Schauspiel Dortmund: „4.48 Psychose“ von Sarah Kane im Online-Spielplan – Bühnen bis Ende Juni geschlossen

Lucas Pleß, Stefan Kögl, Anne-Kathrin Schulz, Mario Simon und Tommy Finke in „4.48 Psychose“. Foto (2): Schauspiel Dortmund

Im Online-Spielplan des Schauspiel Dortmund gibt es einen Neuzugang: Kay Voges‘ Inszenierung „4.48 Psychose“ von Sarah Kane ist am kommenden Samstag, 25. April, ab 18 Uhr zu sehen. Unter dem Motto Déjà-vu zeigt das Schauspiel Dortmund seit Ende März Inszenierungen aus zehn Jahren Dortmund. Leider musste das Theater Dortmund in dieser Woche mitteilen, dass alle Bühnenvorstellungen aufgrund der aktuellen Einschätzung zur Entwicklung der Corona-Pandemie bis zum 28. Juni 2020 ausfallen werden. Karteninhaber*innen sollen durch Gutscheine entschädigt werden. Näheres hierzu am Ende des Artikels.

Depression für Fortgeschrittene: Sarah Kanes „4.48 Psychose“: selbst für Hartgesottene eine Herausforderung

Björn Gabriel: Verschränkung von Innen-Außenansichten

Einige Stücke des Online-Spielplans sind nur 24 Stunden online, die meisten Stücke bleiben allerdings abrufbar wie zum Beispiel Jörg Buttgereits „Green Frankenstein“/“Sexmonster“, Jonathan Meeses „Lolita“ oder „Die Show“ von Kay Voges (Links siehe unten). ___STEADY_PAYWALL___

In ihrem Text „4.48 Psychose“ seziert die Autorin Sarah Kane Fleisch und Geist einer Erkrankung, der Depression, die selbst Aufgeklärte zutiefst irritiert. Sie lauscht auf den Puls eines Leidens, das irgendwo zwischen Biochemie, Psychologie und Philosophie angesiedelt zu sein scheint.

An dieser Schnittstelle von Körper und Geist, analogen Daten und digitalen Impulsen setzt Kay Voges‘ Inszenierung an.

Wirrer Knoten aus gemessenen Körperfunktionen mit akustischen und visuellen Effekten

Neben den drei Schauspieler*innen Björn Gabriel, Uwe Rohbeck und Merle Wasmuth stehen die Software-Ingenieure Stefan Kögl und Lucas Pleß sowie Musiker Tommy Finke, Videokünstler Mario Simon, Toningenieur Chris Sauer und Dramaturgin Anne-Kathrin Schulz auf der Bühne.

Sie kreieren einen Mensch/Maschine-Knoten aus sich beständig verschränkenden Körpersignalen wie Herzschlag, Körpertemperatur und Atemfrequenz mit Sound- und Videosignalen.

Vorstellungsabsage auf den Bühnen des Theater Dortmund bis 28. Juni 2020

Um alle Fragen rund um Tickets und Abos kümmert sich das neue Kundencenter des Theaters. Foto: Alex Vökkel
Das Kundencenter des Theaters bleibt weiter geschlossen.. Foto: Alex Vökkel

Das Theater Dortmund bietet aufgrund der Bekanntmachung des Verwaltungsvorstands der Stadt Dortmund keine Vorstellungen auf den jeweiligen Bühnen des Theaters bis einschließlich 28. Juni 2020 an.

Damit sind alle Vorstellungen im Opern- und Schauspielhaus sowie im Kinder- und Jugendtheater abgesagt. Die Regelung schließt die Konzerte der Dortmunder Philharmoniker im Konzerthaus Dortmund ein. Der Betrieb im Theater läuft im Bereich der Technik und Gewerke hinsichtlich der Vorbereitungen der Spielzeit 2020/21 weiter. Das Theater prüft, in welchem Umfang der Probenbetrieb aufgenommen werden kann. Neue mobile Vorstellungsformate werden ab Mai 2020 bis zum Ende der Spielzeit 2019/20 aufgenommen.

