Das Theater als Raum der Begegnung und des Miteinanders

Schauspiel und Kinder- und Jugendtheater Dortmund stellen ihre neuen Spielpläne vor

Das Ensemble am Schauspiel Dortmund ist bereit für die neue Spielzeit. Foto: Sofia Brandes und Max Slobodda

Für ihre fünfte Spielzeit wünscht sich Schauspielintendantin Julia Wissert das Theater als einen Ort der Verbindung. „In Zeiten, in denen die Welt auseinanderzufallen scheint, kann das Theater als ein Ort des Dialogs und der gemeinsamen Verständigung dienen“, schreibt sie in ihrem Vorwort zur neuen Spielzeit 2024/2025 am Schauspiel Dortmund. Das Theater lädt ein, sich trotz aller Unterschiede auf die gemeinsamen Werte zu besinnen.

Mit „Dantons Tod und Kants Beitrag“ geht es humorvoll unterhaltsam los

Julia Wissert bleibt ab 2025 für weitere fünf Jahre Intendantin des Schauspiels Dortmund.
Julia Wissert ist Intendantin am Schauspiel Dortmund. Foto: Birgit Hupfeld für das Schauspiel Dortmund

Mit dem Kant-Jahr und dem 140. Jahrestag der Afrika-Konferenz erinnert sich das Schauspiel, wie wirkmächtig diese geschichtlichen Kontinuitäten sind und wie daraus ein neues Wir erwachsen kann.

Den Anfang macht Kieran Joel, der bereits die gefeierte Produktion „Das Kapital: Das Musical“ am Schauspiel Dortmund entwickelt hat. Zur Eröffnung der Spielzeit stellt er sich mit „Dantons Tod und Kants Beitrag“ auf humorvoll-unterhaltsame Weise den Fragen der Aufklärung.

Mit einer Komödie kehrt auch Babett Grube ans Schauspiel Dortmund zurück. In „Jeeps“ von Nora Abdel-Maksoud werden vier Figuren mit einer radikalen Erbrechtsreform konfrontiert: Geerbt wird jetzt per Losentscheid. Die Verhandlung komplexer Fragen von Chancengleichheit und Leistungsgerechtigkeit wird hier zum witzig-bissigen Vergnügen.

Kooperation mit inklusivem Kollektiv „i can be your translator“ als besonderes Highlight

Ein besonderes Highlight der Spielzeit ist die von der Kulturstiftung des Bundes geförderte Zusammenarbeit mit dem inklusiven Kollektiv „i can be your translator“. Diesmal geht es auf der Hinterbühne des Schauspielhauses mit „Ein Abriss – was bisher geschehen sein wird“ um das Potential des Theaters.

Auch in diesem Jahr wird es wieder das Festivalformat „Dortmund goes Black“ geben. Collage: Zijah Jusufovic

Auch die Zusammenarbeit mit dem Autor Necati Öziri wird nach „Der Ring des Nibelungen“ fortgesetzt. Julia Wissert bringt seinen für den Deutschen Buchpreis nominierten Debütroman „Vatermal“ auf die Bühne.

In der berührenden Familiengeschichte tritt ein Sohn ins Zwiegespräch mit der prägenden Person seines Lebens – dem Vater, den er niemals kennengelernt hat. Als fester Bestandteil des Programms führt das Schauspiel seine überregional bekannten Festivals fort.

Zum vierten Mal werden „Dortmund Goes Black“ und zum fünften Mal der „Feministische Thementag“ und das „Queer Festival“ stattfinden. Große Geschichten, starke Gefühle und Träume über die Zukünfte in einem Raum der Begegnung und des Miteinanders prägen die neue Spielzeit im Schauspiel Dortmund.

Neue Wege für ein offenes Haus am Kinder- und Jugendtheater Dortmund

Auch das Kinder- und Jugendtheater steht in den Startlöchern für die neue Spielzeit. Foto: Sofia Brandes und Max Slobodda

„Veränderung macht Spaß!“ schreibt Andreas Gruhn, Intendant des Kinder- und Jugendtheaters in seinem Vorwort zum diesjährigen Spielzeitheft. Die Bühne sieht er auch als ein Labor, in dem ausprobiert werden kann, wie das Leben sein könnte.

