird, rennen mögliche Investoren den Vermarktern die Bude ein. Sie wollen schon jetzt vertraglich Nägel mit Köpfen machen. Daher wird die Stadt auch bei der Kokereifläche darauf achten, dass sie trotz der höchsten Belastung auf dem gesamten Areal weiter für die industrielle Nutzung zur Verfügung steht. „Abdecken und grün machen“ ist für Planungsdezernent Ludger Wilde keine Option.

Wohnungsbau geplant – 400 bis 500 Wohneinheiten sollen in der Nordstadt entstehen

Die Westfalenhütte in der Nordstadt.
Die Westfalenhütte in der Nordstadt.

Großes Interesse hat die Stadt an der Entwicklung der fünf Hektar Fläche im Süden des Geländes, auf der Geschosswohnungsbau entstehen soll. 400 bis 500 Wohneinheiten könnten hier entstehen.

„Wir haben wert darauf gelegt, dass spielregeltreue Dortmunder Wohnungsunternehmen zum Zug kommen können und sich nicht Unternehmen aus Hamburg oder München die Flächen unter den Nagel reißen, um hier ihren Schnitt zu machen“, gibt sich Wilde kämpferisch.

Hier soll es dann auch Platz für den dringend im Quartier benötigten Vollsortimenter mit einem Getränkehandel geben. Aktuell fehlen hier für rund 11.000 BewohnerInnen adäquate Nahversorgungsmöglichkeiten.

Thema war natürlich auch  – wie sollte es anders sein – die Nordspange. Die dringend benötigte Entlastungs- und Umgehungsstraße über das Gelände der Westfalenhütte wird seit Jahren herbeigesehnt.

Zeitlicher Druck: CDU drängt auch die schnelle Realisierung der Nordspange

nNördlich der Hildastraße soll das neue Möbelhaus gebaut werden. Karte: www.mapz.com
Nördlich der Hildastraße soll das neue Möbelhaus gebaut werden. Karte: www.mapz.com

„Wir geraten hier zeitlich unter Druck und brauchen die Nordspange dringend“, machte CDU-Planungssprecher Uwe Waßmann deutlich. Denn mit der Erschließung der Sinteranlage und der Kokereifläche kämen noch weitere Verkehre hinzu. Nicht vor 2022 rechnet Wilde mit einer Fertigstellung.

Früher könnte schon der Teilabschnitt der Nordspange an der Kreuzung Hildastraße/Bornstraße entstehen. Hier soll ein großes Möbelhaus entstehen. Zwar könnte hier schon vorher gebaut werden. Doch die Investoren möchten die verkehrliche Erschließung direkt im Zusammenhang mit der Nordspange machen.

Dann müssten sie eventuell noch länger warten: Mindestens zwei Jahre Planungszeit sieht Wilde. „Frühestens in drei Jahren könnten sie bauen.“

Impressionen von der CDU-Tour bei HSP:

Impressionen aus der Speicherstraße in der Nordstadt:

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  1. Forum Stadtbaukultur

    Forum StadtBauKultur: IGA – Grüne Zukunft Dortmund

    In Deutschland findet alle zehn Jahre die Internationale Gartenausstellung (IGA) statt. Sie ist eine Leistungsschau des Garten- und Landschaftsbaus und seiner Fachverbände. Die Metropole Ruhr unter Federführung des Regionalverbandes Ruhr (RVR) hat sich 2016 erfolgreich für die Ausrichtung einer dezentralen IGA im Jahr 2027 beworben.

    Wir möchten das Format IGA und das Dortmunder Projekt „Emscher nordwärts“ im Forum StadtBauKultur am Montag, 26. Juni, 19 Uhr, Florianturm, Westfalenpark, Florianstraße 2, 44137 Dortmund, vorstellen. Freier Parkeintritt nur über den Eingang Florianstraße. Anmeldungen werden bis zum 23. Juni per E-Mail unter forum-stadbaukultur@dortmund.de entgegen genommen.

    Weitere Infos gibt es beim Stadtplanungs- und Bauordnungsamt unter den Rufnummern 50-26425 und 50-22614.

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