Auf der Kokerei Hansa in Dortmund-Huckarde werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Zum einen wurde das marode Abwassersystem ersetzt und zum anderen stellt das neue System für die BesucherInnen modellhaft dar, wie früher das Kühlwasser-System in den Kühltürmen der Kokerei in Dortmund funktionierte. Eine Millionen-Investition macht es möglich.
Sauberes Regenwasser wird von der Kokerei in die Escher gepumpt
Aus hölzernen Rinnen strömt Wasser auf viele kleine, kunstvoll wirkende Keramikschalen, die es springbrunnenartig verteilen und über Holzlatten weiter nach unten in ein großes Betonbecken tropfen lassen. Die BesucherInnen erfahren anschaulich, wie einst in den großen Kühltürmen der Kokerei das Wasser, das im laufenden Betrieb heiß geworden war, durch Luftzug gekühlt und erneut für Kühlprozesse verwendet wurde.
„Hinter dem Wasserspiel verbirgt sich ein komplexes, gänzlich neues Entwässerungssystem der Kokerei Hansa“, berichtet Ursula Mehrfeld, Geschäftsführerin der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, die Eigentümerin und Betreiberin des Industriedenkmals ist.
„In einem großen Gemeinschaftsprojekt mit dem Land Nordrhein-Westfalen, der Emschergenossenschaft, der RAG AG, dem Regionalverband Ruhr und der Stadt Dortmund haben wir es geschafft, auf der Kokerei Hansa ein Abwassersystem zu bauen, das Regenwasser und Brauchwasser trennt“, sagt Mehrfeld.
Es sei ein sehr langwieriger, aber erfolgreicher Prozess gewesen, bei dem am Ende alle Beteiligten einem Strang gezogen hätten. So werde das große Umlagerungsbauwerk der RAG AG im Norden der Kokerei über zum Teil oberirdisch verlaufende Regenwasser-Rinnen ebenso entwässert, wie die Dächer der Kokereigebäude und befestigte Flächen.
Sauberes Regenwasser kommt der renaturierten Emscher zu Gute
Gesammelt wird das saubere Wasser in den frisch sanierten Betontassen der historischen Kühltürme der Kokerei und von dort mittels einer Pumpe durch einen unterirdischen Kanal der Emscher zugeführt.
Auch Karola Geiß-Netthöfel, Regionaldirektorin des Regionalverbandes Ruhr lobt die Kooperation: „Die Projektgemeinschaft zeigt mit dem einzigartigen Regenwassertrennsystem, das etwas Tolles auf die Beine gestellt worden ist“.
Man könne nun im Sommer den BesucherInnen „mit dem Wassergarten einen neuen und spannenden Ort auf dem Kokereigelände Hansa anbieten, der bei hoffentlich sommerlichen Temperaturen eine angenehme Abkühlung bereitet“.
Auch Dr. Emanuel Grün, Technik-Vorstand der Emschergenossenschaft ist überzeugt, dass sich die Kokerei Hansa mit diesem Konzept sehen lassen kann, denn „sauberes Regenwasser hat nichts in einem Abwasserkanal zu suchen, sondern gehört ins Gewässer“.
Das Projekt auf der Kokerei Hansa kommt der renaturierten Emscher zu Gute, denn dorthin wird das Regenwasser geleitet. Es sei eine ökologisch wertvolle Maßnahme, die deshalb gefördert wurde, so Grün.
Viel Planungsarbeit nötig – Projektstart war bereits vor sieben Jahren
Aufgrund dieser besonderen Bedeutung des Bergbaus – Anfang 2019 wird das Kapitel Steinkohlebergbau nach über 150 Jahren beendet – sei es wichtig, dass „ehemalige Bergwerks- und Kokereigelände an diese wichtige Epoche erinnern“, ergänzt RAG-Sprecher Christof Beike.
Gestartet wurde das umfängliche Projekt im Jahr 2010. Das historische Kanalsystem der Kokerei Hansa war sehr marode und es bedurfte einer neuen Planung, deren Ergebnis nun auf anschauliche Weise erlebbar ist.
Insgesamt wurde eine Fläche von 168.000 Quadratmetern von der Abwasserkanalisation abgekoppelt, davon entfallen 129.000 Quadratmetern auf das Umlagerungsbauwerk und 39.000 Quadratmetern auf die Fläche der Kokerei. Die Gesamtkosten der Maßnahme betragen rund 2,9 Millionen Euro. (OLE)
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