Der Arbeitsmarkt scheint im Ferienmonat August ein Stück weit zur Normalität zurückzukehren, doch gehört dazu auch ein saisonbedingter Anstieg der Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,2 Prozentpunkte auf 12,2 Prozent. Eine vergleichbare Arbeitslosenquote zählte Dortmund zuletzt im August 2015. Die Zahl der Arbeitslosen ist im August 2020 um 1,4 Prozent bzw. um 538 Personen gestiegen – ein Anstieg wie im langjährigen Mittel der vergangenen Jahre durchaus üblich. (Im August 2019 verzeichnete Dortmund einen Anstieg im um 2,3 Prozent.) Damit waren in Dortmund im August 38.828 Personen offiziell arbeitslos gemeldet.
Die Betriebe stellen zwar wieder mehr ein, aber die Sorge vor der „zweiten Welle“ bleibt
„Wie jedes Jahr im Sommer haben wir mit einer erhöhten Arbeitslosigkeit zu kämpfen, die Pandemie macht es uns da nicht leichter. In vielen Unternehmen geht es aktuell weiter in erster Linie darum, die Arbeitskräfte zu sichern, die Kurzarbeit bleibt vielerorts wichtiger Bestandteil“, kommentiert Arbeitsagentur-Chefin Heike Bettermann die Lage auf dem Dortmunder Arbeitsmarkt. ___STEADY_PAYWALL___
Deshalb ist es für sie sinnvoll, mit der Verlängerung schon heute Verlässlichkeit zu schaffen. Gekoppelt mit der Möglichkeit für Qualifizierung und Weiterbildung, kann die Kurzarbeit aus ihrer Sicht auch neue Chancen eröffnen.
„Die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber haben nicht vergessen, dass ihnen vor der Corona-Krise die Fachkräfte fehlten und wissen um die demografische Herausforderung der kommenden Jahre. Auch jetzt in diesem so besonderen Jahr, wenn es vielen vielleicht aufgrund der wirtschaftlichen Situation etwas schwerer fällt, werden Fachkräfte gesucht und auch eingestellt“, so Bettermann.
„Wir haben gelernt, mit der Krise zu leben und auch wenn wir erste Lebenszeichen auf dem Arbeitsmarkt spüren, so kann noch nicht von einer Entwarnung gesprochen werden.“ Die Betriebe stellten zwar wieder etwas stärker ein, doch die Ungewissheit, in wie weit eine mögliche zweite Pandemiewelle wirtschaftliche Schäden für die Unternehmen bedeuten könnte, hemmt weiter das Arbeitsmarktgeschehen. „Ob sich der Arbeitsmarkt nach der Sommerpause weiter erholen wird, bleibt abzuwarten“, so die Agentur-Chefin weiter.
Besondere pandemiebedingte Effekte sind bei den Zahlen des Jobcenters nicht erkennbar
Im August wurden 38.828 Menschen in Dortmund arbeitslos gezählt. Damit ist die Gesamtzahl im Vergleich zum Vormonat um 538 Personen oder 1,4 Prozent gestiegen. Die Arbeitslosenquote steigt um 0,2 Prozentpunkte auf 12,2 Prozent. Im Vorjahr betrug die Quote 10,4 Prozent.
„In der Zuständigkeit des Jobcenters verzeichnen wir 143 arbeitslose Menschen mehr als im Vormonat. Dies ist ein sehr moderater und absolut saisontypischer Verlauf der Arbeitslosigkeit während der Sommerzeit. Besondere pandemiebedingte Effekte sind nicht erkennbar“, ergänzt Dr. Regine Schmalhorst, Geschäftsführerin im Jobcenter Dortmund.
Der Zugang an Arbeitslosen aus Erwerbstätigkeit hat sich im Vergleich zum Vormonat sogar um 128 Menschen verringert. Zeitgleich hat sich die Anzahl der gemeldeten offenen Stellen um 210 leicht erhöht. „Insofern erkennen wir gegenwärtig eine gewisse Stabilität am Arbeitsmarkt“, so Schmalhorst.
Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit – Arbeitskräftenachfrage stabilisiert sich
Die Jugendarbeitslosenquote ist im Vergleich zum Juli um 0,2 Prozentpunkte auf 11,5 Prozent gestiegen. Im August waren damit 3.799 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das ist ein Anstieg um 43 Personen gegenüber dem Vormonat.
