Plumploris-Verein im Zoo Dortmund ergreift Initiative gegen Wilderei, Missbrauch und artfremde Haltung der Primaten

Zwergplumplori Helene im Dortmunder Zoo. Das niedliche Aussehen und das zahme Verhalten wird den Tieren zunehmend zum Verhängnis. Fotos: Plumploris Verein
Zwergplumplori Helene im Dortmunder Zoo. Das niedliche Aussehen und das zahme Verhalten wird den Tieren zunehmend zum Verhängnis. Fotos: Verein

Plumploris sind nachtaktive Feuchtnasenprimaten, die bisher nur wenig erforscht wurden. Es werden je nach Ordnungssystem bis zu neun unterschiedliche Arten aufgeführt, die allesamt auf der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN) geführt werden oder gar als vom Aussterben bedroht gelten. Der kommerzielle illegale Handel der Tiere ist durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen verboten. Doch ihre zutrauliche Art wird den Plumploris zunehmend zum Verhängnis. Denn auch wenn sie zu den wenigen bekannten Säugetieren gehören, die über ein Gift verfügen, werden sie aufgrund ihres zahmen Verhaltens und ihres niedlichen Aussehens von Geschäftemachern gnadenlos missbraucht.

Plumpori-Verein unterstützt Organisation in Nordsumatra bei der Einrichtung einer Rehabilitationsstation

Marcel Stawinoga bei der Beschlagnahmung eines Plumploris in Bukit Lawang (Nordsumatra).
Marcel Stawinoga bei der Beschlagnahmung eines Plumploris in Bukit Lawang (Nordsumatra).

Um auf die Bedrohung der Tiere aufmerksam zu machen und ihr tatkräftig entgegen zu wirken, haben drei engagierte DortmunderInnen sich zusammengetan und mit diversen Partnern den Verein „Plumploris e. V.“ gegründet. Die Initiative ergriff der junge Kommunikationswissenschaftler Marcel Stawinoga, der auch über mehrere Jahre hinweg als Zoolotse tätig gewesen ist. 

Die Idee kam ihm im Rahmen einer Studienreise in Nordsumatra, während der er ein Praxissemester bei einer kleinen Naturschutzorganisation absolvierte. Im Laufe seines fünfmonatigen Aufenthalts beschlagnahmte er mit Hilfe der indonesischen Naturschutzbehörde acht Sunda-Plumploris aus illegaler Haltung.

„Die Tiere wurden in Mini-Käfigen gehalten. Doch nachdem wir die Tiere beschlagnahmt hatten, stellte sich mir die Frage, was passiert jetzt weiter mit Ihnen?“, erläutert Stawinoga seine Ambitionen. Diese Frage brachte ihn in Kontakt mit Rudianto Sembiring vom Indonesian Species Conversation Program (ISCP). Dorthin wurden die Tiere zunächst gebracht.

In der Region werden Plumploris häufig als Haustiere missbraucht. Sie gelten als besonders niedlich und zutraulich, da sie sich ohne Gegenwehr hochheben lassen. Stilles Verharren ist jedoch Teil der Abwehrstrategie der Tiere. Außerdem werden ihnen zu diesem Zweck brutal die  Eckzähne abgeknipst oder gezogen, wodurch die Tiere unter Entzündungen leiden, die oftmals sogar zum Tode führen können.

Tiere werden als niedliches Fotomotiv missbraucht und sogar als Haustiere in Käfigen gehalten

 Plumploris in illegaler Haltung in Bukit Lawang (Nordsumatra). Die Tiere wurden etwa zwei Jahre lang gehalten.
Plumploris in illegaler Haltung in Bukit Lawang (Nordsumatra).

Außerdem hat die Tourismusbranche die niedlichen Primaten für sich entdeckt und Social Media Kanäle verschlimmern das Problem enorm. So ist es in Südostasien zum Trend geworden sich mit einem Plumplori auf dem Arm ablichten zu lassen. „Wenn dann noch Stars wie Rihanna diesen Wahnsinn unterstützen und veröffentlichen, wird das Ganze zum massiven Problem für die Tiere“, so Stawinoga.