Die Spielzeit 2024/2025 startet im September mit den Produktionen „Monsta“ für ein sehr junges Publikum ab 4 Jahren und mit „Der Zauber von Oz“ ab 8 Jahren. Der berühmte Klassiker von Lyman Frank Baum kommt hier als eine moderne Variante auf die Bühne im Kinder- und Jugendtheater.

Mit einem mixed-abled Ensemble wird die fantastische Geschichte von Doro und ihren Freund:innen nochmal neu erzählt – mit der ein oder anderen Überraschung. Für das Familienstück zur Weihnachtszeit nimmt KJT-Intendant und Regisseur Andreas Gruhn sich mit „Dornröschen“ (ab 6 Jahren) eines der schönsten Märchen von Jakob und Wilhelm Grimm als Vorlage.

Ausgewogene Mischung aus Bildung und Unterhaltung

In „Das Gewicht der Ameisen“ (ab 12 Jahren) nimmt der kanadische Autor David Paquet auf sehr komische Weise Machtverhältnisse unter die Lupe. Mit seinem bissigen Aufruf zum Widerstand fordert er junge Menschen auf, die eigene Stimme gegen Missstände zu erheben.

Er wurde dafür mit dem Governor General’s Award, dem wichtigsten Literaturpreis Kanadas, ausgezeichnet. Die Möglichkeit eines Lebens, das hätte sein können, beschreibt die Stückentwicklung „Ohne Titel (194418)“ (ab 16 Jahren).

Der Text der beiden israelischen Autorinnen Elinor Milchan und Sharon Burstein Bichachi entsteht in Kooperation mit dem Goethe Institut Tel Aviv und schildert die fiktive Lebensgeschichte der Jüdin Nelly. Ihre ungelebten Träume und Begegnungen werden zu einer packenden und so tragischen wie Hoffnung machenden Erzählung.

Das Kinder- und Jugendtheater als Spiegel der Gesellschaft

Andreas Gruhn bleibt Intendant des Kinder- und Jugendtheaters Dortmund.
Andreas Gruhn ist Intendant des Kinder- und Jugendtheaters Dortmund. Foto: Birgit Hupfeld

Theater als Spiegel der Gesellschaft bedeutet für das Kinder- und Jugendtheater Dortmund ganz konkret, sich den Fragen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu stellen und das Haus weiter zu öffnen.

Dabei sollen neue Wege bei der Inklusion und Partizipation beschritten werden. Kinder und Jugendliche, die beim Jungen Theater Rat mitmachen, haben die Möglichkeit, auf das Programm des KJT Einfluss zu nehmen, oder sie können sich in den Kinder- und Jugendclubs selber auszuprobieren.

Die Vernetzung mit Kindergärten, Schulen und Freizeiteinrichtungen und weiteren zahlreichen Partner:innen in der Stadt und der Region bietet einen wichtigen Austausch für das KJT.

Abos können ab sofort gebucht werden – Vorverkauf für Einzeltickets startet im Juni

Das gesamte Programm von Schauspiel und KJT Dortmund steht unter folgenden Links zur Verfügung: https://schauspiel.theaterdo.de und https://kjt.theaterdo.de

Abonnements können ab sofort im Abo-Service im Kundencenter gebucht werden. Der Vorverkauf für Einzelkarten startet am Dienstag, 18. Juni 2024, ab 10 Uhr, für  Abonnent:innen beginnt der Vorverkauf bereits am Dienstag, 11. Juni 2024.

Neue Wege für künstlerische Forschung an der Akademie für Theater und Digitalität

Neubau der Akademie für Theater und Digitalität in der Speicherstraße am Dortmunder Hafen. Foto: Klaus Hartmann für Nordstadtblogger.de

Die Akademie für Theater und Digitalität setzt ihren Fokus in der neuen Spielzeit 2024/ 2025 auf vielseitige Projekte und Förderungen im regionalen und überregionalen Raum und feiert zudem den Abschluss der bisherigen Fellowship-Förderung.

Seit ihrer Gründung im Jahr 2019 förderte die Kulturstiftung des Bundes einen Großteil der Fellowships an der Akademie. Hier wurden Zeit, Raum und Möglichkeiten geschaffen, um prototypisch an neuesten digitalen Technologien und Methoden für den spartenübergreifenden Einsatz am Theater zu forschen.

