Scharfe Kritik vom Jugendring Dortmund: Die Politik lässt bei Impfungen die Kinder- und Jugendarbeit im Regen stehen

Die Kinder- und Jugendarbeit findet nicht in einer Filterblase statt – daher müssen Impfungen her. (Archivbild)

Der Dortmunder Jugendring kritisiert die aktuelle Impfpraxis sowie die Aufgabe der Impfpriorisierung ab 7. Juni. Der Grund: Der Gesetzgeber hatte den in der Kinder- und Jugendarbeit tätigen Menschen eine Impfung mit erhöhter Priorität zugesichert. Mit Blick auf die nahenden Sommerferien kommt diesem Versprechen eine besondere Bedeutung zu. Doch geimpft wurden bisher die wenigsten.

Mehrere hundert junge Menschen ab 16 Jahren engagieren sich als Übungsleiter*innen

Ehrenamtliche Jugendleiter*innen ermöglichen Kindern und Jugendlichen jedes Jahr vielfältige Angebote vor Ort in Dortmund und auf unzähligen Ferienfreizeiten. Mehrere hundert junge Menschen ab 16 Jahren engagieren sich in Dortmund ehrenamtlich und freiwillig, um diese Angebote zu realisieren.

Die Aktiven der Kinder- und Jugendarbeit sind zwar priorisiert – aber Termine im Impfzentrum bekommen sie derzeit dennoch nicht. Foto: Leopold Achilles

Sowohl ehrenamtlich als auch hauptberuflich Tätige freuen sich mit den Kindern und Jugendlichen auf diese Zeit und hoffen, dass auch der Sommer 2021 aktiv, fröhlich, bunt und unvergesslich wird.

Ohne eine Impfperspektive werden die Verantwortlichen in den Jugendverbänden aber prüfen müssen, ob und welche Ferienangebote für Kinder und Jugendliche überhaupt stattfinden können. „Engagierte junge Menschen fühlen sich im Stich gelassen“, berichtet der Jugendring.

Wörtlich heißt es in der Antwort aus dem Sozialdezernat: „Für den von Ihnen beschriebenen Personenkreis wurde innerhalb der Impfpriorisierungsgruppe 3 seitens des Landes NRW noch keine Freigabe für eine Impfung erteilt. Infolgedessen kann das Impfzentrum Dortmund auch noch keinen Impfstoff für die Impfung dieses Personenkreises erhalten. Dies gilt auch für die Möglichkeit, sich im Rahmen der Impfbrücke für einen Impftermin einzutragen.“

Das stößt den Verantwortlichen im Jugendring sauer auf: „Engagierte Jugendleiter*innen sind kein Spielball der unterschiedlichen Ebenen und wollen in ihrem Engagement nicht ausgebremst werden“, heißt es in einer Stellungnahme. „Ferienfreizeiten sind ein Höhepunkt im Jahresverlauf vieler Jugendverbände.“ 

Forderung an die Landesregierung: „Nun müssen den Worten endlich Taten folgen“

Für die meisten Ehren- und Hauptamtlichen, die im Sommer Ferienangebote machen sollen und wollen, ist nicht mal die Erstimpfung in Sicht. Foto: Leopold Achilles

Zudem seien sie “die Möglichkeit für Kinder und Jugendliche, einmal mit Gleichaltrigen dem Alltag zu entfliehen, gesellschaftliche Teilhabe und demokratische Mitbestimmung zu erleben. Gerade nach den pandemiebedingten Einschränkungen der letzten Monate ist dies wichtiger denn je“, macht der Dachverband der Dortmunder Verbände deutlich,

Dieses Engagement habe der Gesetzgeber im Rahmen der Priorisierung wertgeschätzt. „Nun müssen den Worten endlich Taten folgen“, fordert der Verband. „Die Hoffnung, dass Jugendleiter*innen mit vollständigem Impfschutz in die Ferienaktivitäten mit Kindern und Jugendlichen einsteigen können wurden bisher enttäuscht!“

Bereits in sechs Wochen beginnen die Sommerferien – eigentlich jetzt schon ein zu kurzer Zeitraum für einen vollständigen Impfschutz. Hinzu kommt, dass das geringe Alter vieler Jugendleiter*innen die Impfmöglichkeiten einschränkt. Viele beginnen bereits im Alter von 16 Jahren ihre Tätigkeit nach Abschluss der entsprechenden Ausbildung zu Jugendleiter*innen.

Sowohl Minister Laumann, Jugenddezernentin Schneckenburger, als auch Jugendamtsleiterin Frenzke-Kuhlbach hätten auf Bitten um Unterstützung bisher nicht reagiert, ärgert sich der Jugendring. Lediglich Sozialdezernentin Zoerner habe ihre Anfrage mit bürokratisch ernüchternden Worten beantwortet: Zuständig sei das Land  – und die Stadt habe da keine Spielräume.


Das ist der Forderungskatalog des Dortmunder Jugendrings im Wortlaut:

In der Kinder- und Jugendarbeit tätige Menschen sind in die Priorität 3 eingruppiert (§4, Abs. 1, Nr. 9, Coronaimpfverordnung). Wir begrüßen die Möglichkeit der Impfung über die Hausarztpraxen. Durch die begrenzte Zuteilung und das geringe Alter der Jugendleiter*innen ist dies jedoch nur für wenige eine Alternative.

1. Vor einer Aufhebung der Priorisierung müssen die in der Kinder- und Jugendhilfe tätigen Menschen) bei der regulären Terminvergabe im Impfzentrum berücksichtigt werden.

2. In der Kinder- und Jugendarbeit tätige Menschen (ehrenamtlich/freiwillig/hauptberuflich) müssen schnellstmöglich auf die Angebote der Impfbrücke zugreifen können.

3. Eine Priorisierung beim Zugriff auf Restbestände ist zu prüfen.

4. In der Kinder- und Jugendarbeit tätige Menschen müssen bei der Verimpfung von Sonderkontin- genten berücksichtigt werden.

Ein Angebot an attraktiven und vielfältigen Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche ist aktuell wichtiger denn je. Im Interesse der Dortmunder Kinder und Jugendlichen hoffen wir weiterhin, dass der Sommer 2021 geprägt ist von vielfältigen und bunten Ferienaktivitäten. Unsere Jugendleiter*innen sind gerne dabei und hoffen auf ein baldiges Impfangebot.

 

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