Pflegekindern mit erhöhtem Betreuungsbedarf ein Zuhause geben

Pädagogisch qualifizierte Profi-Pflegeeltern in Dortmund und Umgebung gesucht

Profi-Pflegefamilie aus Dortmund-Mengede mit eigenen und Pflegekindern. Auch wenn das Leben für Lehrerin Nadine und ihren Mann Stefan mit sechs Kindern oft an den Nerven zerrt, bereuen sie ihre Entscheidung nicht. Im Gegenteil, denn genauso viel wie die Profi-Pflegeeltern ihren Kindern geben, bekommen sie auch zurück, sagt Nadine. Foto: Roland Gorecki für die Dortmund-Agentur

Professionelle Pflegeeltern gesucht: Das Städtische Institut für erzieherische Hilfen (SIEH) wendet sich derzeit speziell an pädagogische Fachleute, die bereit sind, Kinder und Jugendliche mit erhöhtem Betreuungsbedarf in ihren Familien aufzunehmen und bis zur Volljährigkeit zu begleiten. Das SIEH ist eine vom Jugendamt getragene Jugendhilfeeinrichtung. Das Institut berät, begleitet und unterstützt Pflegefamilien und Pflegekinder. Derzeit betreut das SIEH 38 Kinder und Jugendliche in 13 Profi-Pflegestellen in und um Dortmund – doch der Bedarf wächst ständig.

Voraussetzung: pädagogische Ausbildung oder abgeschlossenes Studium

In einem sicheren Zuhause sollen Kinder und Jugendliche, die in ihrer Entwicklung beeinträchtigt sind, mit bestmöglicher Unterstützung und Förderung auf ein eigenständiges Leben vorbereitet werden. Insgesamt möchte das SIEH künftig 70 Plätze für Kinder und Jugendliche anbieten.

„Viele Kinder, die sich ein sicheres Zuhause wünschen, sind übergangsweise in Bereitschaftspflegefamilien oder in Einrichtungen untergebracht“, sagt Institutsleiterin Sabina Winterkamp.

Profi-Pflegeeltern sind pädagogisch qualifiziert: Sie haben eine Berufsausbildung oder ein Studium als Erzieher:in, Sozialarbeiter:in, Sozialpädagog:in oder Psycholog:in. Voraussetzung ist, dass sie mindestens zwei Kinder mit Beeinträchtigungen bis zum 18. Lebensjahr aufnehmen. Dabei kommen alle Familienformen in Betracht: verheiratete Paare und Lebensgemeinschaften ebenso wie Alleinerziehende und gleichgeschlechtliche Paare.

Welche Unterstützung gibt es für die Pflegefamilien?

Das SIEH steht den Profi-Pflegestellen bei dieser anspruchsvollen Aufgabe professionell und intensiv zur Seite. Es finden u.a. regelmäßig Erziehungsplanungsgespräche und Besuche in den Familien statt. Monatliche Arbeitskreise bieten den Familien und dem Institutsteam gute Möglichkeiten zum Austausch über aktuelle Themen und Prozesse und tragen zur fachlichen Weiterentwicklung bei.

Die Pflegefamilie geht einen Kooperationsvertrag mit dem SIEH ein und erhält einen erhöhten Erziehungsbeitrag, Pflegegeld sowie u.a. Beiträge zu Versicherungen und Altersvorsorge. Profi-Pflegefamilien werden in die Lage versetzt, sich ohne finanzielle Sorgen ganz den Kindern widmen zu können.

Zu Besuch in einer Dortmunder Profi-Pflegefamilie

Wie der Alltag einer solchen „Familienwohngruppe“ aussehen kann, zeigt eine achtköpfige Familie aus Dortmund-Mengede. Nadine und Stefan sind Profi-Pflegeeltern – und das bereits seit acht Jahren.

Mit sechs Kindern, drei leiblichen und drei Pflegekindern zwischen vier und 17 Jahren, leben sie in einem Haus, in dem jedes Kind ein eigenes Zimmer hat. Da die Kinder u.a. durch die Folgen einer fetalen Alkoholstörung sozialpädagogische Bedarfe mit sich bringen, wird die Familie durch Fachkräfte unterstützt.

