Die beiden Bronzeskulpturen „Stehender Mann“ und „Liegende“ des Dortmunder Bildhauers Bernhard Hoetger ziehen um: In Abstimmung mit der Bezirksvertretung Hörde kehren die beiden (über-)lebensgroßen Skulpturen, die aktuell vor dem Gebäude der gws-Wohnen Dortmund-Süd eG stehen, in den Hoetger-Park zurück. Der Leihvertrag mit dem Wohnungsunternehmen ist ausgelaufen. Am Donnerstag (13. Januar 2022) machte „Der Stehende“ bereits den Anfang. An seinem neuen Standort blickt er nun in Richtung Emscher und Phoenix-Gymnasium. Beide Skulpturen gehören zur Sammlung des Museum Ostwall im Dortmunder U, ebenso wie weitere 130 Bronzen, 127 Gipse, 7 Fayencen und 4 Gusssteine von Bernhard Hoetger.
„Die Liegende“ und „Stehender Mann“ sind in den 40er Jahren entstanden
Wie schon bei der Wiederaufstellung der Skulptur „Cerchio spezzato No. 5“ von Guiseppe Spagnulo vor dem Baukunstarchiv haben die Auszubildenden des Dortmunder Tiefbauamtes dafür gesorgt, dass die beiden Bronzen auf stabilen Fundamenten stehen werden. Das Restaurierungsatelier „Die Schmiede“ besorgte mit Fachkenntnis, LKW und Kran das Umsetzen der Werke.
Die „Liegende“ (1940) und „Stehender Mann“ (1942/43) gehören zum Spätwerk Bernhard Hoetgers. Der junge, weibliche Akt liegt in einer leichten Drehbewegung auf dem Bauch. Das rechte Bein ist über das linke geschlagen und der linke Arm vor dem Kopf angewinkelt. Hinter ihm lugt ein verträumtes Gesicht hervor. Bernhard Hoetger orientierte sich bei diesem Werk am „Schlafenden Hermaphroditen“ im Pariser Louvre aus der Zeit des Hellenismus.
Der „Stehende Mann“ ist aufgrund seiner Größe eine imposante Figur, wirkt jedoch mit hängenden Schultern und verschattetem Blick wenig heroisch. Er entspricht nicht dem männlichen Schönheitsideal jener Zeit, sondern macht eher einen gebrochenen Eindruck.
Der Künstler Bernhard Hoetger war Sohn eines Schneidermeisters aus Hörde
Bernhard Hoetger (1874-1949), eigentlich Bernard Hugo Hötger, Sohn eines Schneidermeisters aus Hörde, arbeitete zunächst als Steinmetz, bevor er 1898 an der Düsseldorfer Kunstakademie Bildhauerei studierte. In Paris lernte er Auguste Rodin und Paula Modersohn-Becker kennen. Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein berief ihn 1911 an die Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt und ernannte ihn zum Professor.
1913 siedelte Hoetger nach Fischerhude und später Worpswede um, wo er u.a. das Haus „Kaffee WINUWUK“ realisierte. In den Folgejahren arbeitete er vornehmlich für den Keksfabrikanten Hermann Bahlsen, auch der Bremer Kaffeemagnat Ludwig Roselius zählte zu seinen Förderern. In seinem Auftrag realisierte Hoetger das „Paula-Becker-Modersohn-Haus“ (1926/27) und das „Haus Atlantis“ (1930/31) in der Bremer Böttcherstraße.
1934 forderte der Völkische Beobachter den Abriss des Hauses Atlantis. Dennoch trat Hoetger, der selbst nordisch-völkische Ideen vertrat, der NSDAP bei, wurde aber 1938 schon wieder ausgeschlossen.
1933/34 wurden sein Ebert-Denkmal in Dortmund sowie das Revolutionsdenkmal und die Figuren am Volkshaus in Bremen demontiert. 1937 beschlagnahmten die Nationalsozialisten im Rahmen der Aktion „Entartete Kunst“ 14 Kunstwerke aus dem Besitz öffentlicher Sammlungen.