Das ISCP ist die einzige Institution in Nordsumatra mit einer Rehabilitationslizenz für Plumploris. Doch die Arbeit gestaltet sich schwer, nicht zuletzt, da das ISCP sich ausschließlich über Spenden finanziert. Die beschlagnahmten Tiere werden in provisorischen Gehegen an Privathäusern gehalten. Die kleine Organisation lebt lediglich durch das Engagement Sembirings und einiger weniger Unterstützer. Es mangelt an grundlegender Infrastruktur. 

„Rudianto Sembiring plante damals den Bau einer Plumplori-Rehabilitationsstation in Nordsumatra und ich beschloss, ihn dabei zu unterstützen“, so Stawinoga weiter. Aus dieser Motivation heraus sei die Idee zur Vereinsgründung entstanden. Stawinoga und seine Mitgründer Tierärztin Meike Dewein und Vereinsschatzmeister Ingo Kloppenburg wollen Gefährdung und Gefährdungsursachen der Plumploris in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. 

Durch Crowdfunding und Spenden konnten bisher 6000 Euro investiert werden

Rudianto Sembiring bei der Beschlagnahmung eines Sunday-Plumploris.
Rudianto Sembiring bei der Beschlagnahmung eines Sunday-Plumploris.

Weitere Ziele sind die Rehabilitation illegal gehaltener Plumploris, sowie deren Schutz und Erforschung. Idealerweise hoffen die Gründer, den Plumplori zu einer Art Vorzeigeprojekt im Natur- und Artenschutz zu machen. 

Rudianto Sembirings Plan einer Rehabiltationsstation für Plumploris wurde durch Crowdfunding und Spendenaufrufe  über das Internet finanziert. Insgesamt 6000 Euro kamen so zusammen. Die Einrichtung in Nordsumatra verfügt mittlerweile über acht Gehege, in denen die Tiere auf die Auswilderung vorbereitet werden können. Spezielle Auswilderungsgehege sind geplant. 

Außerdem verfügt die Anlage über einen noch ausbaufähigen Veterinärraum, einen Aufenthaltsraum für die PflegerInnen eine Küche und ein WC. Für die Fertigstellung und das veterinärmedizinische Zubehör benötigt das ISCP rund 15.000 Euro.

Verein wird durch den Dortmunder Zoo und den Tierpark und das Fossilium Bochum unterstützt

Der Vorstand des Vereins: Marcel Stawinoga, Meine Dewein und Ingo Kloppenburg.
Der Vorstand des Vereins: Marcel Stawinoga, Meine Dewein und Ingo Kloppenburg.

Hierbei will der Plumploris-Verein dem ISCP unter die Arme greifen. Deshalb sucht er nach Mitgliedern und Spendern. Jeder der Lust hat sich für die Plumploris zu engagieren, kann eiMitglied werden. Kontaktdaten finden Interessierte im Anhang des Artikels.

Außerdem besteht die Möglichkeit, in verschiedenen Arbeitskreisen aktiv an der Arbeit des Vereins teilzunehmen. Bisher wurden die Arbeitskreise Bildung, Forschung, Öffentlichkeitsarbeit, Tierpflege und Tiermedizin sowie die Arbeitsgruppe Übersetzungen eingerichtet. Sitz des Vereins ist der Dortmunder Zoo, dessen Direktor Frank Brandstätter als Beirat tätig ist. Das hier vorhandene Plumplori-Gehege im Rumah hutan-Haus soll in absehbarer Zukunft ausgebaut werden. 

Zwergplumplori-Weibchen Helene kann im Dortmunder Zoo besucht werden

„Als relativ kleine und unscheinbare Tierart stehen Plumploris häufig im Schatten populärer Tierarten wie Tiger und Orang-Utan, die im gleichen Lebensraum zu Hause sind. Daher begrüßen wir die Gründung des Vereins Plumploris ausdrücklich“, so der Direktor des Dortmunder Zoos.

Neben dem Zoo Dortmund ist auch der Tierpark und Fossilium Bochum dem Verein beigetreten.

