Durch den starken Zuzug und den Anstieg der Geburtenrate in den vergangenen Jahren hat die Bevölkerungsgruppe der 0- bis 10-Jährigen in Dortmund stark zugenommen. Die Nordstadt hat jedoch für diesen Anstieg bei den Kitas und Schulen keine ausreichenden Kapazitäten. Die Stadt kommt mit der Ausweitung nicht hinterher. Nun hat jedoch ein weiterer großer Bau für pädagogische Einrichtungen in der Nordstadt begonnen. Dafür fand jetzt der Spatenstich eines neuen Bildungszentrums in der Burgholzstraße statt.
80 Millionen Euro für 10.000 Quadratmeter Bildungszentrum
Zur Zeit müssen Kinder im schulpflichtigen Alter aus der Nordstadt mit Bussen bis in den Süden Dortmunds gebracht werden. Dieser Zustand muss korrigiert, so Oberbürgermeister Thomas Westphal. „Es wird immer schwieriger die finanziellen Mittel bereitzustellen. Aber man muss sich fragen, wofür wir wieviel Geld ausgeben“, erklärte der Oberbürgermeister.
Es soll für 830 Kinder und 120 Mitarbeiter:innen ein Gebäudekomplex, bestehend aus einer vierzügigen Grundschule, einer viergruppigen Kita und der Förderschule Kielhornstraße, auf mehr als 10.000 Quadratmetern errichtet werden.
Als Arbeitsbudget investiert die Stadt Dortmund fast 80 Millionen Euro – was 2021 das gesamte umgesetzte Investitionsvolumen ausmachte. Die Burgholzstraße 150 ist, laut Baudezernent Arnulf Rybicki, in Bezug auf die Investitionssumme das umfangreichste Hochbauprojekt der Stadt Dortmund.
Aktuell werden rund 190 Projekte bearbeitet, wovon 145 in unterschiedlichen Planungsphasen und 36 bereits in der Ausführung sind. Alle Projekte zusammen umfassen ein Investitionsvolumen von 1,34 Milliarden Euro.
Dabei haben die 100 Schulbauprojekte den größten Anteil mit rund 805 Millionen Euro. Darin enthalten sind auch 31 Kita-Bauten des städtischen Trägers FABIDO in Höhe von 150 Millionen Euro.
Bildungszentrum soll städtebaulich eine „Landmarke für die Nordstadt“ werden
Das Bildungszentrum soll laut Ahmet Gönen, stellvertretender Amtsleiter der Städtischen Immobilienwirtschaft, Anfang 2027 fertiggestellt werden. Dieser Bau sei auch stadtplanerisch entscheidend, da die Burgholzstraße 150 als Interimsbau für die Schule am Nordmarkt genutzt werden soll.
Für den Entwurf zeichnet das Architekturbüro RKW Architektur+ verantwortlich. Sie haben auch vom Generalunternehmen Depenbrock, welches den Zuschlag bekommen hat, den Auftrag erhalten, die Detailplanung zu übernehmen. Insgesamt sei europaweit ausgeschrieben worden, aber es sollen dabei nur vier Bieter:innen an dem Vergabeverfahren teilgenommen haben.
Für Oberbürgermeister Thomas Westphal ist diese „kleine Campusentwicklung“ ein „ganz ganz wichtiges und wunderbares Projekt“ und eine „architektonisch schöne Sache“. Dieser Meinung schließt sich auch der stellvertretende Amtsleiter Ahmet Gönen an. Für ihn erfülle der Bildungskomplex höchste pädagogische, architektonische und städtebauliche Ansprüche und sei eine „Landmarke für die Nordstadt“.