Dennoch konnte er u.a. für die Luftwaffenschule Greifswald arbeiten. Nachdem sein Wohnhaus in Berlin 1943 zerstört und er nach Niederbayern evakuiert worden war, zog er 1946 in die Schweiz, wo er drei Jahre später starb. 1968 erhielt er gemeinsam mit seiner Frau Lee ein Grab auf dem Dortmunder Ostfriedhof.
Reader Comments
Flor Sewerd
Wobei man bitte nicht vergessen sollte, das der Grabstein auf dem Ostfriedhof derzeit demontiert ist. Dieser ist eine Replik des in Bremen am Eingang zur Böttcherstraße hängenden Originals „Lichtbringer“ und zeigt u.a. Huldigungen Hitlers, nämlich eine Figurengruppe die den Hitlergruß zeigt. Hitler selbst sorgte für eine „Unterschutzstellung“ Hoetgers Kunst als „entartet“ … nur deswegen besteht das Bremer Werk noch, allerdings mit erklärender Tafel. Unabhängig von seiner künstlerischen Gesamtleistung sollte man gerade in Dortmund den rechten Kontext von Hoetgers Spätwerken nicht vergessen und verschweigen.
Ein Dortmunder Künstler? Rundgang zu den Skulpturen von Bernhard Hoetger in Hörde (PM)
Um die Skulpturen des gebürtigen Hörder Bildhauers Bernhard Hoetger (1874-1949) geht es bei einem Spaziergang am Samstag, 25. Februar, 14 Uhr durch den Hoetger-Park in Hörde. Marco Prinz führt u.a. zu den dort im vergangenen Jahr wieder aufgestellten Skulpturen „Stehender Mann“ und „Liegende“. Treffpunkt ist die Skulptur „Der Stehende“ an der Emscherpromenade im Hoetger-Park.
Bernhard Hoetger absolvierte erst eine Steinmetzlehre und studierte zur Jahrhundertwende an der Kunstakademie Düsseldorf. IN seiner Karriere als Künstler waren vor allem Bremen und Worpswede entscheidend. Dort ist sein Wirken nicht wegzudenken – doch auch in seiner Heimatstadt gibt es spannende Werke, die beim Spaziergang vorgestellt werden.
Die Teilnahme kostet acht Euro, ermäßigt vier Euro. Tickets gibt es online unter dortmunder-museen.de/kunst-im-oeffentlichen-raum oder an der Kasse des Museums für Kunst und Kulturgeschichte, Hansastr. 3.
Führung in Hörde dreht sich um Dortmunder Künstler Bernhard Hoetger (PM)
Skulpturen entdecken und neue Einblicke bekommen – das geht am Samstag, 3. Juni, bei einer Führung durch den Hoetger-Park in Hörde. Unter der Fragestellung „Ein Dortmunder Künstler? – Bernhard Hoetger“ führt der Spaziergang ab 14 Uhr ab der Skulptur „Der Stehende“, Kaiserstraße 34, durch den Park. Teilnahme für Erwachsene 8 Euro, ermäßigt 4 Euro.
Ein Dortmunder Künstler? Führung und Diskussion zu den Werken von Bernhard Hoetger (PM)
Auf den Spuren des Künstlers Bernhard Hoetger durch seinen Geburtsort Hörde geht es am Sonntag, 5. November, 14 bis 15.30 Uhr. Marco Prinz führt durch den Hoetger-Park zu einigen Werken Hoetgers. Der in 1874 in den Dortmund geborene Künstler hatte seinen Lebensmittelpunkt in Darmstadt, Bremen und Worpswede – doch auch in Dortmund findet man seine Spuren.
Zwei seiner Plastiken („Stehender Mann“ und „Die Liegende“) stehen im Hoetger-Park und bieten viel Raum für Diskussionen und Anlass, sich mit dem Künstler auseinanderzusetzen. Ebenso sollen bei dieser offenen und kostenfreien Veranstaltung auch andere Werke des Künstlers diskutiert werden. Treffpunkt ist der Hoetger-Park vor der Skulptur „Der Stehende“.
dortmund.de/kunst-im-oeffentlichen-raum
Kunstspaziergang bringt Leben und Werk der Künstlers Bernhard Hoetger näher (PM)
Bei einem Kunstspaziergang geht es zu den Werken Hoetgers nach Hörde und in den Westfalenpark. Am Sonntag, 25. Februar, werden die Plastiken des Künstlers besichtigt und seine Verbindung zu Dortmund beleuchtet.