Das Kundencenter des Theater Dortmund bleibt bis auf weiteres für den Publikumsverkehr geschlossen. Zur Rückerstattung bereits gebuchter Karten für Vorstellungen bis zum 28 Juni 2020 werden Karteninhaberinnen und Karteninhaber gebeten, ihr Anliegen unter Vorlage der Originalkarten – bei Ticketdirect alle ausgedruckten Karten – mit einem Begleitschreiben an das Theater Dortmund zu senden (Anschrift, siehe unten).

Gutscheine für Karteninhaber*innen, Umtauschscheine für Abonnent*innen

Seit 14 Jahren ist Tobias Ehinger am Theater Dortmund. Der bisheriger Ballettmanager wurde Geschäftsführender Direktor des Theaters. Fotos: Joachim vom Brocke
Tobias Ehinger ist Geschäftsführender Direktor des Theaters. Fotos: Joachim vom Brocke

Der Wert der gekauften Karten ist in Form eines Wertgutscheins bis Ende 2023 einlösbar. Abonnent*innen erhalten die von ihnen eingesetzten Wahlabo-Scheine bzw. Umtausch-Scheine zurück – diese behalten für die Spielzeit 2020/21 ihre Gültigkeit.

Karten, die bei externen Vorverkaufsstellen erworben wurden, können nur an diesen zurückgegeben werden. Für Rückfragen steht das Ticketing des Theater Dortmund unter der Telefonnummer 0231 / 50 27 222 zur Verfügung.

Zur Vorstellungsabsage sagt der Geschäftsführende Direktor des Theater Dortmund, Tobias Ehinger: „So sehr wir diesen Schritt bedauern, steht die Gesundheit unseres Publikums sowie unserer Kolleginnen und Kollegen im Mittelpunkt. Jedoch dürfen wir auch in der jetzigen Zeit, unser Leben nicht nur auf Funktionalität begrenzen. Gerade in Krisenzeiten zeigt sich die hohe Bedeutung von Kultur. Kultur ist nicht hübsches Beiwerk oder Luxus, sondern elementar für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Wir fordern die Entscheidungsträger in Bund und Land auf, Maßnahmen und Konzepte zur schrittweisen Öffnung unserer Theater und Konzertsäle zu beschließen und die Gesellschaft nicht durch ein zu kurz gegriffenes Verständnis der Systemrelevanz zu trennen.“

Weitere Informationen:

  • Die Online-Aufführung ist unter tdo.li/dejavu sowie auf nachtkritik.de am kommenden Samstag, 25. April, ab 18 Uhr zu sehen.
  • Anschrift zum Umtausch für Karten: Theater Dortmund – Aboservice – Theaterkarree 1-3 – 44137 Dortmund

 

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  1. Finale für Doppelabend „Das Mrs. Dalloway Prinzip/4.48 Psychose“ (PM)

    Zwei Autorinnen, zwei Texte, ein Tag. Regisseurin Selen Kara, frisch gekürte, designierte neue Schauspielintendantin in Essen, hat mit Dramaturg Christopher-Fares Köhler erstmalig Virginia Woolfs berühmten Roman „Mrs. Dalloway“ und „4.48 Psychose“ von Sarah Kane zu einem Theaterabend kombiniert, der zu Spielzeitbeginn im Schauspielhaus Premiere feierte.

    Virginia Woolfs Roman vollzieht sich innerhalb eines einzigen Tages voller kleiner und großer Ereignisse, die das Leben infrage stellen und die Entscheidungen der eigenen Geschichte aufblitzen lassen. Sarah Kane beschreibt in ihrem fünften und letzten Stück „4.48 Psychose“ den klarsten und dunkelsten Moment der Nacht zum Morgen hin, indem sie Bilder, Zahlen, pathologische Berichte und poetische Assoziationen aufruft.

    Der Dialog beider Autorinnen ist als gemeinsamer Theaterabend nun zum letzten Mal am kommenden Freitag, 20. Mai, um 19.30 Uhr im Schauspiel Dortmund zu sehen. Karten gibt es noch für 9,- bis 23,- Euro im Kundencenter (Platz der Alten Synagoge), unter http://www.theaterdo.de und 0231/50-27222.

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