Die Zugänge in Arbeitslosigkeit aus betrieblicher Ausbildung fallen im Berichtsmonat August im Vergleich zum Vorjahresmonat deutlich geringer aus. Eine mögliche Ursache, könnte zum Beispiel die coronabedingte Verschiebung von Prüfungsterminen bei den Auszubildenden sein. Insgesamt hinkt der Ausbildungsmarkt etwa sechs bis acht Wochen hinterher – sowohl was das Ende von Ausbildungen in diesem Jahr angeht, als auch die Einstellungen für das neue Ausbildungsjahr 2020/2021 betreffend.
Die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften ist zu Beginn der Corona-Krise massiv zurückgegangen, aktuell hat sie sich auf einem niedrigen Niveau stabilisiert. Der Agentur für Arbeit wurden im aktuellen Berichtsmonat 1.085 neue Stellen gemeldet. Das sind 210 Stellen mehr als im Juli aber im Vergleich 384 Stellenmeldungen weniger als im Juli 2019.
Der aktuelle Stellenbestand liegt mit 4.764 offenen Stellen im Vergleich zum Vormonat um 158 Stellen höher, im Vergleich zum Vorjahr um 28,8 Prozent niedriger. Arbeitskräfte werden aktuell vor allem im Handel, in der Zeitarbeit und im Gesundheits- und Sozialwesen gesucht. Aber auch im Gastgewerbe bewegt sich was, so gingen im August bei der Agentur für Arbeit 30 Stellenmeldungen mehr ein als noch im Vormonat.
Die Unterbeschäftigung nimmt minimal ab – Angezeigte Kurzarbeit weiter rückläufig
In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen erfasst, die nicht als arbeitslos im Sinne der Sozialgesetzbücher (SGBIII und SGBII) gelten, weil sie zum Beispiel wegen der Teilnahme an Qualifizierungs-, Trainings- oder Beschäftigungsmaßnahmen, wegen Krankheit oder vorruhestandsähnlicher Regelungen nicht als arbeitslos gezählt werden.
Die Unterbeschäftigung ist in diesem Monat minimal gesunken. Insgesamt sind im August 48.999 Personen in der Unterbeschäftigung registriert. Das sind im Vergleich zum Vormonat 19 Personen weniger. Die Unterbeschäftigungsquote liegt damit im Berichtsmonat August unverändert bei 15,0 Prozent (Vorjahr: 13,7 Prozent).
Vor Beginn der Kurzarbeit müssen Betriebe Anzeige über den voraussichtlichen Arbeitsausfall erstatten. Nach aktuellen Daten zu geprüften Anzeigen wurde im August für 64 Betriebe konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt. Damit geht die Zahl der Betriebe, für die Kurzarbeit angezeigt wird, nach dem massiven Anstieg im März und April weiter zurück. Nahezu alle Branchen sind gleichzeitig von Kurzarbeit betroffen. Umfänglich sind allerdings das Gastgewerbe sowie der Handel von Kurzarbeit am stärksten betroffen.
Aktuelle Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme stehen bis April zur Verfügung. So wurde nach vorläufigen hochgerechneten Daten der Bundesagentur für Arbeit im April für 42.399 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in 3.839 Dortmunder Betrieben konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt, nach 14.968 Personen in 2.146 Betrieben im März.
Viele Chancen über den Ausbildungsstart hinaus – es gibt noch freie Stellen
Der Ausgleich auf dem Ausbildungsmarkt verzögert sich im Zuge der Coronakrise. Für viele Jugendliche und Unternehmen beginnt in diesem Jahr der Endspurt am Ausbildungsmarkt später als gewohnt. Die Corona-Pandemie hatte den Ausbildungsmarkt im Frühjahr zwischenzeitlich ziemlich ausgebremst.
Durch den Lockdown wurden die Auswahlverfahren um Ausbildungsplätze erschwert, neue Wege und Formate mussten erst entwickelt werden. Inzwischen wurden viele Beschränkungen aufgehoben, die Betriebe haben sich größtenteils auf die neue Situation eingestellt. Deshalb können sie sich jetzt, später als sonst üblich, wieder um die Suche nach passenden Auszubildenden kümmern. Es ist noch nicht zu spät. Es bieten sich noch vielfältige Chancen.
Von Oktober 2019 bis August 2020 meldeten sich 3.682 Jugendliche bei der Berufsberatung als Bewerber. Das sind 517 Jugendliche oder 12,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Zum jetzigen Zeitpunkt sind davon noch 819 ohne Zusage. Weitere 575 haben sich schon eine Alternative gesucht, sind aber nach wie vor an Ausbildung interessiert. Gleichzeitig waren 3.675 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet, 215 weniger als vor einem Jahr.
