„Steh auf und geh!“: Gemeinden in Dortmund feiern den Weltgebetstag der Frauen mit Infos und Kultur aus Simbabwe

Die symbolischen Nationalfarben Simbabwes: grün steht für das Land, seine Natur und die in ihr lebenden Tiere, weiß für die Suche nach Frieden, rot für die Liebe und gelb für die Versöhnung. Fotos: Nora Lemjimer

Von Nora Lemjimer

In ganz Deutschland stand am letzten Freitag das Land Simbabwe im Mittelpunkt: Der ökumenische Weltgebetstag der Frauen wurde auch in der Joseph-Gemeinde in Dortmund nach dem Beispiel eines Gottesdienstentwurfs von Frauen aus Simbabwe gefeiert. Zentrale Botschaft: Man hat sein Schicksal in jedem Moment selbst in der Hand und soll keine Angst vor Veränderung haben. Mit herkömmlich nationalem Essen und einer Menge Musik feierten die anwesenden Besucher*innen im Gemeindesaal der St. Joseph-Gemeinde den Anlass.

Über 120 Länder feierten am letzten Freitag den Weltgebetstag der Frauen

Weltweit wird jedes Jahr am selben Tag der Weltgebetstag der Frauen in 120 verschiedenen Ländern gefeiert. Dabei wird der Gottesdienst jährlich von christlichen Frauen eines bestimmten Landes entworfen, dieser Gottesdienstentwurf wird dann auf der ganzen Welt gemeinsam gefeiert.

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Die Living Worshippers – Gospel Band aus Dortmund – waren beteiligt an der Organisation und der musikalischen Gestaltung des Abends.

Die Lydia-Gemeinde und die Gemeinde Heilige-Drei-Könige haben gemeinsam einen Themenabend zu Simbabwe gestaltet, über den die Pfarrerin der Lydia-Gemeinde, Birgit Worms-Nigmann informierte. Der Abend sei von vornherein nicht als Gottesdienst geplant gewesen. Viel eher sollte es ein nettes Zusammenkommen der Gemeindemitglieder beider Gemeinden sein. 

Thema war die sozialökonomische Situation der Bevölkerung Simbabwes – genauer: es ging vor allem um die Situation der Frauen. Ausdrücklich eingeladen waren Frauen und Männer. Unter anderem ergänzten musikalische Einlagen der „Living Worshippers“ – eine Dortmunder Gospel-Band, bestehend aus Student*innen aus Kamerun – und des Projektchores der Gemeinde Heilige-Drei-Könige den Abend. 

Die gesungenen Lieder griffen die Thematik des Aufbruchs und Mutes auf. So hieß es: „Durch das Dunkel hindurch führt ein neuer Weg, steht auf!“ Es wurde eine Kollekte gesammelt, die vor Ort zur Verbesserung der Lebensumstände genutzt werden soll und in ganz Deutschland diente eine Unterschriftenaktion dem Erlass ausstehender Schuldengelder an Deutschland, sodass das Land in seine eigene Entwicklung investieren kann.

„Ich kann nur sein, weil wir sind.“ – unsere Rolle in der Welt

„Ubuntu“ ist eine philosophische Sichtweise aus Südafrika und bedeutet in der Bantusprache „bezogen sein“, im angewandten Sinne die Bezogenheit des Individuums auf das Große Ganze. „Ich kann nur sein, weil wir sind“, ein Leben nur für sich alleine sei also nicht möglich, viel eher sei man immer von der Gesellschaft abhängig, so wie die Gesellschaft von einem jeden einzelnen abhängig ist.

Typisch nationale Speisen aus Simbabwe – für diesen Abend vorbereitet von den Living Worshippers.

Die gegenwärtigen Umstände in Simbabwe gehen somit auch uns in Deutschland etwas an. Die durchgeführte Spenden- und Unterschriftenaktion soll in Simbabwe vor allem dem Gesundheits- und Bildungswesen zugute kommen, denn nur wer Zugang zu Bildung habe, habe auch Aussicht.

Es müsse sich dringend etwas verändern – weil sonst das Gesundheitssystem in Simbabwe zusammenbreche, weil sonst patriarchalische Strukturen Frauen in den Schatten drängen würden, weil sonst Hass, Hetze und Armut nicht rechtzeitig entgegengewirkt würde, so die Aufforderung während der Veranstaltung.

