Der Stadtrat teilt die Sorge vor gesundheitlichen Gefahren des Konsums

Ratsbeschluss: Das Verkaufsverbot von Lachgas an Minderjährige in Dortmund ist in Kraft getreten

Lachgas-Kartuschen sind kein seltener Anblick auf Spielplätzen. Nach dem Konsum landen sie oft im Gebüsch. Foto: Matilda Buchmann für Nordstadtblogger.de

Der Rat der Stadt Dortmund hat grünes Licht für ein für ein Verkaufsverbot für Lachgas an Minderjährige gegeben. Auch die Ab- und Weitergabe an Jugendliche ist nun untersagt. Damit möchte die Stadt junge Menschen in Dortmund vor dem Rauschmittel schützen, das mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden ist. Die Regelung ist bereits in Kraft getreten – die Stadt kündigt Kontrollen an.

Der Verkauf an Minderjährige ist in Dortmund jetzt verboten

„Der Missbrauch von Lachgas, insbesondere unter Jugendlichen, ist eine besorgniserregende Entwicklung, der wir nicht tatenlos zusehen. Deshalb gehen wir als Stadt Dortmund voran“, betonte Oberbürgermeister Thomas Westphal bei der Vorstellung der Verbotspläne. „Mit dem geplanten Verkaufsverbot für Lachgas an Minderjährige setzen wir frühzeitig klare Grenzen, um junge Menschen vor den gesundheitlichen Risiken zu schützen. Unser Ziel ist es, frühzeitig gegenzusteuern.“

OB Thomas Westphal (SPD) Foto: Alex Völkel für Nordstadtblogger.de

Die Stadt Dortmund hat eine Ordnungsbehördliche Verordnung erarbeitet, die es den örtlichen Händler:innen künftig untersagen soll, Minderjährigen Lachgas verkaufen zu dürfen. Das soll auch für die Ab- und Weitergabe an Jugendliche gelten. Verstöße können mit einer Geldbuße bis zu 1.000 Euro geahndet werden. 

„Wir senden ein deutliches Signal. Um einen Flickenteppich an Vorschriften aber zu verhindern, muss es eine bundeseinheitliche Regelung geben. Nur so können wir bestmöglich verhindern, dass Jugendliche problemlos an Lachgas gelangen. Ein klar geregeltes Verkaufsverbot auf Bundesebene wäre daher der effektivste Schutz für junge Menschen“, so Westphal.

Gesundheitsschäden befürchtet: Langfristige Nervenschäden drohen

Gesundheitsexpert:innen warnen vor den Folgen des Lachgas-Konsums. Das sind unter anderem Taubheitsgefühle, Koordinationsschwierigkeiten, Schwindel, Bewusstlosigkeit und langfristige Nervenschäden. Gerade bei Minderjährigen sind das Nervensystem und die geistige Entwicklung noch nicht vollständig ausgereift. Deshalb sind sie besonders gefährdet.

Das städtische Ordnungsamt wird ab sofort auch Verkaufsstellen kontrollieren. (Archivbild) Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Wegen seiner Wirkungen wird Lachgas mehr und mehr als inhalative Droge in reiner Form auf Partys und in der Freizeit konsumiert. Anfangs war es vor allem in Clubs und auf Musikfestivals verbreitet. Mittlerweile konsumieren es viele auch in kleinen Gruppen oder allein zu Hause.

So hat der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) der Stadt Dortmund im vergangenen Jahr wiederholt Jugendliche und junge Erwachsene beim Konsum von Lachgas im öffentlichen Raum angetroffen, auch im Umfeld von Schulen und auf Kinderspielplätzen.

Die Stadt will nicht mehr auf eine gesetzliche Grundlage warten

„Es geht darum, gerade bei den Gefahren, Jugendliche zu schützen. Das ist eine Vorlage, die vom Jugend- und vom Gesundheitsdezernat mitgezeichnet wird“, verdeutlicht Ordnungsdezernent Norbert Dahmen. Er verweist darauf, dass der Lachgas-Verkauf generell  noch legal ist.  Das neue „Psycho-aktive-Stoffe-Gesetz“ lag zwar vor, wurde aber vom Bundestag nicht mehr auf den Weg gebracht. 

