Der Evangelische Kirchenkreis Dortmund teilt mit, dass eine seiner Gemeinden einer Flüchtlingsfamilie Kirchenasyl gewährt. Es ist das erste Mal seit mehr als 15 Jahren, dass im Bereich des Kirchenkreises Flüchtlinge durch ein Kirchenasyl vor der Abschiebung geschützt werden.
Seltener Vorgang: Das Kirchenasyl gibt es nur in ganz besonderen Härtefällen
„Mit einem Kirchenasyl“, erklärt der Dortmunder Superintendent Ulf Schlüter, „treten Kirchengemeinden für Menschen ein, denen durch eine Abschiebung Gefahren für Leib, Leben oder Freiheit drohen, oder für die mit einer Abschiebung nicht hinnehmbare humanitäre Hürden verbunden sind.
Darum kann Kirchenasyl nur in besonderen Härtefällen gewährt werden.“ Er verweist darauf, dass der Kirchenkreis Dortmund bereits im Februar die evangelischen Gemeinden über die Bedingungen für ein Kirchenasyl informiert hatte.
So müsse beispielsweise die Abschiebung unmittelbar bevorstehen und das Presbyterium einen Einzelfallbeschluss fassen.
„Kein Versteckspiel“: Dortmunder Ausländerbehörde wurde vorab informiert
Der Kirchenkreis stellt weiter fest, dass die Dortmunder Ausländerbehörde vorab informiert wurde. Denn ein Kirchenasyl sei kein Verstecken von Flüchtlingen und beanspruche keinen rechtsfreien Raum. Gemeinden, die ein Asyl gewähren, treten nach Auffassung der evangelischen Kirche zwischen Behörde und Flüchtlinge.
Ein zeitlich befristetes Moratorium soll Gelegenheit schaffen, den Einzelfall zu überprüfen. Um eine rechtliche Neubewertung zu erreichen, wird der jetzige Fall über die westfälische Landeskirche der zuständigen Bundesbehörde vorgetragen.
Kirchengemeinde bleibt geheim – aus Schutz vor Aktionen der Neonazis
Der Kirchenkreis bittet um Verständnis, dass die aktuell asylgewährende Gemeinde zum jetzigen Zeitpunkt nicht genannt wird. Angesichts der Erfahrungen der letzten Monate wollen die betreffende Kirchengemeinde und der Kirchenkreis verlässlich verhindern, dass Rechtsextreme die Situation für politische Aktionen ausnutzen und Familie oder Helfer bedrohen könnten, wenn der Unterbringungsort veröffentlicht würde.
Die Sorge ist berechtigt: Die Neonazis haben schon im Internet einen Aufruf gestartet und bitten um Hinweise zur Kirchengemeinde.
Dennoch will die Gemeinde öffentlich zu ihrem Eintreten für die Familie stehen. Deshalb wird sie nach Beendigung des Asyls ein Dankeschön-Fest für alle Unterstützerinnen und Unterstützer feiern und die Öffentlichkeit ausführlich informieren.