
Allein in Dortmund folgten 3.000 Beschäftigte am Freitag dem Aufruf der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di): Ihre Warnstreik-Aktion war Antwort auf das fehlende Angebot der Arbeitgeber:innen auf die Tarifverhandlungen am 18. Februar 2025. Die neue Streikrunde ist erst der Anfang: Am Wochenende streiken EDG-Mitarbeiter:innen und vom 10. bis zum 12. März gehen Beschäftigte von DSW21 auf die Straßen. Die Fahrgäste werden es aber erst am 12. März merken – dann fahren in Dortmund keine Busse und Stadtbahnen von DSW21.
Die Forderungen sind mehr Gehalt und bessere Arbeitsbedingungen

Die Arbeitnehmer:innen fordern mehr Lohn und Gehalt, mehr Urlaubstage und bessere Arbeitsbedingungen, vor allem für Beschäftigte in sozialen Berufe. Im öffentlichen Dienst arbeiten mehr als 2,5 Millionen Menschen.
Am Freitag waren die Beschäftigten aus dem Gesundheitsbereich und des Sozial- und Erziehungsdienstes zum Streik aufgerufen. Sie liefen erst in zwei Gruppen durch die Stadt und trafen sich dann vor dem Rathaus zu einer öffentlichen Kundgebung.
Der 7. März ist nicht nur „Equal Pay Day“, sondern auch Streiktag
„Wir fordern für alle Mitarbeitenden acht Prozent mehr Lohn und Gehalt, mindestens aber 350 Euro mehr. Und wiir wollen, dass Auszubildende 200 im Monat Euro mehr bekommen und eine unbefristete Übernahme“, sagt Pamela Strutz, Geschäftsführerin des ver.di-Bezirks Westfalen mit Sitz in Dortmund.

Die dritte und bisher letzte geplante Verhandlungsrunde findet am 14. März statt: „Bis dahin wollen wir mehr Druck aufbauen. Gestern haben wir mit dem Streik auf die Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen aufmerksam gemacht und heute geht es um Berufe, die vor allem von Frauen ausgeübt werden“, so Strutz.
Der heutige-Streiktag findet auch vor dem Hintergrund des internationalen Frauentages am 8. März statt. Gleichzeitig vereint das Datum des Streiks den „Equal Pay Day“ (deutsch: Tag der gleichen Bezahlung) und symbolisch den „Gender-Pay-Gap“. Dieser beschreibt den Verdienstabstand pro Stunde zwischen Frauen und Männern – er lag im Jahr 2024 bei 16 Prozent.
Beschäftigte wollen mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen
Besonders betroffen sind die sogenannten „Frauenberufe“. In der Pflege, Kitas und Sozialen Arbeit sind in der Mehrheit Frauen beschäftigt. Der Streik soll die Aufmerksamkeit auf die schlechten Arbeitsverhältnisse richten. Diese seien geprägt von hoher Verantwortung und emotionaler Belastung, sagt Sabrina Kiwit, ver.di-Gewerkschaftssekretärin im Bereich Gesundheitswesen.

„Mit dem Streik am 7. März wollen wir genau diese überwiegend weiblichen Beschäftigten sichtbar machen. Deswegen haben wir das Motto gewählt: ‚Die Welt steht still, wenn wir die Arbeit niederlegen‘“, betont Kiwit.
Die Beschäftigten wollen die Aufmerksamkeit der Arbeitgeber:innen auf sich lenken: „Wir erhoffen uns, dass das Signal bei den Arbeitgeber:innen ankommt. Wir haben heute deutlich gemacht, wie viele Menschen bereit sind für die Forderungen zu streiken“, so Kiwit.
Streikende hoffen auf ein Angebot der Arbeitgeber:innen
David Staercke, ver.di-Gewerkschaftssekretär, erhoffe sich bei der dritten Verhandlungsrunde endlich einen Fortschritt: „Natürlich hoffen wir, dass bei dem nächsten Treffen ein Angebot zustande kommt, mit dem wir weiter verhandeln können.“