Insgesamt kamen 71 Stipendiat:innen aus 20 Ländern nach Dortmund, um das Theater von morgen zu erproben. In Zukunft widmet sich die Akademie für Theater und Digitalität der Diversifizierung künstlerisch-technischer Forschung.

Durch Kooperationen entsteht ein buntes Potpourri digitaler Künste

Besonders die Verflechtung innerhalb der regionalen Szene in Nordrhein-Westfalen sowie weiterer Bundesländer steht im Fokus. Durch Kooperationen mit verschiedenen Theatern, ehemaligen Fellows, jungen Talenten, Festivals und der freien Szene entsteht ein buntes Potpourri digitaler Künste.

Unter dem Zusammenschluss des neuen Projektpartners Regionalverband Ruhr (RVR) fördert die Akademie für Theater und Digitalität in Kooperation mit Urbanatix, Pottporus e.V., dem Theater im Depot und der Folkwang Universität der Künste junge Talente für die Kunst- und Kulturbranche.

Jugendliche ab 16 Jahren können sich in den Schwerpunkten Neuer Zirkus, Elektronische Musik, Urban Arts sowie digitale Künste und Performances bewerben und haben die Chance auf ein zweijähriges Mentoring, das von Expert:innen des jeweiligen Bereichs begleitet wird, um den eigenen Berufseinstieg in die Kunst zu unterstützen.

Die Möglichkeiten digitaler Technologien für das Theater nutzen

Eröffnung der Konferenz für Digitalität und Theater „Enjoy Complexity“ im Februar 2018 / Auftakt zur Akademiegründung (Foto: Edi Szekely
Die Akademie für Digitalität und Theater in Dortmund ist ein weltweit einzigartiges Projekt. Archivfoto: Foto: Edi Szekely

Auch im Rahmen des langjährigen Großprojekts „PlayOn!“ widmen sich europäische Theater der Entwicklung und Implementierung digitaler Technologien für Jugendtheater.

Am 8. und 9. September dieses Jahres kommt die Akademie für Theater und Digitalität gemeinsam mit den bisherigen Fellows und den Partner:innen von „PlayOn!“ im VAT Theater in der estnischen Hauptstadt Tallinn zusammen, um den Abschluss von gleich zwei Projektsträngen zu feiern.

Gemeinsam mit „PlayOn!“ und dem Theater Dortmund wurden eine Vielzahl an Produktionen kreiert. Auch die Fellowship-Förderung der Kulturstiftung des Bundes hat mit großem Erfolg in den letzten fünf Jahren internationale Künstler:innen nach Dortmund gebracht und die Möglichkeiten des Theaters um das Digitale bereichert.

Akademie öffnet ihre Türen wieder beim Hafenspaziergang im August

Die Akademie für Theater und Digitalität freut sich nach der inhaltlichen Begleitung und Beteiligung an den bisherigen Ausgaben des PAD-Festivals in den Jahren 2020 und 2022, offizielle Kooperationspartnerin zu sein.

2019 fand der letzte Hafenspaziergang von der zwei-jährigen Corona-Pause statt.
Im August nimmt die Akademie wieder am Hafenspaziergang teil. Archivfoto: Leopold Achilles

Mit dem OPEN PORT-Preis fördert sie dort junge Regisseur:innen auf ihrem Weg ins (digitale) Theater und wird mit vielseitigen Arbeiten und Inputs der Akademiemitglieder und bisherigen Fellows vertreten sein. Das PAD-Festival findet vom 24. bis 27. Oktober 2024 in Wiesbaden statt.

Im regionalen Kontext wird die Akademie für Theater und Digitalität am Hafenspaziergang, der am 31. August zum 125-jährigen Jubiläum des Dortmunder Hafens einlädt, teilnehmen.

Erstmalig wird sie im Rahmen der Veranstaltung ein eigens produziertes Showing für das Dortmunder Publikum darbieten. Am 27. Februar 2025 wird die Akademie für Theater und Digitalität zudem erneut Spielstätte der Dortmunder Philharmoniker im Rahmen der Kammerkonzerte sein.


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