Aus der Geschichte der Firma Beer & Himmelmann bis zum 2. Weltkrieg

SERIE Nordstadt-Geschichte(n): Preisgekrönte Billards und Kegelbahnen aus der Nordstadt

Briefkopf der Firma Beer & Himmelmann, 1914
Ein Briefkopf der Dortmunder Billard-Fabrik Beer & Himmelmann aus der Nordstadt auf dem Jahr 1914. Sammlung Klaus Winter

Von Klaus Winter

Die Nordstadt war ein Industriestandort. Aber neben den großen Unternehmen der Schwerindustrie existierte auch eine Vielzahl kleinerer Unternehmungen in einem weitgefächerten Branchenspektrum. Einige von ihnen spielten auf ihrem Gebiet eine führende Rolle und erlangten einen überregionalen Bekanntheitsgrad. Dazu gehörte die Firma Beer & Himmelmann, die erst an der Münsterstraße, dann an der Jägerstraße ihren Sitz hatte.

Die Dortmunder Billard-Fabrik wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegründet

Billards im Café Wintergarten, Brückstraße, 1910/15
Billards im Café Wintergarten, Brückstraße, 1910/15 Sammlung Klaus Winter

Oskar Beer und Johann Himmelmann gründeten zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein gemeinsames Unternehmen. Sie wollten den zu der Zeit erkennbaren Aufschwung im Billardsport nutzen und Billards herstellen und verkaufen.

Nach einer selbstverfassten Firmengeschichte wurde die Dortmunder Billardfabrik Beer & Himmelmann am 1. Juli 1903 in das Handelsregister eingetragen. Aus einer Veröffentlichung des Amtsgerichts Dortmund geht hervor, dass das erst zum 1. November 1904 der Fall gewesen war.

Unternehmen erhielt früh Auszeichnungen

Der erste Firmensitz befand sich im Haus Münsterstraße 116. Dort lief die Fabrikation aufgrund guter Auftragslage erfolgreich an. Weil die erste Werkstatt nicht ausreichte, suchten die beiden Geschäftsinhaber bereits 1905 eine helle und große Werkstatt und zu Beginn des Folgejahres zwei guterhaltene Öfen, um sie zu heizen.

Die ersten Erfolge stellten sich schnell ein: Auf der Kochkunstausstellung für das Gastwirtschaftsgewerbe in Osnabrück im Oktober 1906 wurde die Dortmunder Billardfabrik mit einer goldenen Medaille prämiert.

Das sollte nicht die einzige Auszeichnung bleiben. Im Mai 1907 erhielt sie im Saalbau Fredenbaum eine silberne Medaille der Stadt Dortmund und im Oktober des Jahres eine goldene Medaille nebst Ehrenpreis bei der Kochkunstausstellung in Essen. Weitere sollten folgen.

Neben Billards wurden auch Kegelbahnen gebaut

Kegelbahn des Restaurants Otto Berthold, Kaiserstraße, um 1910
Kegelbahn des Restaurants Otto Berthold, Kaiserstraße, um 1910 Sammlung Klaus Winter

Auf der Essener Kochkunstausstellung 1907 hatte Beer & Himmelmann nicht nur Billards, sondern auch eine Kegelbahn ausgestellt. Der Bau von Kegelbahnen entwickelte sich zu einem weiteren Produktionszweig, auf dem sich das Unternehmen erfolgreich betätigen sollte.

Der Verband Bochumer Kegler veranstaltete im Frühjahr 1909 ein großes Preiskegeln und warb dafür in den Tageszeitungen. Er vergaß nicht zu erwähnen, dass die Kegelbahnen von Beer & Himmelmann geliefert worden waren. Gleiches geschah ein Jahr später beim Kegeln um den großen Preis von Essen und kurz darauf bei einem Preis-Kegeln im Hotel zum goldenen Löwen in Dortmund.

Im Jahre 1909 erfolgte der Umzug zur Jägerstraße

Firmengebäude an der Jägerstraße, 1914
Firmengebäude an der Jägerstraße, 1914 Sammlung Klaus Winter

Infolge des Kegelbahnbaus firmierte das Unternehmen nun Beer & Himmelmann, Dortmunder Billardfabrik, Rheinisch-Westfälische Kegelbahnbauanstalt.

Spätestens seit 1909 wollte Beer & Himmelmann sich vergrößern und suchte ein geeignetes Grundstück. Sie fand es an der Jägerstraße 25. Nach dem Umzug wurde die zweistöckige Werkstatt mit großen Fenstern an der Münsterstraße neu vermietet.

