Von Susanne Schulte
Die Spaten durften nicht zu tief in die Erde gestoßen werden, denn, bevor die umfangreichen Bauarbeiten im Freibad Stockheide beginnen, muss das komplette Gelände auf mögliche Blindgänger unter dem Rasen untersucht werden. Doch ein Anfang ist gemacht. Zusammen mit Oberbürgermeister Thomas Westphal hielten viele Frauen und Männer, darunter die SPD-Bundestagsabgeordnete Sabine Poschmann, Vertreter:innen aus Rat und Bezirksvertretung, von der Stadtverwaltung und der Entwicklungsgesellschaft Imbako sowie vom Freundeskreis Hoeschpark, am Mittwochnachmittag das Werkzeug in der Hand und posierten fürs Foto.
Zuallererst steht die Suche nach Blindgängern auf dem Plan
Was niemand in den vergangenen zwei, drei Jahren so richtig geglaubt hatte, soll nun wahr werden: Das fast 72 Jahre alte Freibad Stockheide, auch Hoeschbad genannt, wird für knapp 15 Millionen Euro wieder gebrauchsfertig gemacht. Und das richtig schön. 2,4 Millionen Euro gibt es als Zuschuss vom Bund.
Der geschätzte Preis des Umbaus, der innerhalb von nicht mal einem halben Jahr um acht Millonen Euro gestiegen ist, sorgte im Dezember 2023 für eine lange Diskussion im Rat, wie auch schon viele Monate zuvor der Wunsch an sich, das Freibad zu erhalten.
Doch diese Freizeitanlage sei „nicht nur für Nordstädter:innen ein relevantes Bad“, meinte Westphal, der selbst, so erzählte er, in seinen ersten Dortmunder Jahren schon mal samstags auf der Liegewiese an der Brackeler Straße lag.
Bis jetzt wieder die Freibadgäste sich dort sonnen, soll gar nicht einmal so viel Zeit vergehen. Die sportliche Ansage lautet: Bis zur Saison 2026 ist alles fertig. Die Suche und das eventuelle Entschärfen von Blindgängern sind bereits berücksichtigt, so die verantwortlichen Planer.
In die vorhandenen Becken werden Edelstahlwannen eingelassen
Wie Martin Rühlemann, Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft, und der Landschaftsarchitekt Georg Schlate auf Fragen antworteten, geht es nach Beendigung der Blindgängersuche um die Arbeiten am denkmalgeschützten L-förmigen Backsteinriegel, in dem auch bislang schon Duschen und Umkleideräume, Toiletten und Schränke sowie die Badtechnik untergebracht waren.
Da Stockheide sich in zwei Jahren „innovativ, inklusiv und nachhaltig“ präsentieren soll, entstehen unter den Holzbalken des Daches barrierefreie Umkleidekabinen und Sanitärräume, der Zugang zum so genannten 250 Quadratmeter großen noch zu bauenden Spraypark, einem Becken mit Wasserfontänen, ist auch mit Rollstuhl und Rollator möglich, ein taktiles Leitsystem sorgt dafür, tastend den richtigen Weg zu finden. Die Nachhaltigkeit ist als Photovoltaikanlage auf dem Dach zu finden, wirksam aber unauffällig, da auch hier der Denkmalschutz zu beachten ist.
Das 50 mal 20 Meter große Schwimmbecken samt dem im rechten Winkel anschließenden Kinderbecken bleibt bestehen. Die Wänden werden begradigt und große Edelstahlwannen eingelassen. Der bereits erwähnte Wasser sprühende Park erhält als Sonnenschutz ein großes Segel als Überdachung. Zudem ist der Bau einer Rutsche ins Kinderbecken sowie diverser Spielgeräte auf der großen Rasenfläche geplant. Und die gute Nachricht für alle, die es gerne warm haben: Das Freibad soll – wie gehabt – beheizt sein.
Zu den künftigen Parkplätzen laufen noch Überlegungen
Nach wie vor ungeklärt ist die Parkplatzfrage. Wer mit dem Auto kommt, kann den Wagen am Haupteingang des Hoeschparks Ecke Lünener Straße zur Kirchderner Straße abstellen und nach einem kurzen Spaziergang durch den Park einen der beiden Eingänge zum Bad nehmen. Doch dieser Parkplatz hat nur wenige Plätze.
Ein großer Parkplatz an der Brackeler Straße gegenüber dem einstigen Haupteingang des Bades gehört der Thelen Gruppe. Mit der so Bernd Kruse, Geschäftsführer der Sport- und Freizeitbetriebe, sei man nach wie vor in Verhandlung wegen der Nutzung.
Für Badegäste mit Behinderung soll ein Parkplatz gleich östlich hinter dem Bad entstehen, wo einst der verlegte Haupteingang samt der überdachten Fahrradstellplätze war. Die Badegäste müssen anschließend jedoch entlang der Brackeler Straße einmal rund um das komplette Gebäude gehen, da der nächste Eingang zwischen Hoeschpark und Bad zu finden ist.
Der Bau des Freibads dauerte in den 1950-Jahren elf Monate
Wie vom Spatenstich am vergangenen Mittwoch gibt es auch vom Spatenstich am 1. September 1951 ein Foto. In der lesenswerten Dokumentation „Der Hoeschpark – Bemerkungen über den Kurpark des Nordens“ von Hubert Nagusch, Annette Kritzler und Michael Dückershoff.
Sie ist im Jahr 2006 erschienen, ist nicht nur das Bild zu sehen, sondern auch zu lesen, dass Alfred Berndsen, damals Arbeitsdirektor bei Hoesch, an seinem Geburtstag sich selbst das Geschenk machte, den Baubeginn des Freibads zu markieren.
Trotz widriger Umstände wie hoher Grundwasserspiegel und Fließsand, einer zwischenzeitlichen Einstellung der Bauarbeiten und dem Widerstand der Treuhandverwaltung der North German Iron and Steel Control, einer deutsch-alliierten Aufsichtsbehörde nach dem Krieg, feiert Berndsen mit 8000 Besucher:innen und in Anwesenheit von Oberstadtdirektor Wilhelm Hansmann am 15. Juli 1952 die Einweihung des Freibads Stockheide.
Diese kurze Bauzeit und die große Zahl an Gästen hat den heutigen OB beeindruckt. So hofft er, dass in 2026 der Badumbau erledigt ist und nach der jahrelangen Schließung – seit 2021 ist das Bad bereits dicht – genauso viele Gäste zur Wiederöffnung kommen wie 1952.
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