Das Land hat eine Bevölkerungsgröße von 14.03 Millionen Menschen, 76 Prozent aller Kinder leben in relativer bis extremer Armut, dies ist dem schlechten Bildungsstandard des Landes zuzuschreiben. Gefordert wurde unter anderem die Einführung von geregelten Schulbetrieben, sowie eine ausreichende Aids-Krankenvorsorge – da Aids in großen Teilen Südafrikas immer noch eine nicht selten zum Tod führende Krankheit ist. Es stehen weder Mittel zur Behandlung zu Verfügung, noch sei die diesbezügliche Aufklärung ausreichend.

Gegenwärtige Lebenssituation der Bevölkerung Simbabwes 

Extreme Dürrephasen, Wasserknappheit und der begrenzte wirtschaftliche Handlungsspielraum der Regierung plagen nicht nur die Bevölkerung, sondern auch dort beheimatete Tierarten und Pflanzen – so ist Landwirtschaft nur noch in begrenzten Teilen Simbabwes möglich. Großen Teilen der Bevölkerung fehlen Lebensgrundlagen wie Wasser, Nahrung und fruchtbares Land.

Das gegenseitige Anlegen der selbstgemachten Segensbändchen als Zeichen der Gemeinschaft.

Dies erschwert die Situation der Frauen maßgeblich. Sie sind oftmals diejenigen, die alleine die Verantwortung für ihre Familie tragen und dafür sorgen müssen, dass es Wasser und etwas zu essen gibt. Die wirtschaftliche Situation habe sich mittlerweile so verschlechtert, dass es nicht mehr nur die Männer seien, die das Land auf der Suche nach Arbeit verlassen , sondern auch Frauen strebend nach Lebensqualität und Hoffnung ihre Situation verändern wollten.

Der größte Teil der Bürger*innen Simbabwes besteht aus ländlichen Selbstversorger*innen, die Mittelschicht ist überschaubar in ihrer Größe, dementsprechend viele Menschen leben noch immer in Armut und Mittellosigkeit. Simbabwe als einstmalig englische Kolonie möchte den Blick auf seine Vergangenheit lenken. 

Nach der erklärten Unabhängigkeit belief sich die Alphabetisierungsquote auf nahezu 90 Prozent, jedoch veranlasste die Wirtschaftskrise das weitestgehende Auswandern von qualifizierten Lehrkräften, Kinder konnten nicht mehr in die Schule gehen, weil sie für das blanke Überleben arbeiten gehen mussten.

Mut zur Veränderung – „Steh auf, nimm Deine Matte und geh!“,Johannes 5, 1-18

Unter dem Leitsatz der „Ubuntu“ gingen diese Lebensumstände nicht nur die dortige Regierung etwas an, es sei Sache aller bemittelten Länder Hilfsmittel bereitzustellen. Gleiche Ansichten vermittelte der Weltgebetstag mit dem Ziel auf bestehende Lebenssituationen in Simbabwe aufmerksam zu machen: Schließlich hätten wir alle die Möglichkeit zur Veränderung. Oftmals fehle nur der Mut, so Birgit Worms-Nigmann.

Gemeindesaal der St. Joseph Gemeinde – ungefähr 50 Besucher*innen nahmen teil.

Während der Veranstaltung gab es auch eine Gesprächsrunde, bei welcher die Anwesenden im offenen Austausch über Fragen reflektieren sollten wie: Wann war ich mutig? In welcher Situation habe ich durch mein Handeln Mut bewiesen? Würden andere von mir sagen, dass ich mutig bin? Ein kleiner Denkanstoß zur Reflexion über das eigenverantwortliche Handeln und seine Auswirkungen auf die Mitmenschen.

Unter dem Motto „Mut zur Veränderung“ wurde die Geschichte von der Heilung des Gelähmten am Teich Bethesda, ein Auszug aus dem Johannes-Evangelium, vorgelesen: Immer nach Unruhe des Wassers im Teich konnte der erste, der das Wasser betrat geheilt werden. Kranke, Verletzte und Gelähmte warteten gespannt auf diese Stürme – das Erreichen des Wassers glich einem Wettstreit. Als der Gelähmte zum Herren Sprach und verzweifelt betonte: „Ich werde das Wasser niemals als erster erreichen“, sagte dieser:

„Steh auf, heb deine Matte hoch und geh!“ Der Gelähmte wurde schlussendlich geheilt. Diese Geschichte wurde als kleine Anekdote angebracht um zu verdeutlichen, dass in manchen Situationen Mut erst durch Unterstützung und Anregung ausgehend von anderen Menschen entstehen kann. So auch am Beispiel Simbabwe: Der Weltgebetstag sollte Anteilnahme und Solidarität unter Beweis stellen und Simbabwes Bürger*innen zeigen, dass sie nicht alleine sind.

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