Vor 20 Jahren erhielt Elfriede Jelinek den Nobelpreises für Literatur

Symposium: Literaturhaus und TU Dortmund beleuchten die Arbeit der Autorin als Übersetzerin

Das Team des Hauses lädt am Mittwoch (26. Juni) ab 17 Uhr zum Sommerfest.
TU und Literaturhaus Dortmund laden am 25. Oktober zum Symposium „Elfriede Jelinek übersetzt Thomas Pynchon“ in das Literaturhaus im Neuen Graben im Dortmunder Kreuzviertel. Foto: Hartmut Salmen

Elfriede Jelinek gehört zu den bekanntesten und bedeutendsten Autorinnen der Gegenwart. Spätestens seit ihr 2004, vor nunmehr genau zwanzig Jahren, der Nobelpreis verliehen wurde, ist sie dem internationalen Publikum bekannt. Das kleine Jubiläum der Verleihung des Nobelpreises lädt dazu ein, sich einmal nicht mit den „großen“ Werken und Themen der Autorin zu beschäftigen, sondern mit ihren alltäglichen Schreibarbeiten, zu denen neben der Rezeption und Produktion von Texten auch die aufwendige Tätigkeit des Übersetzens gehört. Die TU und das Literaturhaus Dortmund laden anlässlich des Jubiläums am 25. Oktober 2024 zum Symposium „Elfriede Jelinek übersetzt Thomas Pynchon“. Der Fokus der Veranstaltung liegt also auf der deutschsprachigen Übersetzung Jelineks von Thomas Pynchons „Gravity’s Rainbow“.

„Gravity’s Rainbow“ gilt als das bedeutendste Werk von Thomas Pynchon

Elfriede Jelineks Prosa ist sperrig, die Dramen skandalös, die Arbeiten für das Radio Nischenprodukte. Und doch wird sie gegen alle Widerstände, vor allem aus dem Heimatland Österreich, gelesen und gehört. Dafür gibt es gute Gründe. Jelineks besonderen Stil etwa, den sie seit den Anfängen in der Popliteratur bis zu so erfolgreichen Romanen wie „Die Klavierspielerin“ (1983) oder „Lust“ (1989) entwickelt hat.

Grafik: Veranstalter

Oder ihr Gespür für politische Themen, dem Terrorismus („Ulrike Maria Stuart“, 2006) sowie „Das schweigende Mädchen“ (2014) und dem ökonomischen Liberalismus („Die Kontrakte des Kaufmanns, 2009). Darüber hinaus spielt ihr Engagement für die Rechte von Flüchtlingen und die Freiheit des Denkens eine Rolle.

Weniger bekannt hingegen ist Jelineks Tätigkeit als Übersetzerin, obwohl sie dieser seit ihren literarischen Anfängen nachgeht. So erschien in der österreichischen Avantgarde-Zeitschrift Manuskripte schon 1976 ein erster Abdruck aus Jelineks laufender Arbeit an der Übersetzung von Thomas Pynchons „Gravity’s Rainbow“, jenem epochemachenden Roman, den sie in einem begleitenden Essay zugleich kommentiert und reflektiert.

Der deutsche Titel „Die Enden der Parabel“ ist mehrdeutig

Dem entstehenden Text gibt sie den Titel „Die Enden der Parabel“. Eine Formulierung, die in ihrer Kongenialität weit über jede einfache Form der Übertragung hinausweist, schließlich spielt sie in der Doppeldeutigkeit der Parabel auf die mathematische Kurve genauso an wie auf die gleichnishafte symbolische Erzählung.

Daran zeichnet sich ab, dass Jelinek in der Auseinandersetzung mit Pynchon auch die eigene Poetik weiterentwickelt: „Im Grunde ist das Übersetzen eine faszinierende, kreative Arbeit, weil das Produkt der Arbeit letztlich immer ein anderes ist als das Original. Es wird ein neues Werk. Die Übersetzung schmiegt sich an das Original wie das Lamm an den Wolf.“ Jelinek und Pynchon werden zu Komplizen auf der Suche nach der ästhetischen Form.

„Es ist ein Witz, daß er den Nobelpreis nicht hat, und ich habe ihn. Ich halte Pynchon für einen der bedeutendsten lebenden Schriftsteller, […]. Ich kann doch den Nobelpreis nicht kriegen, wenn Pynchon ihn nicht hat!“, so die Autorin.

Weitere Informationen: Symposium „Elfriede Jelinek übersetzt Thomas Pynchon“

PROGRAMM

  • 10.30 Uhr: Begrüßung, Martin Stingelin, Dortmund
  • 10.45 Uhr: Einführung, Walter Grünzweig, Dortmund
  • 11.15 Uhr: Abwesende Stimmen. Materialien und Dokumente zur Übersetzung „Gravity’s Rainbow à Die Enden der Parabel“
  • 12.00 Uhr: „Haferschleim is better than none.“ Übertragung, Witz und der kulturelle Mythos von „Gravity’s Rainbow“, Sascha Pöhlmann, Dortmund
  • 13.00 Uhr: Pause
  • 14:00 Uhr: „Medien übersetzen“, Ute Holl, Basel
  • 15.00 Uhr: „Schwingungen des Kapitals: Jelinek und Pynchon im transatlantischen Dialog über Geld, Macht und Dekadenz“, Rebecca Schönsee, Wien
  • 16.00 Uhr: Pause
  • 16.30 Uhr: „Kynische Komplizen. Thomas Pynchon, Elfriede Jelinek und die literarische Gegenkultur“, Tobias Lachmann, Dortmund
  • 17.30 Uhr: „Von steifen Latten und Dropsgesichtern: Pynchon singt deutsch“, Christian Hänggi, Basel, mit musikalischen Einlagen von Tyler Burba, New York
  • 18.30 Uhr: Ende des Symposiums

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