Der Oesterholzpark war für kurze Zeit ein Ausflugsziel

SERIE Nordstadt-Geschichte(n): In Brügmanns Hölzchen feierte man einst mit Löwen-Bier

Im Oesterholz-Park, Ansichtskarte um 1905/10
Ausflugs-Idylle im Oesterholz-Park im Dortmunder Norden –  Ansichtskarte um 1905/10. Sammlung Klaus Winter

Von Klaus Winter

Das Oesterholz war über Jahrhunderte ein großes Waldgebiet nordöstlich des alten Stadtkerns. Heute ist davon kaum noch etwas vorhanden. Ein kleiner Rest hat sich als nördliches Teilstück des Hoeschparks erhalten. Der ist aber besser unter dem Namen Brügmanns Hölzchen bekannt. Der Name leitete sich her von dem erfolgreichen Dortmunder Holzhändler Louis Brügmann, der hier einmal ein Wochenendhaus besaß.

Löwenbrauerei pachtete Brügmanns Hölzchen

Ende 1904 wurde Brügmanns Hölzchen in einen Park umgestaltet, in dem auch eine Restauration eingerichtet werden sollte. Zu dem Zweck hatten die Erben Brügmann die Waldparzelle auf eine Reihe von Jahren an die Löwenbrauerei verpachtet.

Briefkopf der Löwenbrauerei, 1905
Briefkopf der Löwenbrauerei, 1905 Sammlung Klaus Winter

Die Restauration sollte in einem bestehenden Gebäude untergebracht werden, das zu diesem Zweck umgebaut wurde. Voraussetzung war aber, dass die zuständigen Behörden die Konzession zum Betrieb einer Schenkwirtschaft erteilten. Das geschah im April 1905 unter der Bedingung, das ganze Hölzchen öffentlich zugänglich zu machen.

Gartenwirtschaft öffnete im Mai 1905 eröffnet

Die Öffnung von Brügmanns Hölzchen wurde als Wohltat angesehen, denn der nordöstliche Stadtteil war arm an Waldanlagen. Hier konnte man nach des Tages Last und Arbeit natürliche Erholung in Wald und Gottes freier Natur finden.

Die Arbeiten an der Umgestaltung gingen rasch voran. Ende Mai 1905 konnte die von der Löwenbrauerei durch Umbaumaßnahmen geschaffene Gartenwirtschaft eröffnet werden. Erster Wirt wurde der Bierverleger Stephan Wellhausen.

Hunderte wanderten durch das Wäldchen

Wellhausens Lokal im Oesterholz, Ansichtskarte, 1909
Wellhausens Lokal im Oesterholz, Ansichtskarte, 1909 SaKlaus Winter

Brügmanns Hölzchen hieß nun Oesterholz-Park und Wellhausen warb für seine Garten-Restauration mit dem Hinweis auf 1a Löwenbier, hell und dunkel. Zu Pfingsten 1905 wanderten Hunderte durch die Waldanlage, um die reine ozonhaltige Luft einzuatmen und sich bei Wellmann an Speisen und Getränken zu erfrischen.

Schon wenige Wochen nach der Eröffnung der Gartenwirtschaft wurde in der Tagespresse in einem Leserbrief der Wunsch ausgesprochen, dass an der Wirtschaft eine Halle gebaut würde, die das Publikum bei den jetzt so häufig eintretenden Gewitterschauern Schutz bieten könnte.

Schützenbund feierte bei Wellmann ein Volksfest

Werbeinserat für Wellhausens Oesterholzpark, 1905
Werbeinserat für Wellhausens Oesterholzpark, 1905 Dortmunder Zeitung, 30.08.1905

Stephan Wellmann organisierte für seine Restauration „Zum Oesterholzpark“ auch Konzerte, um zusätzliches Publikum anzulocken. So spielte die Dortmunder Bürger-Kapelle im August 1905 an diesem Ort im Rahmen eines Freikonzerts.