Aktuell sind bei der Agentur für Arbeit noch 920 gemeldete Ausbildungsstellen unbesetzt. Angebote für Bewerberinnen und Bewerber, die noch auf der Suche sind, sind zahlreich, bspw.: Fachkraft Schutz und Sicherheit (41), Fachverkäufer/in Lebensmittelhandwerk (33), Kaufmann/frau Einzelhandel (69), Zahnmedizinische/r Fach- angestellte/r (36), Kaufmann/frau für Büromanagement (28), medizinische Fach- angestellte (29), Fachkraft Lagerlogistik (26), Berufskraftfahrer/in (26).
Alle Zahlen und Fakten gibt es hier als PDF zum Download: Arbeitsmarktreport_August_2020
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Fraktion DIE LINKE & PIRATEN: „Dortmund braucht eine Trendwende am Arbeitsmarkt“ (PM)
Fraktion DIE LINKE & PIRATEN: „Dortmund braucht eine Trendwende am Arbeitsmarkt“
Trotz Vollzeit-Job reicht bei vielen Dortmundern der Verdienst hinten und vorne nicht. Fast 13.000 Berufstätige müssen ihr Monatsaufkommen mit staatlichen Leistungen aufstocken, um überhaupt Miete & Co bezahlen zu können. 15.000 Vollzeitbeschäftigte arbeiten unterhalb der Niedriglohn-Schwelle. „Jetzt reicht es“, sagt Utz Kowaleweski, Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE & PIRATEN. „Wir brauchen endlich eine Trendwende am Arbeitsmarkt. Dafür ist eine gute Strategie nötig – und ein Masterplan ‚Gute Arbeit für Dortmund‘.“
Die Fraktion DIE LINKE & PIRATEN beantragt deshalb für die Ratssitzung am 8. Oktober die Einleitung eines Masterplan-Prozesses „Gute Arbeit für Dortmund“. Ziel: Das Konzept für die Erarbeitung und Umsetzung dieses Masterplans soll den Gremien im ersten Halbjahr 2021 zur Beratung vorgelegt werden.
Der DGB Dortmund-Hellweg hat die ‚Gute Arbeit‘ in seinem Positionspapier zur Kommunalwahl folgendermaßen definiert: „Gute Arbeit ist existenzsichernd, entgeltgleich, tarifgebunden, mitbestimmt, sozialversichert, unbefristet und diskriminierungsfrei. Sie ist nachhaltig, wenn sie menschliche Entwicklung fördert und zugleich negative Auswirkungen auf uns und kommende Generationen verhindert. Gute Arbeit schafft Karrierechancen, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten und stärkt die berufliche Entwicklung jedes Individuums. Sie macht nicht krank, verbindet Privates und Berufliches, ist alterns- und altersgerecht. Gute Arbeit wälzt unternehmerische Risiken nicht auf Beschäftigte ab, sondern schützt vor wirtschaftlichen Gefahren und vermeidet Erwerbs- und Altersarmut sowie Lohn- und Sozialdumping.“
Utz Kowalewski: „Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Doch für viele Arbeitnehmer*innen sieht die Lebenswirklichkeit ganz anders aus: Viele Menschen sind nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Aber auch fast 20 Prozent der in Dortmund sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind im Niedriglohnbereich tätig. Fast jeder Fünfte ist prekär beschäftigt, arbeitet also ungewollt unter 20 Stunden die Woche, im Minijob, befristet oder in Leiharbeit. Mehr als 55.000 Menschen arbeiten in Minijobs, davon 17.800 im Nebenjob. Auch die Zahl der Soloselbstständigen und der Werksvertragsarbeitsverhältnissen wächst. Mehr als 15.000 Vollzeitbeschäftigte arbeiten unterhalb der Niedriglohn-Schwelle. Fast 13.000 Menschen sind gezwungen, ihren Lebensunterhalt durch Transferleistungen aufstocken, davon sind mehr als 8.000 in einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis.“
Die Forderung nach mehr sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen reiche alleine also nicht aus, um den Anforderungen an eine soziale Stadt im Bereich der Arbeitswelt zu genügen, sagt der linke Politiker. Den langfristigen Fehlentwicklungen seit der Deregulierung des Arbeitsmarktes zu Beginn des neuen Jahrtausends sei nur durch eine langfristige Strategie beizukommen.
Utz Kowalewski: „Da Dortmund mit der Entwicklung und Umsetzung von Masterplänen gute Erfahrung gemacht hat, ist ein Masterplan ‚Gute Arbeit für Dortmund‘ ein wichtiges Instrument, um eine Trendwende am Arbeitsmarkt in Dortmund zu erreichen.“