Am Sonntag, 25. Februar, bietet sich die Gelegenheit zu einem Kunstspaziergang, der das Leben und Werk des Künstlers Bernhard Hoetger näher beleuchtet. Von 14 bis 15:30 Uhr führt Guide Marco Prinz durch die Welt dieses bedeutenden Künstlers, der zwar in Dortmund geboren wurde, aber sein kreatives Schaffen größtenteils im Norden Deutschlands entfaltete.
Spuren in Bremen, Worpswede und Dortmund
Bernhard Hoetgers künstlerisches Erbe ist sowohl in Bremen und Worpswede als auch in Dortmund präsent. Unter der Führung von Marco Prinz werden die Teilnehmer*innen die verschiedenen Facetten von Hoetgers Schaffen kennenlernen. Neben bekannten Werken wie der Plastik „Dämmerung“ im Dortmunder Westfalenpark gibt es auch in Bremen und Worpswede zahlreiche Spuren zu entdecken.
Hoetgers Werke in Dortmund
In Dortmund befinden sich einige der prägnantesten Werke von Bernhard Hoetger. Unter anderem können Besucher die Plastik „Dämmerung“ im Jugendstilgarten des Dortmunder Westfalenparks bewundern. Diese Skulptur ist auch in Bremen in der Böttcherstraße zu sehen. Zudem stehen im Hoetger-Park zwei weitere Plastiken des Künstlers: „Stehender Mann“ und „Die Liegende“.
Anmeldung und Treffpunkt
Der Kunstspaziergang startet am Hoetger-Park vor der Plastik „Stehender Mann“ von Bernhard Hoetger, an der Seekante/Emscherpromenade, 44263 Dortmund. Die Veranstaltung ist kostenfrei. Aufgrund begrenzter Kapazitäten ist eine Anmeldung im Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Hansastr. 3, oder telefonisch unter (0231) 50 255 25 erbeten. Die Teilnehmerzahl ist auf 20 Personen beschränkt.
BERNHARD HOETGER – ZWISCHEN DEN WELTEN über Hörder Künstler Bernhard Hoetger (PM SweetSixteen)
Am 4. Mai 2024 wäre der, in Dortmund-Hörde geborene Künstler Bernhard Hoetger 150 Jahre alt geworden. Seine Bauwerke und Plastiken erregen heute noch Aufmerksamkeit, ihr Erschaffer ist jedoch nahezu vergessen.
Der Kinofilm BERNHARD HOETGER – ZWISCHEN DEN WELTEN von Gabriele Rose erzählt das Schicksal dieses eigenwilligen Künstlers und wird bereits eine Woche vor dem offiziellen Kinostart im sweetSixteen Kino ab dem 18.07.2024 voraufgeführt.
Zum Film:
Hoetger zählt zur Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts. Zahlreiche Mäzene kann er für sich gewinnen. So lässt Ludwig Roselius von ihm Teile der Bremer Böttcherstraße entwerfen. In Worpswede prägt er das Bild, das die Besucher heute mit dem Künstlerdorf verbinden. Hoetger verschlägt es Mitte der 1920er Jahre auf einen ›nordischen‹ Weg. Trotz seiner völkischen Ideen lässt Adolf Hitler die Werke Hoetgers als ›entartet‹ einstufen.
In dem Film kommen Experten*innen und historische Weggefährt*innen (von Schauspieler*innen dargestellt) zu Wort, deren Schilderungen auf Originalzitaten der historischen Personen beruhen. So vermischen sich fiktionale Elemente mit dokumentarischen Aufnahmen, Archivmaterialien und Kunstwerken. Es entsteht ein facettenreiches Bild des Malers, Bildhauers und Architekten Bernhard Hoetger.
18. – 24. Juli 2024 um 17:00 Uhr
https://www.sweetsixteen-kino.de/filme/bernhard-hoetger-zwischen-den-welten/
Eintritt: 8,00 € Normal / 7,00 € Ermässigt
sweetSixteen-Kino, Immermannstraße 29, 44147 Dortmund, http://www.sweetsixteen-kino.de