Die Eine hat ein Büro für Gestaltung, Zwei andere Frauen eine „Geschichtsmanufaktur“. Ihre Gemeinsamkeiten: Beide Büros sind im Gründerinnenzentrum im Hannibal an der Bornstraße in der Nordstadt. Und die drei Frauen haben eine gemeinsame Idee: Sie wollen „vergangenes verorten“. Das meinen sie nicht nur sprichwörtlich.
Jede Stadt hat eine Geschichte, die sie zu dem macht, was sie ist. Doch viele Schauplätze vergangener Ereignisse oder Personen, die die Stadtgeschichte prägten, sind in Vergessenheit geraten. Das Projekt „vergangenes verorten“ macht sie wieder sichtbar!
Die Diplom-Designerin Heike Kollakowski sowie die Historikerinnen Katharina Hülscher und Christina Steuer installieren QR-Codes an historisch interessanten Orten, über die man auf eine Website gelangt. Die Informationen können mit dem Smartphone direkt vor Ort abgerufen werden, aber auch über den heimischen PC.
Erste Stele für Henriette Davidis
„Wir wollen Geschichte direkt abrufbar machen, ohne das man dafür Erklärungen oder eine große Führung braucht“, beschreibt Kollakowski die Idee, die ihr bei ihren Spaziergängen auf dem Friedhof kam. Sie begeisterte ihre Nachbarinnen im Gründerzentrum – gemeinsam stießen sie das Projekt an.
Eine erste Stele wurde auf dem Ostenfriedhof installiert und erinnert an Henriette Davidis. Allerdings ist die Finanzierung schwierig. Von öffentlicher Seite ist kaum Geld zu bekommen, auch wenn sie dort offene Türen einrennen.
Im Rahmen eines Schülerprojekts werden Stelen auf jüdischen Gräberfeldern errichtet
Bei Stiftungen sind sie allerdings schon erfolgreich gewesen. So wird die Schüchtermann-Stiftung zwei Stellen finanzieren – vor der Statue von Heinrich Schüchtermann vor dem ehemaligen Museum am Ostwall und am Familiengrab. Außerdem konnten die drei Frauen die Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft (EVZ) in Berlin überzeugen.
Sie finanzieren ein interessantes Rechercheprojekt für Schülerinnen und Schüler, die die drei Frauen gemeinsam mit der Ricarda-Huch-Realschule realisieren wollen. Vier bis fünf Biographien werden die Schülerinnen und Schüler ab 11. Februar recherchieren, die Fakten redaktionell zusammentragen, auf einer Webseite gestalten und dann dort abrufbar machen. Das setzen der Stelen selbst übernimmt dann aber ein Steinmetz – bis Mai soll das Projekt abgeschlossen sein.
Crowdfunding-Aktion zur Fortsetzung des Projekts im Internet gestartet
Damit das Projekt „vergangenes verorten“ aber auch anschließend weitergehen kann, haben die Initiatorinnen eine Crowdfunding-Kampagne gestartet.
Crowdfunding ist eine neue Möglichkeit, Geld für kulturelle Projekte zu sammeln. Auf der Plattform Startnext (www.startnext.de/vergangenes-verorten) wird die Idee vorgestellt. Wer „vergangenes verorten“ unterstützten möchte, kann einen Geldbetrag spenden und erhält ein kleines Dankeschön. Ziel ist es, bis Mitte März 5000 Euro zu sammeln.
Mögliche Themen gibt es reichlich: „vergangenes verorten“ könnte nicht nur deutlich machen, dass der Standort der Thier-Galerie Schauplatz für die ersten Experimente mit Bronze und Kupfer vor einigen tausend Jahren war, oder dass im Mittelalter auf dem Friedhof der Petrikirche wiederverwendbare Klappsärge genutzt wurden. Sie könnten auch die Menschen ins Blickfeld rücken, die Dortmund geprägt haben.
Daher hoffen die Intitiatorinnen, mit Hilfe des Crowdfundings weitere Stelen installieren zu können, damit Wissbegierige sich bald an vielen Orten in Dortmund informieren können.
Mehr zum Projekt im Internet:
www.startnext.de/vergangenes-verorten
DATEI ZUM DOWNLOAD: Flyer zum Projekt „vergangenes verorten“
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