Oskar Beer gründete eine neue Billardfabrik

Im Juli 1913 trennten sich die Wege der Firmengründer Oskar Beer und Johann Himmelmann. Beer schied aus dem Unternehmen aus und gründete zum 1. August 1913 unter der Firma Beer & Co. eine neue Billardfabrik und Parkett-Kegelbahnbau-Anstalt.

Die Geschäfte führte der Fabrikant gemeinsam mit dem Tischler Oswald Beer, bei dem es sich vermutlich um seinen Sohn handelte. Die Fabrik von Beer & Co. lag zunächst am Ostenhellweg, Ecke Stefansgasse, später dann in der Lessingstraße.

Johann Himmelmann starb an der Front

Johann Himmelmann war nach dem Ausscheiden von Oskar Beer alleiniger Geschäftsinhaber von Beer & Himmelmann. Diese Stelle sollte er aber nicht mehr lange innehaben. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde er als Soldat zur Front eingezogen. Er fiel 1917 in der Champagne-Schlacht.

Anscheinend führte die Witwe Maria Himmelmann das Unternehmen zunächst allein weiter. Im Kriegsjahr 1918 suchte sie Hilfsarbeiterinnen für die Fabrik und kaufte jedes Quantum Leim. Letzteres muss wohl als Zeichen der Mangelwirtschaft in der Endphase des Weltkrieges gedeutet werden.

Eugen Adolphs wurde neuer Inhaber und Geschäftsführer

Billardsaal des Cafés Central, Brückstraße, 1920
Billardsaal des Cafés Central, Brückstraße, 1920 Sammlung Klaus Winter

Seit 1918 arbeitete Eugen Adolphs bei Beer & Himmelmann. Im folgenden Jahr übernahm er die Geschäftsführung. Auch heiratete er die Witwe Maria Himmelmann, deren Prokura 1920 erlosch. Später stieg Hans Himmelmann, Sohn des im Krieg gefallenen Firmengründers, in das Geschäft ein.

Nach dem Ende des Weltkrieges umfasste das Angebot von Beer & Himmelmann nicht nur den Billard- und Kegelbahnbau. Die Produktion war auf Restauranteinrichtungen, Schankbuffets, Gläserregale und anderes ausgedehnt worden.

Wie eine erhaltene Rechnung aus dem Jahre 1919 belegt, stellte die Fabrik aber zumindest in der frühen Nachkriegsphase auch Särge her.

Fabrik stattete ganze Kegelheime aus

Es ging wieder aufwärts. Im Jahre 1925 fand eine Betriebserweiterung durch Neubauten statt. Die Firma Beer & Himmelmann galt bei der Herstellung von Kegelbahnen und Billards als das größte und leistungsfähigste Spezialwerk Deutschlands.

Als im Oktober 1926 das neue Dortmunder Kegelzentrum an der damaligen Sedanstraße eröffnet wurde, blieb in der Presseberichterstattung nicht unerwähnt, dass die sieben darin befindlichen Kegelbahnen von Beer & Himmelmann gebaut worden waren.

Das Dortmunder Keglerheim gegen Ende der 1920er Jahre.
Das Dortmunder Keglerheim gegen Ende der 1920er Jahre. Sammlung Klaus Winter

Weitere Kegelbahnen, die von der Fabrik an der Jägerstraße gebaut wurden, waren beispielsweise die Scherenbahnen beim Bundeskegeln in Leipzig im Juli 1928, die neue Bahn im Gasthof Hovemann in Merklinde im selben Jahr, die Bahnen in den neuen Keglerheimen in Essen 1929 und Hörde 1933. Dagegen hatte Beer & Himmelmann beim Umbau der Gaststätte Zum Ostentor in Dortmund 1937 die Schankbuffetanlagen geliefert.

Beer & Himmelmann überstanden den Zweiten Weltkrieg

Bis weit in den Zweiten Weltkrieg hinein war die Fabrik Beer & Himmelmann aktiv, denn im November 1942 wurden noch Jugendliche oder Invaliden für leichte Arbeiten gesucht.

Ob die Fabrik im Kriegsverlauf noch Zerstörungen erlitt, ist unklar. Im Branchenadressbuch für den Bezirk der IHK Dortmund 1947 wurde sie jedenfalls wieder unter der bekannten Adresse Jägerstraße 25/25a als Billard- und auch als Kegelbahnfabrik geführt. Das Unternehmen wurde erst 1981 im Handelsregister gelöscht.

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