Norbert Dahmen ist städtischer Dezernent für Sicherheit und Ordnung in Dortmund. Foto: Alex Völkel für Nordstadtblogger.de

„Das Gesetz wurde noch nicht verabschiedet – wir wollen aber nicht länger warten. Der Verkauf müsste bundesweit verboten werden“, so Dahmen. Daher hat die Stadt Dortmund das Verkaufsverbot an Jugendliche in eine ordnungsbehördliche Verordnung gegossen.

Dahmen kündigte zudem an, dass Verkaufsstellen überwacht werden sollen. Es gehe nicht um ein generelles Verbot. Denn sowohl in der Medizin werde es weiterhin im Einsatz bleiben wie auch in der Lebensmittelindustrie – beispielsweise als Treibmittel in Sahnespendern. 

„Aber verboten werden jetzt Druckgasbehälter bis zu 2 Litern Inhalt, die nur für den Konsum dienen. Bei Volljährigen können wir nichts machen, aber bei Kindern und Jugendlichen verhindern. Wir wollen als Kommune dem frühzeitig Rechnung tragen“, so Dahmen. Damit gehe auch Signal an die Familien, dass Eltern den Konsum – vielleicht auch aus Unkenntnis – nicht mehr unterstützen. 

Polizei Dortmund begrüßt geplantes Lachgas-Verkaufsverbot

Schon im vergangenen Jahr hat die Polizei Dortmund mehrmals öffentlich vor den enormen Gefahren von Lachgas-Konsum im Straßenverkehr gewarnt – ein Problem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, das in den letzten Jahren immer größer wurde. Entsprechend begrüßt die Dortmunder Polizei das Verkaufsverbot von Lachgas an Minderjährige in Dortmund. 

Polizeipräsident Gregor Lange Foto: Anja Cord für Nordstadtblogger.de

„Rauschzustände am Steuer gefährden das eigene Leben und das Leben unbeteiligter Menschen massiv“, sagt Polizeipräsident Gregor Lange dazu: „Deshalb unterstütze ich die Initiative der Stadt Dortmund zu 100 Prozent. Es ist eine völlig unterschätzte Gefahr.“ 

Jugendliche und junge Erwachsene nutzen Lachgas – chemische Bezeichnung: Distickstoffmonoxid – zunehmend als „Partydroge”, inhalieren das Gas oft durch schwarze Luftballons, die sie zuvor damit befüllen. „Wer wissen will, wie verbreitet das Ganze ist, muss nur mal sonntagsmorgens auf die Brückstraße gehen. Da liegen massig schwarze Ballons herum“, berichtet Gregor Lange.

Diese Beobachtung passt auch zu den Zahlen, die die Polizei Dortmund im letzten Jahr erheben konnte. Denn: Das Problem ist fast ausschließlich männlich sowie im Schnitt 22,5 Jahre alt.

Polizeipräsident Gregor Lange sieht „völlig unterschätzte Gefahr”

Die häufigste Sanktionsmöglichkeit für die Einsatzkräfte der Polizei Dortmund sind Verstöße gegen die streng vorgeschriebene Ladungssicherung im Auto, weil die Lachgasflaschen unter großem Druck stehen. Eine Ablage auf dem Beifahrersitz oder im Fußraum ist ahndungswürdig. 

Die Bußgelder für diese Ordnungswidrigkeit beginnen im mittleren dreistelligen Bereich, inklusive Punkte in Flensburg. Der Polizeipräsident: „Allein im letzten Jahr hat sich die Zahl dieser Verstöße mindestens verdreifacht.“ Immer wieder gibt es auch Verkehrsunfälle, bei denen Verdachtsmomente vorliegen, dass ein etwaiger Lachgas-Konsum im Zusammenhang damit stehen könnte.

Der Konsum von Lachgas kann kurzfristig Halluzinationen, räumliche und zeitliche Desorientierung, Schwindel, Taubheitsgefühle sowie andere Beeinträchtigungen der Wahrnehmung auslösen. Langfristig schädigt es das Nervensystem. Und: Die Wirkung nach der Inhalation richtet sich immer nach dem jeweiligen Konsumenten.

Das heißt, dass Reaktionen unterschiedlich ausfallen können – es gibt auch Menschen, die unkontrollierte und aggressive Verhaltensweisen an den Tag legen, was wiederum eine große Herausforderung und potenzielle Gefahr für die Einsatzkräfte der Polizei Dortmund ist.


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