„Projekt Arche Noah“ heißt die Unterbringung von Flüchtlingen auf Schiffen im Dortmunder Hafen – zumindest dann, wenn die Caritas den Zuschlag für den Betrieb der beiden Schiffe erhält, die sich in Kürze von Rotterdam aus auf den Weg nach Dortmund machen.
„Flußkreuzfahrtschiffe“ werden kommen – keine Wohn- oder Containerschiffe
Es sind allerdings keine „Wohnschiffe“ – denn trotz der Ausnahmesituation ist auch weiterhin das „Wohnen“ im Hafen verboten. Darauf insistiert Hafen-Chef Uwe Büscher.
Auch werden es keine Containerschiffe sein: „Flußkreuzfahrtschiffe“ werden Ende September in der Nordstadt festmachen, wie man sie von Rhein oder Mosel her kennt.
Maximal drei Standorte hat die Prüfung im Dortmunder Hafen ergeben: Zwei Schiffe können im Schmiedinghafen und ein weiteres im Stadthafen festmachen. „Mehr wird es nicht geben können, auch wenn es sich als Erfolgsmodell erweisen wird“, so Büscher.
Die Schiffe werden festgemacht und vertäut. „Sie stehen entsprechend ruhig, damit es eine Aufenthaltsqualität hat“, so Büscher. Die Hafen AG bereitet gerade die Fläche an der Speicherstraße vor.
Sie haben den Mietern die Flächen gekündigt und bereinigt und bereiten die nötige Infrastruktur vor. Dazu gehört vor allem auch die Frischwasserversorgung.
Bis zu 180 Menschen werden auf den beiden Schiffen untergebracht
100 beziehungsweise 80 Plätze werden die Schiffe haben: „180 Menschen mehr in der Nordstadt ist an sich ja kein Problem“, machte Bezirksbürgermeister Dr. Ludwig Jörder bei der Bürgerinfo-Versammlung in der Pauluskirche deutlich.
„Ich bin sehr gespannt auf das neue Format“, räumt Sozialamtsleiter Jörg Süshardt ein.
Die Unterbringung erfolgt mit zwei bis drei Personen pro Kabine – jede mit eigener Toilette und Waschgelegenheit. Dazu haben die Schiffe eine eigene Kombüse.
„Wir werden nur Erwachsene – keine Kinder – auf dem Schiff einziehen lassen – auch aus Sicherheitserwägungen. Ich denke, dass ist eine gute Entscheidung“, so Süshardt.
Caritas als Betreiberin im Gespräch – Engagement in der Nordstadt gewünscht
Die Caritas wird voraussichtlich als Betreiberin der beiden Schiffe fungieren. Der katholische Wohlfahrtsverband betreut derzeit schon die ehemalige Hauptschule am Ostpark mit maximal 130 Plätzen und künftig auch die Container-Wohnsiedlung Wischlinger Weg mit 300 Plätzen in Huckarde.
In der Nordstadt möchte die Caritas sehr gerne aktiv werden. „Weil wir einfach dran glauben, dass hier viele Menschen guten Willens sind – in Verbänden und Vereinen und natürlich in Gemeinden“, betont Manfred von Kölln, Abteilungsleiter soziale Dienste bei der Caritas.
„Wir haben schon ganz viele Erfahrungen gemacht – learning by doing“, ergänzt Christoph Gehrmann, für Integration und Migration zuständiger Mitarbeiter und Leiter des in der Nordstadt angesiedelten Bernhard-März-Hauses. „Wir sind eine lernende Organisation. Wenn man mir vor einigen Monaten gesagt hätte, dass wir eine Einrichtung auf einem Flußkreuzfahrtschiff haben werden, hätte ich ihn für verrückt erklärt.“
Doch Gehrmann kann den Schiffen Positives abgewinnen: Anders als beispielsweise in ehemaligen Schulklassen gebe es hier mehr Privatsphäre. Denn hier müssten sich nicht bis zu zehn Menschen einen Raum teilen.
Ehrenamtliche Unterstützung ist gewünscht – Unterstützerkreis wird sich formieren
Die Caritas setzt auch in der Nordstadt auf ehrenamtliche Unterstützung: „Wir erfahren eine große Unterstützung aus der Bevölkerung.
Am Ostpark haben sich 350 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer gemeldet – für 120 Bewohnerinnen und Bewohner“, berichtet Gehrmann. „Aber es ist gut, einen so großen Rückhalt zu haben.“
„Eine solche Einrichtung ist multiethnisch und multireligiös – aber das ist die Nordstadt auch.
Das Miteinander ist hier in der Nordstadt über Jahrzehnte gewachsen – es gibt viele Netzwerke und eine funktionierende Zusammenarbeit“, betonen die Caritas-Vertreter.
Evangelische und katholische Kirchengemeinden kündigen Unterstützung an
Auf die Kirchengemeinden können sie auf jeden Fall zählen: „Die evangelischen und katholischen Gemeinden der Nordstadt haben sich schon zusammengetan und wollen helfen“, kündigte Pfarrer Friedrich Laker an. „Wir werden uns engagieren – gemeinsam mit vielen anderen.“
Der Hausherr der Pauluskirche ist begeistert, wieviel Hilfsbereitschaft und Willkommenskultur hier gelebt wird. „Das ist etwas ganz Wunderbares. Das wollen wir nutzen, um auch im Stadtteil etwas zu bewegen“, so Laker.
„Wir wissen, dass wir viel Geduld brauchen. Die wirkliche Hilfsbereitschaft wird sich erst beweisen, wenn es länger dauert. Tragen sie sich ein und haben sie gegebenenfalls Geduld“, sagte Laker. „Wir haben viele auf der Warteliste – aber wir werden sie alle brauchen!“
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