„Wir stehen heute auf der Straße, weil die Arbeitgeber:innen es nicht gewagt haben, in der zweiten Runde ein Angebt vorzulegen. Sie spekulieren eher darauf, dass es eine Nullrunde gibt und dass wir 36 Monate auf unserem Gehalt sitzen bleiben“, sagt Hanna Stiefelmeier, Kauffrau im Gesundheitswesen im Klinikum Dortmund.
Denn wenn die Löhne und Gehälter nicht ansteigen, bedeutet das unter dem Strich sogar Einbußen. Denn Kostensteigerungen und Inflation „fressen“ die Gehälter auf.
Sommer, Sonne, Streiktag: Gutes Wetter sorgt für gute Stimmung
Auch wenn es erst Frühling ist, fühlt es sich fast wie Sommer an: Die Sonne scheint und die Streikenden sind in einer guten Stimmung. „Die freudige Erwartung ist voll aufgegangen und die Menschen haben gute Laune. Und das Wetter spielt uns auch in die Karten“, sagt Staercke.

Stiefelmeier sieht das ähnlich: „Die Stimmung is hervorragend“, sagt sie. Es habe ihr Spaß gemacht, mit so vielen Kolleg:innen auf der Straße zu stehen. Laut Veranstalter nahmen 3.000 Beschäftigte an dem Streik teil.
„Der Streik ist eine große Veranstaltung und ich denke, dass wir hier auch etwas ausmachen“, sagt eine Sozialarbeiterin, die als Personalrätin in der LWL-Klinik Dortmund arbeitet. „Beim letzten Streik war es kälter, aber jetzt scheint die Sonne.“
Streik im öffentlichen Nahverkehr am kommenden Mittwoch
Deutlich frostiger wird das Klima in der kommenden Woche – nicht nur wegen des Wetters: Denn Ver.di ruft erneut die Beschäftigten von DSW21 zum Streik auf. Dieser soll drei Tage andauern – von Montag (10. März) bis Mittwoch (12. März). Allerdings werden das die Fahrgäste „nur“ am Mittwoch merken. Dann werden Busse und Stadtbahnen von DSW21 nicht fahren.

Am Montag und Dienstag kann es vereinzelt zu Verspätungen auf den Bus- und Bahninien kommen. Einige technische Unternehmensbereiche des DSW21 streiken und so gibt es an den Tagen weniger Personal, das im Falle von technischen Problemen oder Unfällen eingreifen kann.
Fahrgäste sind vor allem am Mittwoch betroffen, denn an diesem Tag werden Busse und Stadtbahnen in Dortmund, Castrop-Rauxel und Schwertebestreikt. Von 03:30 Uhr bis 01:30 Uhr am nächsten Tag fallen sämtliche von DSW21 betriebene Bus- und Bahnlinien aus.
Die Kundencenter „Petrikirche“, „Hörde Bahnhof“ und „Castrop Betriebshof“ bleiben am 12. März geschlossen. Fahrgäste können jedoch weiterhin die H-Bahn, den Airport-Express, AirportShuttle und die Linie 490 uneingeschränkt nutzen. Außerdem fahren die Vestischen Straßenbahnen.
Am Montag wird zudem der Flughafen bestreikt – Flüge fallen aus
Im Rahmen der Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst hat die Gewerkschaft ver.di die Beschäftigten des Dortmund Airport zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Am Montag, den 10. März 2025, wird wegen des geplanten Streiks kein regulärer Flugbetrieb stattfinden können.

Passagieren, die am Streiktag eine Flugreise von oder nach Dortmund geplant haben, wird dringend empfohlen, sich mit ihrer Fluggesellschaft oder ihrem Reiseveranstalter in Verbindung zu setzen. Der Dortmund Airport bittet darum, von einer Anreise zu Flughafen abzusehen.
Für Montag, den 10. März 2025, wären 50 Flugbewegungen geplant gewesen. Von dem Streik werden in Dortmund voraussichtlich rund 9000 Passagiere betroffen sein. Der AirportShuttle und der AirportExpress verkehren an diesem Tag jedoch planmäßig.
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