Das Roma-Kulturfestival Djelem Djelem geht in die zweite Runde: Größer, länger, jünger, mit mehr Programm, Spielorten und Partnern. Die „Achse des Guten zwischen Depot und Nordmarkt“ erlebt eine Erweiterung: Denn neben Depot, Nordmarkt und der Auslandsgesellschaft als Veranstaltungsort werden jetzt auch das Dietrich-Keuning-Haus, das Kino im U und das Konzerthaus dabei sein, betont Berthold Meyer, Intendant des Theaters im Depot und einer der Organisatoren des Festivals.
Deutlich mehr Partner und Unterstützer des bundesweit einmaligen Festivals
„Alle, die das letzte Mal dabei waren, waren beeindruckt und fast schon überrascht vom Festival. Man fühlt sich verpflichtet, das zu verstetigen“, so Meyer. „Alle sind dabeigeblieben – und es sind jetzt noch wesentlich mehr dabei.“ Das Festival mit Jugend als Schwerpunktthema wird vom 2. bis 12. September 2015 stattfinden.
„Im letzten Jahr haben mit dem Festival hier in Dortmund gezeigt, dass wir eine offene Stadt und eine offene Gesellschaft sind. Das hat landesweit Aufsehen erregt“, erinnert die AWO-Vorsitzende Gerda Kieninger. „Zu vielen Veranstaltungen kamen viele Menschen aus dem Umfeld von Dortmund.“
„Ich kann mir gut vorstellen, dass wir noch mehr Menschen erreichen. Denn dieses Festival ist einmalig in NRW“, betont die AWO-Vorsitzende, deren Integrationsagentur federführend das Festival organisiert. „Ich bedanke mich dafür, dass immer mehr mitmachen – und auch dafür, dass wir in die „guten Hütten“ der Stadt wie das Konzerthaus kommen.“
Roma-Selbsthilfeorganisationen organisieren das Festival mit Dortmunder Partnern
Das besondere am Dortmunder Festival: Hier wird nicht über, sondern mit Roma gesprochen. Und nicht nur das: Sie organisieren das Festival mit. „Für uns ist das sehr wichtig“, betont Sami Dzemailovski, der die Selbsthilfeorganisationen Terno Drom, Amaro Drom und Juroma vertritt. „Dieses Festival sendet ein ganz anderes Zeichen. Im letzten Jahr haben wir sehr viel positives Feedback bekommen.“
Die Roma sind sehr motiviert, in Dortmund mitzumachen. „Das soll erst mal einer in Deutschland nachmachen. Für uns ist das ein ganz tolles Zeichen – wir arbeiten sehr gerne mit den Partnern vor Ort“, so Dzemailovski.
Die vielfältigen Veranstaltungen ermöglichten der Mehrheitsgesellschaft neue und andere Einblicke in die Roma-Kulturen. „Sie lernen Roma aus mehr als nur der Problem-Perspektive kennen. Viele leben seit Jahrzehnten hier – als Gastarbeiter. Aber nicht nach außen geoutet. Sie bekommen durch solche Veranstaltungen mehr Mut.“
„Im vergangenen Jahr haben wir 1500 Menschen erreicht – alle Veranstaltungen waren überbucht“, erinnert Ricarda Erdmann von der AWO und Festivalkoordinatorin. Das größte Lob habe es von einem serbischen Akkordeonisten gegeben, der beim Musikabend im Theater im Depot aufgetreten war: Er habe bereits auf 500 Gypsy-Festivals in Europa gespielt. „Aber in Dortmund war der erste Abend, wo die Community gemeinsam mit der Mehrheits-Gesellschaft getanzt und gefeiert hat. Das hat uns bewegt und stolz gemacht.“
Umfangreiches Programm vom 2. bis 12. September in Dortmund
Für die Neuauflage haben sie gemeinsam eine Vielzahl von Veranstaltungen organisiert – Workshops, Lesungen, Theaterinszenierungen, Konzerte, Podiumsdiskussionen und Filmabende.
Zum Auftakt am 2. September wird das Schubladen-Projekt im Depot vorgestellt: Gemeinsam arbeiten deutsche, rumänische und bulgarische Kinder aus der Nordstadt im IKUZ (dem Interkulturellen Zentrum der AWO in der Nordstadt) zu den Themen Vorurteile, Diskriminierung und Antidiskriminierung. „Welche Schubladen haben wir im Kopf?“ ist das Leitbild – daher auch der Name des Projektes.
Außerdem wird es eine Lesung mit Diskussion geben, Wolfgang Wippermann stellt sein Buch „Sinti und Roma – das kollektive Feinbild Europas“ vor.
Fachtagung mit Jugendschwerpunkt und Zukunftswerkstatt zum Festival
Am 3. September wird es eine Fachtagung geben. Lag im vergangehen Jahr der Blick auf der Situation in den Herkunftsländern und den Gründen zur Auswanderung, richtet sich die neue Tagung an Fachkräfte der pädogischen Jugend- und Kulturarbeit. Dabei geht es darum, wie man erfolgreich mit Jugendlichen aus der Community arbeiten kann, für Geschlechtergerechtigkeit und Empowerment sorgt.
Darum wird es auch bei der Podiumsdiskussion in der AGNRW gehen, wo junge Roma über ihren Alltag in Deutschland berichten.
Am Freitag, 4. September, gibt es Zukunftswerkstätten zum Festival selbst. Der Wunsch: „Wir hoffen, in zwei Jahren mit dem Festival in eine europäische Perspektive zu gehen“, erklärt Erdmann. Diskutiert werden sollen Ansätze, Träger und mögliche Konzepte.
Abends finden erstmals zwei parallele Veranstaltungen statt: Im Depot feiert das Jugendtheaterprojekt „Carmen“ Premiere, im Dietrich-Keuning-Haus steigt ein Hip Hop-Jugendevent, mit Gipsy Mafia, SBK Basement und Style Revolution.
Konzerte und Filme dominieren die zweite Programmhälfte
Am Samstag, 5. September, wird es wie im Vorjahr einen Musikabend im Depot geben, bei dem u.a. Mustafa Zekirov mit Band auftreten wird. Am Sonntag, 6. September, ist dann das Familienfest auf dem Nordmarkt. Es wird ebenfalls größer ausfallen und mit einem Demozug beginnen, der von einer Brassband angeführt wird.
Am Sonntagabend wird der Film „Aus dem Leben eines Schrottsammlers“ im sweetSixteen zu sehen sein. Zwei weitere Filme zeigt das Kino im U: „Die Königin der Stille“ (8. September) und „Agir Roman“ (9. September).
Am Freitag, 11. September, wird es auf Initiative des Zentralrats der Deutschen Sinto und Roma im Rathaus einen Bürgerdialog geben. Den Abschluss bildet am Samstag, 12. September, ein Konzertabend mit Esma Redzepova und „Mostar Sevdah Reunion“ im Dortmunder Konzerthaus.
Weitere Veranstaltungen sind in Vorbereitung, darunter zwei Diskussionsabende mit Gästen aus Istanbul Beyoglu. Das vollständige Programmheft soll in rund drei Wochen erscheinen. Das Festival wird maßgeblich vom Kulturbüro gefördert. Aber auch Unternehmen, RVR und Land unterstützen das Vorhaben finanziell.
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