„Wir sind die Nummer 1 in Dortmund. Über keinen Radsportverein steht so viel in der Zeitung wie über uns“, sagt Jochen Noll, 1. Vorsitzender des RSV Dortmund Nord. 90 Mitglieder zählt der Verein. Sie sind zwischen 6 und 66 Jahre alt und wohnen übers ganze Stadtgebiet verstreut, sogar in Nachbarstädten. Doch längst nicht alle Mitglieder betreiben Radrennsport, für den der Verein 1979 aus der Taufe gehoben wurde.
2002 kam das Einrad mit in das Trainingsprogramm
Bei den Kindern ist vielmehr das Einrad total angesagt, das 2002 ins Trainingsprogramm aufgenommen wurde. In zwei Sporthallen werden Geschicklichkeit, das Fahren über Hindernisse und Einradhockey trainiert, erzählt Trainer Rainer Schümmelfeder. Einige Erwachsene wagen sich ebenfalls aufs Einrad, bevorzugen aber Ausfahrten in den Parks und im Gelände. Die Einradler machen fast die Hälfte der Mitglieder aus.
Die anderen bevorzugen das Fahren auf zwei Rädern und den klassischen Breitensport. Sie beteiligen sich an den regelmäßig angebotenen RTF-Radtourenfahrten. Oder sie nehmen an den CTF-Touren teil – den Countrytourenfahren, die mit Mountainbikes auch querfeldein führen.
Der RSV freut über die Erfolge von gleich zwei Renn-Teams
Und dann gibt es noch die Rennmannschaften. Da freut sich der RSV über die Erfolge von gleich zwei Renn-Teams: Das ist das Bundesliga-Team, welches auch an internationalen Rundfahrten teilnimmt. Zudem gibt es noch das leistungsstarke Masters-Rennteam, das trotz des etwas „reiferen“ Alters ab 41 Jahren noch begeistert auf den Sattel klettert und mit 581 Siegen im Jahr 2013 das erfolgreichste Team in Deutschland stellte.
Die Bedingungen für die Zweiradfahrer sind nicht immer optimal. „Radfahren im Straßenverkehr? In Dortmund?“, fragt Jochen Noll. Das sei schwierig. Dennoch lobt er die Stadt: „Es tut sich was für die Radfahrer“. Häufig fahre man auf dem Steinklippen-Rundweg am Westfalenpark – unter Insidern nur die „Niere“ genannt. Die Einradfahrer trainieren auch im Revierpark Wischlingen. Und am Phoenixsee. Dort sei es aber immer sehr voll. Deshalb sei das Gelände, das man am häufigsten nutze, der Fredenbaumpark. „Unser Nordstadt-Revier“, wie Jochen Noll sagt. Hier gebe es Spielmöglichkeiten für die Kleinen, Wege und Plätze für die Einradler und schattige Ecken zum Rasten.
Enttäuschung: Die Radrennbahn im Hoeschpark wurde abgerissen
Eine andere Trainingsstrecke in der Nordstadt wurde zur Enttäuschung des RSV abgerissen: die Radrennbahn im Hoeschpark. Die Bahn sei nicht nur beim Training großartig gewesen, schwärmt Noll. „Bei den Rennen war es voll wie beim Fußball.“
Doch anders als beim Fußball gibt es beim Radsport starke Wellenbewegungen. Das merkt der Verein an den Mitgliederzahlen. Für Mitbürger ausländischer Herkunft gilt Radfahren oft als Fortbewegung für arme Leute. Jochen Noll: „Es ist schwer, diese Bevölkerungsgruppe für den Radsport zu begeistern.“ Doch die meisten Deutschen finden den Radsport großartig und steigen gern auf ihren Drahtesel. Einfach nur zum Spaß. Oder der Umwelt zuliebe.
Der Altersdurchschnitt ist dabei beim RSV nicht sehr hoch. „Das liegt daran, dass alle Mitglieder aktiv sind. Alle wollen rauf aufs Rad“, sagt Noll. Und meistens tragen die Radler dabei rote Shirts. Darauf steht: „Die Besten im Norden.“
– Der Artikel von Claudia Behlau ist ein Beitrag aus dem Buch „Wir: Echt Nordstadt“. Das Buch mit 106 Gruppenportraits ist kostenlos beim Quartiersmanagement Nordstadt, Mallinckrodtstraße 56, 44147 Dortmund, erhältlich. (Mail: info@nordstadt-qm.de)
– Eine große Ausstellung mit Bildern und Texten zu „Wir: Echt Nordstadt“ ist bis zum 31. März 2015 auf der Phoenix-Insel in Hörde zu sehen.