Im Rahmen des Europäischen Erhaltungsprogramms (EEP) für Zwergplumploris, hält der Dortmunder Zoo derzeit einen weiblichen Zwergplumplori namens Helene. Sie lebt seit 2010 in Dortmund.

Weitere Informationen:

  • Plumploris e.V. Marcel Stawinoga, c/o Zoo Dortmund, Mergelteichstraße 80, 44225 Dortmund
  • E-Mail: info@plumploris.de
  • WEB: www.facebook.com/plumploris und in Kürze www.plumploris.de
  • Spendenkonto: Plumploris e.V., IBAN : DE71 4416 0014 6576 0457 00, BIC: GENO DE M1 DOR, Volksbank Dortmund

 

Reader Comments

  1. Eva Kirmel

    Bitte stoppt die Videos.

    Alle die, die Videos, auf den Plumploris von Privatmenschen gehalten werden, Videos wo sie in engen Käfigen eingesperrt sind oder Videos, wo Plumploris ohne wichtigem Grund in die Hand genommen, gekämmt oder gestreichelt werden, sollte man strafbar machen. Diese Videos prägen ein ganz falsches Bild von Plumploris seinen Eigenschaften ein. Sie werfen ein falsches Licht auf ihre Vorlieben und auf das, was sie glücklich macht. PLUS – sehr wichtig! – diese Videos unterstützen den schwarzen Markt mit Plumploris!
    Plumploris haben Angst vor Streicheileinheiten. In der Natur können sie sich durch ihren Gift, ihre Giftzähne dagegen wehren. Diese werden jedoch in Menschlicher Obhut meistens gezogen. So macht man sie zum Sklaven, zum Vergnügungsobjekt des Menschens. Sie werden zum Streicheln, Bürsten, aus der Hand fressen usw. gezwungen. Sie können nicht fliehen, sie können sich nicht wehren, sie können nichts dagegen tun. Man soll Menschen klar machen, dass sobald ein Mensch einen Pluplori berührt, löst es bei ihm Stress aus. Das Anfassen von Plumploris dürfte nur in Notfällen stattfinden. Sie empfinden ganz anders als Katzen, Hunde oder Kaninchen.
    Die von mir erwähnten Videos zeigen stark gestresste, missbrauchte Plumploris. Viele Menschen empfinden trotzdem Spaß daran. Plumploris bewegen sich sehr langsam, viel zu langsam, um entkommen zu können. Auch Elsbeth (Wilhelma Plumplori) füllt sich schrecklich hilflos… Ganz wehrlos, muss sie sich alles gefallen lassen, es gibt kein Entkommen. Bestimmen darf nur Menschenhand.
    Plumploris mögen in Ruhe gelassen werden. Es sind keine Streichelobjekte. Streckt Plumlori die Hände nach oben oder stellt sich tod, weist es daraufhin, dass er entkommen will, füllt sich nicht wohl, wird gestresst bis zu extremer Angst!
    Man sollte Mitarbeiter von Wilhelma und alle, die mit den Tieren etwas zu tun haben ausbilden, so dass es ihnen bewusst ist, dass Plumploris durchs bürsten und streicheln überhaupt nicht vergnügt werden, sondern dass es sie nur extrem stresst. Spaß und Vergnügen haben NUR Menschen daran. Dass Plumplori „menschenfixiert“ ist, was eine Wilhelma Mitarbeiterin behauptet, entspricht nicht der Tatsache. Plumploris sind von Natur aus nicht gesellig. Ihr Lebensmotto lautet: „Hauptsache nicht auffallen“. Das soziale Verhalten von Plumploris ist immer noch wenig erforscht. Vielleicht tut es ihnen gut, wenn sie ihre Artgenossen auf Distanz riechen. Das soziale Verhalten muss noch besser erforscht werden. Plumploris sind nachtaktiv. Sie sollten keines Falls morgens gestört oder geweckt werden. Die Fütterung sowie Pflege von Aufenthalt sollten nachts stattfinden. Pluploris füllen sich wohl, wenn sie auf hohen Bäumen in deren dichten Kronen versteckt leben. Dort geht es ihnen gut, sie füllen sich sicher, geschützt und geborgen. Sie möchten nicht entdeckt werden. So schützen sie sich vor Feinden. Das erklärt ein wenig, warum Plumploris Berührung als Bedrohung empfinden. Ein richtig glücklicher Plumplori lebt in Ruhe auf einem Baumgipfel im Urwald Südostasiens und genießt dortige Früchte, Baumsäfte, Käfer, Spinnen, Würmer usw. Babybrei, wie es auf dem Wilhelma-Video zu sehen ist, ist irre.
    Wilhelma und alle anderen: lasst Plumploris in Ruhe, nicht berühren, nicht anfassen. Gibt ihnen hohe Bäume mit dichten Kronen, lasst sie hoch klettern und sich dort verstecken. Berührt sie nicht! Wer einen Plumplori haben will, tut ihm sehr Schlimmes an. Einen Plumplori lieben, heißt ihn in Ruhe lassen.