Die 5. Kompanie des Nördlichen Dortmunder Schützenbundes wählte den Oesterholzpark für die Feier seines „Schluß-Appells mit Volksfest“ am 10. September des Jahres. Dort waren ein 1.000 qm großes Festzelt und Schaubuden „mannigfaltiger Art“ aufgebaut. Auf der Festwiese wurde paradiert und es gab sogar ein Feuerwerk.

Volksbelustigungen, Fackel-Polonaise und ein Zapfenstreich

Für das Winterhalbjahr 1905/06 sind keine Veranstaltungen im Oesterholzpark feststellbar. Erst im Mai 1906 finden sich Stellenangebote in den Zeitungen, mit denen tüchtige Zapfer und Kellner gesucht wurden.

Highlight des Sommers 1906 war sicherlich ein großes Waldfest im Juli des Jahres. Geboten wurden bei diesem Ereignis ein Garten-Konzert, Überraschungen und Volksbelustigungen für Jung und Alt, eine Fackel-Polonaise und ein Zapfenstreich.

Auf ein Brandunglück folgten Wirte-Wechsel

Werbeinserat für Wellhausens Oesterholzpark, 1905
Werbeinserat für Wellhausens Oesterholzpark, 1905 General-Anzeiger, 14.07.1905

Mitte Oktober 1908 fiel die Restauration „Zum Oesterholzpark“ einem Brandunglück zum Opfer. Die Bewohner konnten sich nur mit Mühe retten. Danach fehlen für längere Zeit Nachrichten über das Ausflugsziel.

Im April 1910 wechselte der Inhaber des Restaurants. An die Stelle von Stephan Wellhausen trat der Restaurateur Emil Zeibig. Der hatte sein Amt aber nur kurze Zeit inne. Im Mai 1911 war Gustav Brinkmann der Wirt im Oesterholzpark.

Was führte zum Aus des Oesterholzparks?

Über Brinkmanns Zeit als Wirt lässt sich heute kaum noch etwas feststellen. Das Dortmunder Adressbuch für das Jahr 1915 verrät, dass er zu der Zeit seine Wirkungsstätte an die Heroldstraße verlegt hatte.

Warum das Aus für die Wirtschaft im Oesterholzpark kam, ist unklar. Zwei mögliche Gründe drängen sich auf: die Mangelwirtschaft im Ersten Weltkrieg und die Umweltverschmutzung durch die benachbarte Schwerindustrie.

Die Löwenbrauerei als Pächterin des Oesterholzpark geriet im Verlauf des Ersten Weltkrieges wie viele kleinere Brauereien in wirtschaftliche Nöte. Tatsächlich überstand sie die Kriegszeiten, wurde aber dann 1920 von der Union-Brauerei übernommen.

Viele Bäume waren abgestorben und zerstörten den idyllischen Eindruck

Werbeinserat für Wellhausens Oesterholzpark, 1906
Werbeinserat für Wellhausens Oesterholzpark, 1906 General-Anzeiger, 23.06.1906

Fest steht, dass Brügmanns Hölzchen stark unter dem benachbarten Hoesch-Werk litt. Das war sogar ein Thema in der damaligen Tagespresse. Viele Bäume waren abgestorben und zerstörten den Eindruck, dass hier eine Idylle zu finden sei.

Eine Verbesserung der Lage war nicht in Sicht, wegen des Ausbaus der Hoesch-Anlagen drohte eher das Gegenteil. Vielleicht verlängerte die Löwenbrauerei ihren Pachtvertrag nicht, weil sie befürchtete, die fortschreitende Umweltzerstörung die Gäste vom Besuch des Gartenlokals abhalten würde.

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Reader Comments

  1. Norbert

    Kann es sein, dass bei „Mitte Oktober 1910 fiel“ das 1910 falsch ist? Im Absatz danach heißt es: „Im April 1910 wechselte der Inhaber des Restaurants.“ Das würde dann zeitlich vor dem Brand liegen.

    • Klaus Winter

      Hallo Herr Simon,
      mit dem Brügmannschen Zirkus habe ich mich noch nicht beschäftigt und kann das auch kurzfristig nicht machen.
      Schönen Gruß
      Klaus Winter

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