Von Klaus Winter
In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen wurde im Bereich der heutigen Nordstadt in beachtlichem Umfang neuer Wohnraum geschaffen. Grund dafür war die große Wohnungsnot, die eine Folge des Ersten Weltkrieges war. Die Bauherren der Zwischenkriegszeit waren neben Privatleuten und Unternehmen auch gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaften und die Stadt Dortmund selbst.
Siedlung an der Stollenstraße sollte 830.000 Mark kosten
Zu den Wohnungsbaumaßnahmen der Stadt Dortmund zählte die, die 1927 an der Stollenstraße in Angriff genommen wurde. Dort gab es im Abschnitt zwischen Born- und Alsenstraße noch einen unbebauten Abschnitt.
Im Mai 1927 bat der Magistrat der Stadt um die Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung zur Finanzierung der Baumaßnahme. Für diese war eine Summe von 830.000 Mark notwendig. Der Betrag sollte über eine Anleihe beschafft werden. Die Stadtverordneten versperrten sich dem Antrag des Magistrats nicht und gaben ihre Zustimmung.
Wohnungsbau setzte die Verlängerung der Stollenstraße voraus
Der geplante Häuserbau an der Stollenstraße bedingte zunächst, dass die Stollenstraße von der Alsenstraße aus bis zur Bornstraße durchgeführt werden musste, denn diese Verbindung gab es zu der Zeit noch gar nicht. Nach Abschluss der Bauarbeiten an den Häusern sollte die Stollenstraße in diesem Bereich befestigt werden.
Das eigentliche Hausbauprogramm umfasste elf lückenlos aneinander gereihte Häuser. Diese sollten überwiegend dreistöckig gebaut werden. Die ursprüngliche Planung sah rund 50 Wohnungen mit drei oder vier Zimmern vor.
Eckhaus zur Bornstraße wurde besonders groß gebaut
An der Ecke Born-/Stollenstraße sollte ein größeres Wohnhaus entstehen, um einen optisch passenden Anschluss an die schon bestehende Bebauung der Bornstraße zu schaffen. Das Eckhaus sollte Wohnungen für 14 Familien erhalten.
Man ging allgemein davon aus, dass durch das städtische Bauprojekt an der Südseite der Stollenstraße und die Verlängerung dieser Straße von Westen bis zur Bornstraße das bis dahin unbebaute Gelände zwischen Stollen- und Bergmannstraße wertvolles Baugelände und bald bebaut würde.
Nachrichten über den Baufortschritt gibt es kaum
Über den Baufortschritt der Häuser an der bis zur Bornstraße durchgeführten Stollenstraße berichtete die Tagespresse wenig. Aus diesem Umstand kann aber wohl darauf geschlossen werden, dass die Arbeiten planmäßig vor sich gingen, und es auch keine größeren Unfälle gegeben hat.
Ausschreibungen, damals „Verdingungen“ genannt, finden sich jedoch in den Inserat-Teilen der Zeitungen. So wurden im September 1927 vom städtischen Hochbauamt „für den Neubau von Kleinwohnungen an der Stollenstraße“ die Tischlerarbeiten ausgeschrieben und im November des Jahres die Anstreicherarbeiten.
Fertigstellung der Häuser und Ausbau der Stollenstraße fielen zusammen
Im Februar 1928 hieß es, dass die ersten Häuser am neuen Abschnitt der Stollenstraße fertiggestellt seien und bezogen werden könnten.
Insgesamt waren neunzig Wohnungen entstanden, also deutlich mehr, als die ersten Planungen vorgesehen hatten. Außer den Wohneinheiten war an der Ecke Alsenstraße auch ein Geschäftslokal entstanden.
Im Frühjahr 1928 begann auch der endgültige Ausbau der Stollenstraße vor dem neuen Häuserriegel. Mit dem Abschluss der Straßenbauarbeiten sollten auch die Arbeiten an den neuen Häusern endgültig beendet werden.
Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft übernahm Aufgaben der Stadt
Im November 1929 hieß es, dass die Stadt Dortmund den in eigener Regie durchgeführten Wohnungsbau nun einstellen wollte. In den vorangegangenen Jahren hatte sie zur Linderung der Wohnungsnot im nördlichen Stadtteil erhebliches geleistet. An Schützen-, Goethe-, Rückert- und Stollenstraße waren mehrere hundert Wohnungen in ihrem Auftrag gebaut worden.
Künftig sollte die Dortmunder Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft m. b. H., an der die Stadt die Mehrheit der Anteile besaß, die Interessen der Stadt auf diesem Gebiet vertreten.
Die Dortmunder Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft hatte in den vorangegangenen beiden Jahren vorwiegend Drei-Raum-Wohnungen errichtet, dabei aber die Erfahrung gemacht, dass sich vor allem junge Familien solche Wohnungen nicht leisten konnten. Deshalb sollten künftig vorrangig Zwei-Raum-Wohnungen gebaut werden.
Arbeiter und Handwerker waren die größte Mietergruppe
In den 1927/28 durch die Stadt Dortmund erbauten Häusern an der Stollenstraße zogen mehrheitlich Arbeiter und Handwerker mit ihren Familien ein. Die Einträge in den Adressbüchern zum Beginn des neuen Jahrzehnts weisen aber auch Straßenbahner, Feuerwehrmänner und Polizeibeamte als Mieter aus.
Reader Comments
Norbert
Ich schlage eine Karte vor, in der die Artikel jeweils verlinkt sind am zugehörigen Ort. Dann kann man sich diesen Fundus noch besser erschließen.