    Zu:
    https://www.youtube.com/watch?v=ZaHOr6k6RVU

    https://www.youtube.com/watch?v=5RC2y9uJkjE

    https://www.youtube.com/watch?v=18-xvIjH8T4

    https://www.youtube.com/watch?v=2Syd_BUbl5A

    https://www.youtube.com/watch?v=PZ5ACLVjYwM

    https://www.youtube.com/watch?v=w89bFK3PvBA

    und vieles mehr…
    Alle derart Videos gehören verboten, weil sie den schwarzen Markt unterstützen indem sie ein falsches Bild von Plumploris prägen.

  2. Plumplori-Wochenende im Zoo Dortmund bietet viele Einblicke in die faszinierende Welt der kleinen Primaten (PM)

    Rund um den Plumplori-Tag gibt es am Wochenende im Zoo Dortmund viele Infos und Aktionen zu den kleinen Primaten. An diesem Wochenende (14./15. September) informiert ein Stand des Plumploris e.V. am Regenwaldhaus im Zoo über seine Arbeit im Plumploris-Schutz. Dazu kommen an beiden Tagen um 17 Uhr kommentierte Sonderfütterungen der Dortmunder Zwergplumploris Flori und Marlene. Hintergrund für das besondere Wochenendprogramm ist der Welt-Plumplori-Tag.

    Vor genau 17 Jahren wurden alle Plumplori-Arten in Anhang I des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) aufgenommen. Seitdem ist der kommerzielle Handel mit wild gefangenen Plumploris verboten. Seit 2018 nimmt der im Zoo Dortmund ansässige Plumploris e.V. diesen Tag zum Anlass, um gemeinsam mit dem Zoo und vielen internationalen Partnern auf die weiterhin bestehende Bedrohung dieser Tierart aufmerksam zu machen

    Illegaler Handel bedroht Plumploris

    Trotz des Handelsverbots gehören Plumploris auch heute noch zu den am häufigsten geschmuggelten und illegal gehandelten Tierarten Südostasiens. Das Fangen und der illegale Handel sind die größten Bedrohungsfaktoren für diese Primaten. Mittlerweile führt die Rote Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion IUCN alle Plumplori-Arten als „gefährdet“, „stark gefährdet“ oder „vom Aussterben bedroht“. Auch der Dortmunder Zwergplumplori Flori ist ein Opfer des illegalen Wildtierhandels. Er wurde 2015 im Handgepäck von Bangkok in Thailand nach München in Deutschland geschmuggelt und nach seiner Beschlagnahmung 2018 über den Plumploris e.V. an den Zoo Dortmund vermittelt.

    Der Plumploris e.V. wird vom Zoo Dortmund fachlich und finanziell aus den Einnahmen des neu eingeführten Artenschutz-Euros unterstützt. Der Dortmunder Verein engagiert sich in Bangladesch, Indonesien und Vietnam im Plumplori-Schutz. In Bangladesch betreibt der Plumploris e.V. eine eigene Plumplori-Rehabilitationsstation. Hier werden verwaiste Bengalische Plumploris und Tiere aus illegaler Haltung aufgenommen, auf ein erneutes eigenständiges Leben in der Natur vorbereitet und, wenn möglich, ausgewildert.

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