Stahlbeton- und Mauerwerksbau mit nachhaltiger Fassade
Der für den Entwurf verantwortliche Architekt Torsten Scheffer von RKW Architektur+ orientierte sich an dem großen Le Corbusier. Der Bau wird durch ein Stützen-Platten-Prinzip errichtet, wodurch viel Freiraum und veränderbare Räume entstehen sollen. Für die Stadt war es wichtig, dass die städtischen Vorgaben eingehalten werden, worunter die Nachhaltigkeitsbedingungen und die Schulbaurichtlinie fallen. Für die städtische Projektleiterin Claudia Eck sollen die Entwürfe von Bjarke Ingels das Vorbild für die moderne Schule sein.
Der gesamte Baukomplex erfüllt die Schulbaurichtlinie und die Richtlinien für Pädagogische Einrichtungen. Der Bereich übertrifft den GEG-Standard um 27 Prozent und erreicht den KfW-40-Standard. Die Architekten entschieden sich für einen Bau aus Stahlbeton, Mauerwerk und Gipskarton.
Für die Nachhaltigkeit wählten sie eine Fassade aus Holzlamellen, die kreislauffähig sein soll. Um den bis zu vierstöckigen gestaffelten Gebäudekomplex für die Kinder attraktiv und freundlich zu gestalten, setzen die Entwerfer:innen beim Fenstersonnenschutz auf bunte Alumimiumlamellen.
Im südlichen – von der Straße aus gesehen linken – Abschnitt soll die Kita auf zwei Etagen Platz finden. Der vierstöckige Bau wird in eine Grundschule und eine Förderschule unterteilt. Der Schulhof sowie die 700 Quadratmeter große Mensa sollen Kindern aus beiden Schulen zur Verfügung stehen.
Wegen der Ausmaße der Mensa soll es nicht möglich gewesen sein, die Statik in einem CO2-ärmeren Werkstoff auszuführen. Außerdem sorgt das drückende Wasser für erschwerte Bedingungen.
PV-Anlage und Begrünung soll für mehr Nachhaltigkeit sorgen
Um das Bildungszentrum noch nachhaltiger zu machen, wurde eine Dachterrasse für beide Schulen eingerichtet. Außerdem werden die Ausgänge der Lüftungsanlage des Gebäudes, die nur kühlen können soll, mit Extensivbepflanzung begrünt. Das Gebäude bezieht seine benötigte Energie vom städtischen Fernwärmenetz.
Der Energiebedarf wird zum Teil von durch auf den Flachdachbereichen befindlichen Photovoltaikpaneelen selbst gedeckt. Außerdem soll auf dem Grundstück ein Regenwasserrückhaltesystem mit Zisternen realisiert werden. Das Wasser soll dann für die Bewässerung der Fassadenbegrünung genutzt werden.
Insgesamt ist das Raumprogramm nach dem Prinzip der Clusterschule entworfen. Das bedeutet, dass nicht nur Unterricht in den Klassenräumen stattfinden kann, sondern dass auch die Bereiche zwischen den Räumen genutzt werden, um sich dort zu erholen und eigenständig zu lernen.
Dieses Konzept wird immer häufiger bei der Errichtung von Schulgebäuden genutzt und soll einen Wandel des pädagogischen Systems architektonisch unterstützen.
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Bundesförderprogramm für den Schulbau: 52 Projekte werden mit insgesamt 63 Mio. Euro gefördert – Städtische Immobilienwirtschaft legt neuen Bericht vor (PM)
Die Stadt Dortmund hat die Mittel aus dem Förderprogramm für den Schulbau, KIF II, schon fast zu 90 Prozent abgerufen. Von dem Geld werden Modernisierungen, energetische Sanierungen oder andere Verbesserungen an 52 Schulen bezahlt.
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Schulsanierungsförderung durch den Bund
KIF II ist ein Programm des Bundes. Gefördert werden kommunale Investitionen zur Sanierung, zum Umbau und zur Erweiterung von Schulgebäuden. Die Investitionsmaßnahmen werden mit bis zu 90 Prozent gefördert. Die Kommunen müssen nicht mehr als den bundesrechtlich vorgeschriebenen Eigenanteil erbringen.