Für Gymnasiallehrerin Nadine war schon immer klar, dass sie und ihr Mann neben den leiblichen Kindern noch weiteren eine Familie bieten möchten: „Wir möchten, dass auch Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen, die keinen leichten Start ins Leben hatten, im Familienverband aufwachsen können.“

Ihr Mann Stefan widmet sich komplett der Familie. Fürs Städtische Institut für erzieherische Hilfen entschieden sie sich aufgrund der guten Fachberatung, der sehr guten Erreichbarkeit und des fachkundigen Personals, das stets auf ihre Bedürfnisse eingehe, so Nadine.

Interessierte können sich telefonisch oder per Mail an das SIEH wenden

Die Pflegekinder sind fester Teil der Familie, und das Ehepaar unterscheidet nicht zwischen leiblichen Kindern und Pflegekindern. Im Alltag ist oft Organisationstalent gefragt: Jedes Kind hat seine Bedürfnisse und Termine – die Pflegekinder einen erhöhten Förderbedarf. Das kann auch mal an den Nerven zerren, doch genauso viel, wie die Profi-Pflegeeltern ihren Kindern geben, bekommen sie auch zurück, sagt Nadine:

„Wenn dann so ein ,Du bist meine Herzensmama und dich lieb ich‘ von den Kindern kommt, dann weiß man, wofür man sein Herz da geöffnet hat.“ So haben beide Elternteile die Entscheidung für die Pflegekinder nie bereut.

Weitere Infos zu Profi-Pflegefamilien beim SIEH bekommen Interessierte bei Sabine Winterkamp, swinterkamp@stadtdo.de oder telefonisch unter(0231) 50-29131.
Weitere Infos: dortmund.de/sieh

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Reaktionen

  1. Ein Platz für jedes in Not geratene Kind: Stadt möchte Pflegeeltern stärker anerkennen und unterstützen (PM)

    Mehr Geld und mehr professionelle Unterstützung – damit möchte das Jugendamt die Leistungen von Pflegeeltern mehr anerkennen. Sechs neue und verbesserte Angebote sollen die Pflegekinderhilfe auch für Neueinsteiger attraktiver machen.

    Pflegeeltern bieten Kindern, die nicht bei ihren Eltern leben können, ein familiäres Zuhause. Dieses Umfeld ist vor allem für Kinder mit Traumata, Bindungsstörungen oder Entwicklungsverzögerungen von unschätzbarer Bedeutung. Liebevoll versorgt, haben sie die Chance, sich wieder auf sichere und verlässliche Bindungen einlassen zu können. Die Pflegekinderhilfe begleitet und unterstützt die Eltern auf Zeit fachlich und materiell.

    Ziel: ein Platz für jedes in Not geratene Kind

    Leider wollen sich immer weniger Menschen dieser wichtigen Aufgabe widmen. Im vergangenen Jahr konnten daher 265 in Not geratene Kinder keinen Platz in einer Pflegefamilie erhalten. „Wir möchten das schnellstmöglich ändern. Mit den neuen Angeboten und Leistungen wollen wir die Aufgabe attraktiver machen. Unser Ziel ist es, jedem in Not geratenen Kind einen Platz in einer Pflegefamilie anzubieten. Dazu gehört aber auch, dass den Menschen, die sich dafür einsetzen, in jeder Hinsicht mehr Wertschätzung entgegengebracht wird“, betont Jugend- und Familiendezernentin Monika Nienaber-Willaredt.

    Es gibt zwei Gruppen von Pflegeeltern – in der Bereitschaftspflege und in der Vollzeitpflege.

    Bereitschaftspflege

    Diese Familien sind bereit, Kinder von jetzt auf gleich aufzunehmen, auch nachts. Hier sollen die Tagessätze zum Beispiel für den einfachen Tagessatz von 45 auf 60 Euro angehoben werden. Für Familien mit Rufbereitschaft soll zudem ein Verfügungsgeld von halbjährlich 300 Euro beispielsweise für eine Haushaltshilfe eingeführt werden.

    Vollzeitpflege

    Diese Familien geben Kindern oftmals über Jahre hinweg eine neue Familie. Für sie sollen die Pauschalbeträge erhöht werden. Der einfache Erziehungsbeitrag steigt von 420 auf 630 Euro.

    Pflegeeltern, die Elternzeit in Anspruch nehmen wollen, soll eine finanzielle Leistung in Höhe des Elterngeldes gezahlt werden. Hinzu kommt das neue Verfügungsgeld von halbjährlich 300 Euro.

    Ein wichtiger Baustein sind auch die verbesserten pädagogischen Angebote mit Fortbildungen, Ferienfreizeiten und neuen Elterncafés zum Austausch untereinander.

    Der Rat entscheidet am 27. Juni über die Vorschläge.

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