Nach zwei Ereignissen am Dortmunder Hauptbahnhof am vergangenen Wochenende (wir berichteten, siehe angehängten Artikel) ruft die Autonome Antifa 170 am morgigen Donnerstag, 8. Oktober 2020, um 18 Uhr zu einer Kundgebung unter dem Titel „Gegen jeden Antisemitismus“ an der Reinoldikirche auf. Zudem wollen die Antifaschist*innen mahnend an den Anschlag auf eine Synagoge in Halle vor ziemlich genau einem Jahr erinnern. Bereits am heutigen Mittwoch, 7. Oktober, ruft das antifaschistische Bündnis BlockaDO um 17.30 Uhr zum Protest gegen den Naziklamottenladen „Tønsberg“ auf.
Bunt statt braun: Kein Nazi-Klamottenladen in Dortmund und anderswo
Die Versammlung am heutigen Mittwoch findet wieder in unmittelbarer Nähe des Bekleidungsgeschäfts an der Ecke Kuckelke und Alter Burgwall in der Innenstadt statt. Bereits seit der Neueröffnung des Ladens im Juli regt sich massiver Protest gegen den Betrieb. ___STEADY_PAYWALL___
Bei mehreren Kundgebungen und Protestaktionen machten verschiedene antifaschistische Bewegungen in Dortmund klar, dass sie nicht aufgeben werden, bis der Laden dicht gemacht wird.
Der erste Laden war aufgrund von Brandschutzmängeln von der Stadt geschlossen worden. Die heutige Versammlung wird gestaltet vom „Aktiventreffen Die Linke“.
Traurige und unerträgliche Kontinuität antisemitischer Übergriffe und Gewalttaten
Am vergangenen Sonntag wurde ein Jude, der eine Kippa trug, vor einer Synagoge in Hamburg von einem Mann mit einem Spaten und militärischer Kleidung angegriffen. Der jüdische Student wurde verletzt ins Krankenhaus eingeliefert. Die Tat fand ziemlich genau ein Jahr nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle statt.
Auch in Dortmund gab es vergangene Woche zwei Vorfälle. Am Hauptbahnhof wurde ein Mann erst antisemitisch beleidigt und dann mit einer abgebrochenen Glasflasche attackiert. Bei einem zweiten Ereignis hatte eine Person im Hauptbahnhof während einer Kontrolle der Bundespolizei den Hitlergruß skandiert. In beiden Fällen wurden Strafverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung, Volksverhetzung und das Verwenden verfassungsfeindlicher Kennzeichen eingeleitet.
„Halle war kein Einzelfall. Wir haben in Deutschland eine traurige und unerträgliche Kontinuität antisemitischer Übergriffe und Gewalttaten“, so Kim Schmidt, Pressesprecherin der Autonomen Antifa 170. „Wir wollen auf die Straße gehen, um uns solidarisch mit Juden und Jüdinnen zu zeigen und zu fordern, dass endlich konsequent gegen jeden Antisemitismus vorgegangen wird“.
„Vor allem momentan beobachten wir einen Aufschwung antisemitischer Verschwörungserzählungen“, stellt Schmidt fest. Kurz nach Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie haben sogenannte „Corona-Leugner*innen“ angefangen, gegen Schutzmaßnahmen, Impfungen generell und die angeblich verschwörerischen Hintergründe der Pandemie auf die Straße zu gehen. „Die Protestler*innen greifen dabei immer wieder auf antisemitische Erzählungen zurück“, bewertet Schmidt die Proteste.
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